Süddeutsche Zeitung

Donnersbergerbrücke:Skaten, wo jetzt Autos parken

Ein Münchner Architekt will an der Kreuzung Landsberger-/Trappentreustraße einen Skaterpark entstehen lassen. Nun soll die Stadt die Pläne prüfen.

Von Andrea Schlaier

Es gibt Gegenden in der Stadt, die so hässlich sind, dass vor lauter Wegschauen keiner auf die Idee kommt, dort auch nur eine Metamorphose in Betracht zu ziehen. Der Parkplatz unter der Donnersbergerbrücke gehört dazu, Kreuzung Landsberger-/ Trappentreustraße: dreckig, dunkel, luftverpestet, laut. Schon von Berufs wegen eine Herausforderung für Flavio Cucina.

Und weil der Architekt im Westend wohnt, dort regelmäßig vorbeikommt - und hinschaut -, hat er den Mitgliedern des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe gewissermaßen als Privatmann Pläne für eine bemerkenswerte Umgestaltung vorgelegt: einen Skaterpark, flankiert von Parkmöglichkeiten und Docking-Stationen für "kleinelektrische Fahrzeuge". Viel Zustimmung gab's in der Sitzung des Gremiums, so dass die vorliegenden Pläne jetzt an die städtischen Referate geleitet werden, auf dass diese sie in einer Machbarkeitsstudie prüfen.

Untersucht werden müsste dann wohl auch, was mit den Pkw-Parkern auf der etwa 1000 Quadratmeter großen Fläche passieren soll - eine aufgeregte Debatte wird dem Projekt sicher sein. Flavio Cucina nähert sich dem Thema von der ökologischen Seite: Er könne sich vorstellen, dass durch das Fortschreiten der Elektromobilität auch zunehmend andere Bedürfnisse in den Vordergrund rücken: "Die Frage ist nicht, ob wir in naher Zukunft auf Elektrizität umstellen, sondern wann." Ein Teil des Bereichs unter der südlichen Donnersbergerbrücke könne jedenfalls, glaubt Cucina, als "Docking-Station für viele Kleinelektrofahrzeuge wie E-Bikes oder E-Scooter genutzt werden".

Im Mittelpunkt seiner Idee steht aber ein Skaterpark, dem das gewaltige Brückenbauwerk als Dach dienen soll. Geplant seien außerdem einfache Sitzmöglichkeiten aus Beton und grüne Außenseiten aus Hopfenpflanzen und Efeu; das grüne Konzept hat Cucina gemeinsam mit dem Verein Green City zur Verbesserung der Luftqualität entwickelt; eine Vereinsvertreterin ist zur Vorstellung mit ihm in die Sitzung des Bezirksausschuss gekommen. Wie der Architekt ohnehin mit einer Liste an Unterstützern vorstellig wurde, darunter auch der Verein Skateboarding München. "Den hab' ich kontaktiert", erzählt der Architekt nach der Sitzung, "und für die Leute ist ein Skaterpark hier interessant, weil er ein Dach über dem Kopf hat". Ganz in der Nähe in Nymphenburg gibt es zwar eine beliebte Anlage, allerdings sind die Freizeitsportler dort Wind und Wetter ausgesetzt. Außerdem werde es unter der Donnersbergerbrücke vermutlich wegen des Rauschens der Rollen keine Anwohnerproteste geben.

Bei allem Wohlwollen, das der Idee von den Lokalpolitikern entgegengebracht wurde, gab Anja Kaiser (Grüne) zu bedenken: "Prinzipiell ist das super! Aber ich glaube nicht, dass sich gerade da die Luftqualität sobald bessert". Und für Kinder und Jugendliche, die hier besonders empfindlich reagierten, sei dies bedenklich. Stellvertretende BA-Vorsitzende Ulrike Boesser (SPD) verlängerte die Mängel-Liste um die "große Lärmbelastung an dem Verkehrsknotenpunkt auch durch Tram und S-Bahn."

Florian Kraus (Grüne) hielt dagegen: "50 Meter entfernt ist die Guldeinschule mit Sport- und Spielplatz, das war bisher auch für niemand ein Problem!" Cucina verweist darauf, dass er den Freizeitpark seitlich mit Gläsern schützen wolle, so dass ausschließlich der Bereich zur Trappentreustraße hin offen bleibe. Mit Rückendeckung des gesamten Bezirksausschusses wird sein Vorschlag jetzt erst mal zu den städtischen Prüfern geschickt.

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SZ vom 30.06.2020/imei
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