Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Hoher Anspruch

Die neue Eggarten-Siedlung könnte in Sachen nachhaltiger Stadtentwicklung Maßstäbe setzen

Von Thomas Kronewiter

Am Beispiel der Siedlung Eggarten lässt sich ablesen, dass München in Sachen nachhaltiger Stadtentwicklung viel gelernt hat. Wenn die Investoren und Planer ihre Ankündigungen wahr machen, steckt sehr viel Erfreuliches in dem Projekt, das angesichts der anstehenden Zerstörung einer viel geliebten grünen Idylle inmitten der Millionenstadt einen schwierigen Start hatte. Den künftigen Bewohnern wird der Streit um dieses Kleinod egal sein, viele werden um diese Vergangenheit auch wenig wissen.

Sie werden aber in zumindest lange Zeit preislich gedeckelten Wohnungen leben, mit einem durchdachten Erschließungskonzept, in Apartments, deren Erbauer die Wohnungen zumindest zum Teil nicht meistbietend verkauft, sondern im Bestand behalten haben. Sie werden in einem Quartier mit einer ausgeglichenen Energiebilanz leben, das zumindest ist der Anspruch. Und sie erwartet eine Siedlung, in der Freiräume bleiben, auf kleinen Plätzen und in einer großen Grünzone, mit einer Vielzahl von alten Bäumen, die erhalten werden können.

Dass sich diese Zielsetzungen aus zahlreichen Vorbildern ableiten, ist nicht zu übersehen. Man findet die energetischen Ansätze schon in der Domagkpark-Siedlung und im Prinz-Eugen-Park, man erkennt den Genossenschafts-Schwerpunkt auch im Freihamer Siedlungsprojekt, die Nutzung der Erdgeschosszonen und den Verzicht auf Verkauf auch im Schwabinger Tor. Man sieht, welche positiven wie negativen Erfahrungen die Hauptakteure bei früheren Vorhaben gemacht haben, Gima-Vorstand Stupka etwa bei der Kasernen-Konversion, die Büschl-Gruppe an der Tegernseer Landstraße und in der Debatte um die Neubauplanung der Paketposthalle.

Nun muss der hehre Plan allerdings auch noch in die Tat umgesetzt werden. Dass der Grünbestand weitgehend erhalten werden soll, hatte es ursprünglich auch in der ehemaligen Funkkaserne geheißen. Und das Etikett der ökologischen Mustersiedlung bekommt ein Neubau-Quartier auch nicht zum ersten Mal aufgeklebt. Nur, dass die Planer und die Bauherren nicht immer das darunter verstanden, was sie in Planungs- und Beteiligungs-Workshops zunächst vermittelt haben.

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Quelle:
SZ vom 24.07.2020
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