Süddeutsche Zeitung

Verkehr in München:Was aus der Donnersbergerbrücke werden soll

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Neubau statt Sanierung: Ein Gutachten schlägt ein "robustes Gesamtbauwerk" vor, statt die stark belastete Donnersbergerbrücke teilweise auszubessern.

Von Andreas Schubert

In den Staumeldungen ist die Donnersbergerbrücke seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner. Kein Wunder: Sie gilt mit mehr als 120 000 Fahrzeugen täglich als eine der meistbefahrenen Brücken Europas. Doch nach fünf Jahrzehnten ist die Donnersbergerbrücke sanierungsbedürftig. Jetzt schlägt ein Gutachten vor, die Überführung in spätestens zehn bis 15 Jahren durch einen Neubau zu ersetzen. Die Maßnahme ist Teil des Gesamtkonzepts zur Neugestaltung der Landshuter Allee, mit der sich der Bauausschuss des Stadtrats an diesem Dienstag beschäftigt.

Erstellt hat das Gutachten das Münchner Ingenieurbüro Zilch + Müller Ingenieure. Die Gutachter kommen laut Stadtratsvorlage zwar zu dem Ergebnis, dass für die 120 Meter lange Trogbrücke im Süden über die Landsberger Straße und für die 445 Meter lange Brücke im Norden von der Erika-Mann-Straße bis zum nördlichen Widerlager an der Schulstraße "für sich betrachtet eine sinnvolle Instandsetzung durchgeführt werden könnte". Allerdings sei der 300 Meter lange Abschnitt zwischen diesen Bereichen, der die Bahngleise und Teile der Parkplatzflächen nördlich und südlich der Gleise überbrückt, "aufgrund seines Alters und der Substanz nicht mehr zielführend instand zu setzen".

Bei einem Ersatzneubau drängt allmählich die Zeit, wenn die Stadt nicht Gefahr laufen will, "kurzfristig auf Standsicherheitsprobleme reagieren zu müssen und damit langfristige massive Verkehrsbeeinträchtigungen auf Straße und Schiene hervorzurufen". Die Planungen müssten laut Baureferentin Rosemarie Hingerl deshalb schon 2024 beginnen. Und bereits vorher werden dem Gutachten zufolge bis zum Neubau der Brücke kleinere Instandsetzungen und Behelfsmaßnahmen nötig sein, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

Schon 2018, als die Stadt noch die Pläne für eine Verlängerung des Landshuter-Allee-Tunnels verfolgte, stand fest, dass die 1972 eröffnete Donnersbergerbrücke wegen der jahrzehntelangen Dauerbelastung saniert werden muss. Vor drei Jahren brachte das Baureferat die Idee auf, bei einer Sanierunge nur einen Teil der Brücke abzureißen und stattdessen den Tunnel bis unter die Arnulfstraße zu verlängern. Die relativ steile Auffahrt zur verbleibenden Brücke, so hieß es, wäre voraussichtlich realisierbar.

Doch diese Frage stellt sich heute gar nicht mehr. Denn die Pläne für eine Verlängerung des Tunnels sind auf Beschluss der grün-roten Rathauskoalition bekanntlich vom Tisch. Das Baureferat nimmt deshalb auch die Planungen für die sicherheitstechnische Nachrüstung und Instandsetzung des bestehenden, 1978 gebauten Tunnels wieder auf.

Oberirdisch sollen nun andere Maßnahmen an der Landshuter Allee das Lärmproblem der Anwohner lösen. Das Baureferat hat bereits die Vorplanung für eine Lärmschutzwand an der Borstei erstellt. Diese wäre rund 330 Meter lang und bis zu fünfeinhalb Meter hoch. Damit sänke die Lärmbelastung für die Anwohner deutlich, vor allem in den unteren Geschossen der Wohnhäuser.

Was die Donnersbergerbrücke angeht, so lässt die derzeitige Statik keine zusätzlichen Lärmschutzwände zu. Dazu wäre, wenn überhaupt möglich, eine sehr aufwendige Verstärkung der Brücke nötig. Die Gutachter sehen bei einem Neubau einige weitere Vorteile: Er wäre ein "robustes Gesamtbauwerk", das dem Stand der Technik entspräche. Es müsste nur einmal am Stück gebaut werden, was einen gebündelten Eingriff in den Verkehr bedeuten würde und keine Dauerbelastung durch sich hinziehende Maßnahmen. Außerdem könnten mit dem Neubau auch Forderungen der Deutschen Bahn erfüllt werden, die sich nach oben wie auch in der Breite etwas mehr Platz wünscht - und die sich nach Angaben der Verwaltung auch an den Kosten beteiligen würde. Und ein Neubau ließe auch Lärmschutzwälle zu.

Doch der Lärm ist nicht das einzige Problem an der Landshuter Allee. So soll es beim Thema Luftreinhaltung an der Verkehrsachse, wo nach wie vor die Grenzwerte bei der Stickstoffdioxidbelastung überschritten werden, kurzfristige Maßnahmen geben. Die Verwaltung verweist unter anderem auf das "Pilotprojekt Filtersäulen" des bayerischen Umweltministeriums, das die Wirkung von Luftfiltersäulen im südlich der Nymphenburger Straße gelegenen Abschnitt der Landshuter Allee untersuchen soll.

Ziel des Projektes seien wissenschaftlich abgesicherte Informationen zum genauen Wirkungsgrad von Filtersystemen, um diese künftig in Luftreinhaltepläne integrieren zu können. Das Pilotprojekt, an dem vier bayerische Universitäten beteiligt sind, soll über einen Zeitraum von drei Jahren laufen. Sollte sich zeigen, dass die Filtersäulen die Luft effektiv säubern, könnten sie so lange in Betrieb bleiben, bis die Schadstoffgrenzwerte auch ohne Luftfilter eingehalten werden. Dies soll laut Prognose des Umweltreferats von 2026 an der Fall sein.

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SZ vom 10.05.2021
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