Von 8150 Euro pro Quadratmeter vor einem Jahr über 9000 Euro im Herbst auf nun 9500 Euro: Die Kaufpreise für Bestands-Eigentumswohnungen in München sind im vergangenen halben Jahr deutlich gestiegen, aber nicht so schwindelerregend wie im Halbjahr davor. Diese Bilanz hat Stephan Kippes, Leiter des Marktforschungsinstituts beim Maklerverband IVD, am Donnerstag in einem Pressegespräch vorgestellt.
Der Trend in dieser besonders wichtigen Immobiliensparte spiegelt auch die Entwicklung des gesamten Marktes für Wohneigentum. "Die Preisspirale dreht sich unaufhaltsam weiter nach oben, allerdings fallen die Anstiege im Frühjahr 2022 bei den meisten Objekttypen deutlich verhaltener aus als noch in der vorherigen Erhebung", heißt es im Marktbericht.
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Kippes erwartet für die nächsten Monate keine Trendumkehr: "Unter normalen Bedingungen müssen wir davon ausgehen, dass es tendenziell auch bis Herbst eine moderate Steigerung geben wird." Eventuell könne es auch in Richtung Stagnation gehen. Allerdings betonte er auch, dass mehrere Unwägbarkeiten Prognosen derzeit schwierig machten.
Drei Faktoren nannte Kippes: "Der scheußliche Krieg in der Ukraine und damit verbundene Sanktionen könnten Rezessionseffekte bringen." Das würde den Anstieg der Preise möglicherweise dämpfen. "Bremseffekte" könne es auch haben, "wenn die Zinsen merklich steigen". Es kam die Frage auf, was Kippes Leuten raten würde, die aktuell eine Immobilie kaufen wollen und nun Angst vor steigenden Kreditzinsen haben. Er mahnte zur Vorsicht: "Ich würde nicht aus Panik kaufen, weil die Zinsen steigen. Man sollte die Immobilie wirklich vernünftig prüfen und nur kaufen, wenn es wirklich passt."
Das dritte Thema, das Kippes ansprach, war die Inflation, die für Deutschland zuletzt mit einer Rate von 7,3 Prozent angegeben worden war. "Das Thema wird auch den Immobilienmarkt bewegen", prognostiziert der Marktforscher. "Bei einer Inflation von mehr als drei Prozent überlegen die Leute, ob sie mit sehr stabilen Sachwerten besser aufgestellt sind." So könne der Faktor Inflation wiederum eher preistreibend wirken.
Im Zehn-Jahres-Vergleich zeigt sich der starke Anstieg besonders eindrucksvoll
In einer Betrachtung über die vergangenen zehn Jahre zeigt sich, welchen Anteil nach Berechnungen des IVD-Instituts die Inflation an der Preisentwicklung hatte oder - wenn man es andersherum betrachtet - wie stark die Preise sogar ohne Inflation gestiegen wären: 2012 lag der Preis für Bestands-Eigentumswohnungen mit gutem Wohnwert (die zweitbeste von vier Kategorien) in München noch bei etwa 3700 Euro und ist binnen zehn Jahren auf die heutigen 9500 Euro gestiegen. Inflationsbereinigt liegt dieser Wert im Frühjahr 2022 bei 7950 Euro, immer noch mehr als eine Verdopplung binnen zehn Jahren.
Noch teurer sind naturgemäß Neubau-Wohnungen. In diesem Segment hat das IVD-Institut einen aktuellen Durchschnittspreis von 11 700 Euro pro Quadratmeter ermittelt. Auch hier ist der Sprung binnen eines Jahres enorm, hatte der Preis doch im Frühjahr 2021 noch bei 9950 Euro (Herbst 2021: 11 100 Euro) gelegen. Eindrucksvoll ist wiederum der Zehn-Jahres-Vergleich, im Frühjahr 2012 hatte eine neue Eigentumswohnung 4800 Euro pro Quadratmeter gekostet.
Die Spanne in München zeigt sich beim Blick auf die Preise in den gut 60 Stadtteilen, die das IVD-Institut einzeln ausweist und in die Kategorien einfach, mittel, gut und sehr gut einteilt. In den vier "einfachen" Stadtteilen Am Hart, Hasenbergl, Langwied und Neuperlach liegen die Quadratmeterpreise für Bestandswohnungen bei 7300 Euro. Der Wert für "sehr gute" Lagen wie Alt-Schwabing, Haidhausen oder Ludwigvorstadt liegt bei 15 000 Euro.