Nach dem Einsatz im Eisbach in der Nacht zum Gründonnerstag sitzen die Feuerwehrleute noch lange zusammen. Mit speziell geschulten Kollegen. „SbK-Team“ nennen sich die Ansprechpartner – das steht für „Stressbearbeitung und kollegiale Betreuung“. Harmlose Begriffe für das, was die Münchner Feuerwehrleute, vor allem die Strömungsretter unter ihnen, in den vergangenen Stunden erlebt haben.
Um 23.30 Uhr sind sie alarmiert worden. Die Sicherungsleine einer Surferin hat sich am Grund verfangen, die 33-Jährige ist von der Eisbachwelle verschluckt worden. Von den Feuerwachen 1, 5 und 6 aus rasen die Retter zum Englischen Garten. Jede Minute zählt. In den Hilfeleistungslöschfahrzeugen fahren „Oberflächenströmungsretter“ mit.

Englischer Garten:Surferin nach Unfall im Eisbach gestorben
Eine Woche nach dem Unglück an der Münchner Surf-Welle ist die 33-jährige Frau nach Angaben der Polizei im Krankenhaus gestorben. Die Stadt hat das Wellenreiten auf dem Eisbach bis auf Weiteres verboten.
Jedes Mitglied der Berufsfeuerwehr hat das in der Ausbildung gelernt. Auch bei ausgewählten Freiwilligen Feuerwehren gibt es Strömungsretter. „Unsere Einsatzkräfte erlernen in der Grundausbildung bereits das nötige Wissen und in praktischen Übungen den Einsatz im Wasser“, erläutert Stefan Kießkalt von der Pressestelle der Münchner Branddirektion. Trainiert werde auch im Eisbach. Auf den Feuerwachen würden spezielle Anzüge vorgehalten, dazu passende Helme und Schuhe.

Jeden Tag werde ein Oberflächenströmungsretter benannt, der sich bei der Fahrzeugübernahme eine passende Ausrüstung bereitlegt. Die restlichen Einsatzkräfte übernehmen die Sicherung des Retters. An Leinen gesichert arbeiten sich die Retter am späten Mittwochabend von zwei Seiten her durch die reißenden Fluten des Eisbachs zu der Verunglückten vor. Es besteht Lebensgefahr – für das Opfer, aber auch für die Retter.
Mit einem Tauchermesser gelingt es den Spezialisten, das Sicherungsseil der Surferin zu durchtrennen. Die Retter können die Frau ans Ufer bringen. Dort wird die 33-Jährige von einem Feuerwehr-Notarzt reanimiert und erstversorgt, ehe sie in äußerst kritischem Zustand in eine Münchner Klinik gebracht wird.
Auf den belastenden Einsatz folgt die Nachbesprechung. Sie ist unbedingt nötig und kann nicht warten. Da war zum einen die dramatische Rettung einer jungen Frau aus den zwölf Grad kalten Fluten des Eisbachs mit der anschließenden Reanimation. Doch auch die Retter befanden „sich in einer potenziell akuten Lebensgefahr“, fasst der Feuerwehr-Sprecher zusammen. Bis zu 25 Kubikmeter Wasser schießen am Unglücksort unter der Eisbachbrücke hervor – in jeder Sekunde.