Kriminalität:Zahl der Einbrüche in München ist rückläufig

Mann hinter einer Glasscheibe model realase vorhanden GER 201609111 Mann hinter einer Glassche

In der dunklen Jahreszeit kommt es vermehrt zu Einbrüchen.

(Foto: imago/Gerhard Leber)
  • Die Zahl der Einbrüche ist in den vergangenen Jahren gesunken, für 2019 rechnet die Polizei mit einem weiteren Rückgang.
  • Die Aufklärungszahlen sind gut, etwa jeder fünfte Täter wird geschnappt.
  • Die größte Gefahr für Einbrecher sind aufmerksame Nachbarn.

Von Max Ferstl

Es war dunkel, als Susanne Ebeling die Haustür aufsperrte, im Garten lag schon etwas Schnee. Sie betrat die Wohnung in Ramersdorf, sah, wie ihre Tochter ins Wohnzimmer stürmte, hörte, wie sie rief: "Mama, du hast die Terrassentür offen gelassen"; doch das hatte die Mama nicht. Die Tür war herausgebrochen worden. Ebeling rannte hinauf in den ersten Stock, "wutentbrannt", wie sie sagt, die Tochter hinterher. "Mama, Mama". Oben: alles herausgerissen, durchwühlt, die Schmuckschatulle leer.

Zwei Jahre später sitzt Susanne Ebeling im Polizeipräsidium und erzählt, wie ihre Familie ausgeraubt wurde. Es war Herbst, wie jetzt. Im Herbst beginnt die Einbruchsaison. Es dämmert früher, das bietet Verbrechern Schutz. Grund genug für die Polizei, die Münchner zur Wachsamkeit aufzurufen. "Unser Ziel ist, dass München für Einbrecher unattraktiv wird", sagt Stefan Kastner, Leiter der Verbrechensbekämpfung. Jede Tat sei für den, der sie begeht, eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Für einen Wohnungseinbruch drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Die Münchner Beamten haben 2018 fast jeden fünften Täter geschnappt. "Das ist ein erhebliches Risiko", sagt Kastner. Für den Verbrecher.

Die Zahl der Einbrüche geht - so sieht es derzeit aus - zurück. Im vergangenen Jahr waren es 1369, die Beute hatte einen Wert von 5,4 Millionen Euro, doch für 2019 rechnet die Polizei mit einer deutlichen Abnahme, etwa auf den Stand von 2011, damals waren es 1035 Fälle. Welche seelischen Spuren so ein Einbruch beim Einzelnen hinterlässt, kann man nicht in Zahlen messen. Deshalb ist Ebeling am Freitag ins Präsidium gekommen, um den Opfern eine Stimme zu geben. Sie sagt, sie spüre heute keine Angst, sondern Wut. Sie habe nicht viel besessen, aber der von der Großmutter geerbte Schmuck, an dem habe sie sehr gehangen. Ebeling sagt auch, dass sie sich heute in ihrer Wohnung zwar sicher fühle, ihre Tochter aber leide noch immer sehr wegen der Ereignisse vor zwei Jahren. "Sie schläft schlecht, geht abends nicht alleine in den ersten Stock."

Die Polizei kann viel tun, Streife fahren und hartnäckig ermitteln. Aber nichts verhindere Einbrüche so zuverlässig, wie aufmerksame Nachbarn. "Der Bürger ist der Dreh- und Angelpunkt", sagt Kastner. So erwischte am Mittwochabend eine 58-jährige Frau in Oberhaching zwei Männer: Laut Polizei hatte sie verdächtige Geräusche gehört und den Schein einer Taschenlampe gesehen, sich daraufhin auf dem Dachboden versteckt und von dort die Polizei angerufen. Die Beamten nahmen die beiden Einbrecher noch im Haus fest.

Die meisten Einbrecher versuchen es mit der Brechstange, erklärt Arno Helfrich, der das Präventionskommissariat leitet. Sehr häufig im Erdgeschoss, oft über die Terrasse oder den Keller. Auch die Täter, die Susanne Ebeling bestohlen haben, kamen durch die Terrassentür. "Der Nachbar hatte nichts gehört. Keiner hat etwas gemerkt", sagt sie. Terrassentüren gelten grundsätzlich als Schwachstellen. "Man muss den Täter dazu bringen, dass er länger braucht", sagt Helfrich. Türen und Fenster können verstärkt werden, sie lassen sich dann viel schwerer aufhebeln, und wer länger hebelt, der kann länger gesehen werden. Das Risiko für den Einbrecher steigt.

Vor einem Jahr ist direkt neben Susanne Ebeling eingebrochen worden. Inzwischen habe ihr Vermieter reagiert, berichtet sie, die Terrassentüren mit Eisenbeschlägen versehen, Kameras installiert, die alte, hölzerne Eingangstür ausgetauscht. "Wir hatten nie vor, dort wegzuziehen", sagt Ebeling, "aber wir halten die Augen mehr offen."

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