DrogenkriminalitätMünchner bunkert kiloweise Rauschgift in Wohnung und Keller

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Marihuana, Kokain, Hustensaft - und viel Geld: Stolz präsentieren Münchner Drogenfahnder am Dienstag das Ergebnis einer Durchsuchung im Stadtteil Milbertshofen.
Marihuana, Kokain, Hustensaft - und viel Geld: Stolz präsentieren Münchner Drogenfahnder am Dienstag das Ergebnis einer Durchsuchung im Stadtteil Milbertshofen. (Foto: Martin Bernstein)

Der 22-Jährige will dafür von zwei mutmaßlichen Dealern bezahlt worden sein. Die sind so unvorsichtig, noch während der Polizei-Razzia bei ihm vorbeizuschauen – und sitzen jetzt in Untersuchungshaft.

Von Martin Bernstein

Bereits der durchdringende Geruch an der Eingangstüre ließ ahnen: Es würde um Ungewöhnliches gehen an diesem Dienstagmittag im Münchner Polizeipräsidium. Ungewöhnlich viel lag dann tatsächlich auf dem Tisch, gut bewacht von zwei Beamten des für Rauschgifthandel zuständigen Kommissariats 82: elf Kilogramm Marihuana, ein Paket mit Kokain, dazu 23 000 Euro in bar. Münchner Drogenfahndern war vergangene Woche ein großer Fang gelungen.

Nicht monatelange Ermittlungsarbeit und nicht der oft überstrapazierte „Kommissar Zufall“ hatten diesmal zum Erfolg geführt, sondern ein aufmerksamer Nachbar. Er hatte beobachtet, dass in einer Tiefgarage Merkwürdiges vor sich ging. Ein stillgelegtes Auto stand dort, und immer wieder stiegen verdächtige Gestalten ein und aus. Darüber informierte der Beobachter am Montag vor einer Woche die Polizei.

Als Zivilpolizisten nachschauten, fiel ihnen der Cannabis-typische Geruch auf. Sie informierten ihre Kollegen vom Fachdezernat. Im Auto fanden diese ein Kilogramm Marihuana. Name und Adresse des 22-jährigen Autobesitzers waren rasch ermittelt. Dessen Wohnung lag ganz in der Nähe.

Mit einem richterlichen Durchsuchungsbeschluss statteten die Ermittler dem Mann einen Besuch ab – und sie wurden fündig. Im Keller entdeckten sie ein Kilogramm Kokain, in der Wohnung selbst zehn Kilo Marihuana. Außerdem mehrere Packungen eines codeinhaltigen Hustensaftes – Grundstoff zum Mixen einer derzeit begehrten Partydroge, wie der Leiter des Rauschgiftkommissariats am Dienstag erläuterte. Den Verkaufswert der Drogen bezifferte er auf 200 000 Euro.

Etwa 23 000 Euro in 100er und 50er-Scheinen stellten die Kriminalpolizisten ebenso sicher wie ein großes Fleischermesser. Noch während sie die Wohnung durchsuchten, bot sich ihnen ein 21 Jahre alter Mann gleichsam auf dem Präsentierteller zur Festnahme an. Während ein gleichaltriger mutmaßlicher Komplize auf der Straße wartete, wollte er trotz des Polizeiaufgebots nach seiner Ware schauen.

Alle vier Verdächtigen sind polizeibekannt

Der Wohnungsinhaber klärte die Ermittler auf: Er selbst habe von den beiden 21-Jährigen Geld dafür bekommen, Wohnung, Keller und wohl auch das abgemeldete Auto als Rauschgiftbunker für sie bereitzuhalten. Überdies gab der Mann Hinweise auf einen vierten möglicherweise Beteiligten, einen 24-Jährigen. Alle vier Verdächtigen sind polizeibekannt, allerdings nicht wegen Rauschgiftdelikten.

Die drei mutmaßlichen Drogendealer sitzen seither in Untersuchungshaft. Ihnen werden ebenso wie dem Wohnungsinhaber unter anderem der illegale Handel mit Kokain in nicht geringer Menge sowie der bewaffnete Handel mit Cannabis vorgeworfen. Bei einer Verurteilung könnten Freiheitsstrafen von mehr als fünf Jahren herauskommen. Woher das Rauschgift stammt und ob es Hintermänner gibt, ist offen. „Wir sind am Anfang der Ermittlungen“, sagte der Kommissariatsleiter.

Bei Dreiviertel der Rauschgiftverstöße in München ging es vergangenes Jahr um Cannabis-Produkte oder Kokain. Das geht aus der Jahresstatistik des Polizeipräsidiums hervor. Jedes sechste registrierte Drogendelikt stand im direkten Zusammenhang mit der Einfuhr, dem Schmuggel oder dem Handel mit Rauschgift. Im Mai hatte das Landgericht einen 33 Jahre alten Rauschgiftkurier aus München zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt.

Im Jahr 2024 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums München, das die Stadt und den umgebenden Landkreis mit insgesamt mehr als 1,8 Millionen Einwohnern umfasst, 47 Rauschgifttote gemeldet, 14 Frauen und 33 Männer. 27 von ihnen waren der Polizei laut Sicherheitsreport als Konsumenten harter Drogen bekannt, acht „ausschließlich als Cannabis-Konsumenten“. Zwölf der toten Personen waren zuvor polizeilich nicht im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln in Erscheinung getreten.

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