Goldhirse, Perl-Emmer oder Quinoa-Tempeh stehen in den meisten Münchner Haushalten eher selten auf dem Speiseplan. Doch beim Drei-Gänge-Menü unter dem Motto "Klimagerecht Schlemmen und Slammen" im Eine-Welt-Haus stehen sie im Mittelpunkt. Der Koch Vincent Fricke will bei der Veranstaltung im Rahmen des Münchner Klimaherbsts mit seinem Dinner zeigen, wie ein klimagerechtes Menü schmecken kann.
Schwarzkohl aus heimischem Anbau, Kartoffelwürfelchen an knusprig angebratenen Rote-Beete-Scheibchen, dazu Kürbis und Emmer, eine der ältesten kultivierten Getreidearten, bilden den ersten Gang. Wie Berechnungen der Universität Greifswald zeigen, die an diesem Abend als Begleitung zum Menü serviert werden, betragen die Folgekosten dieser Vorspeise nur etwa ein Drittel derer gängiger Antipasti. Denn bei Preiskalkulation vieler Lebensmittel würden häufig "die Kosten für Umweltbelastungen nicht berücksichtigt", sagt Amelie Michalke von der Universität Greifwald.
Statt Fleisch serviert Fricke als Hauptgang Quinoa-Tempeh an Süßkartoffelpüree mit feiner Ingwernote und Goldhirse. Die Folgekosten, so erfährt man, liegen hier bei zehn Cent pro Speise. Bei einem klassischen Schnitzel mit Pommes und Ketchup würden etwa 89 Cent anfallen. Und auch der Gesundheit seien die pflanzlichen Komponenten zuträglich: Das Tempeh, das auf Sojabohnen und Edelschimmel basiert, wirke "sich positiv auf die Darmflora aus", sagt Fricke.

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Das Dessert kommt auf der Speisekarte konventionell daher, überrascht aber auf dem Teller. Hinter "Milchreis mit Schokosauce und Früchten" verbirgt sich abermals eine der ältesten Getreidesorten: Perl-Emmer mit Hafermilch. Zwar sind bei diesem Dessert Palmöl und Kakao mit von der Partie, doch auch bei diesen Lebensmitteln gebe es "fair produzierte Varianten", sagt Fricke. Im Vergleich zu Nachspeisen wie Milchreis mit Himbeersauce fallen beim veganen Gericht etwa 75 Prozent der Folgekosten an.
Zwischen den Gängen wird geslammt: Amelie Michalke widmet sich dem Thema Umweltbelastungen im Kontext des Techno-Hits "How much is the fish?" der Band Scooter und erläutert, wie sich die Produktionsbedingungen auswirken: angefangen bei den Emissionen über Klimawandel bis hin zu Extremwetter-Situationen und den daraus resultierenden Kosten für die Gesellschaft. "Wir haben keine Zeit mehr, uns auszuruhen", sagt die Wissenschaftlerin. Auf diese Problematik aufmerksam zu machen, ist das gemeinsame Anliegen von Tollwood, der Universität Greifswald und den anderen Organisatoren des klimagerechten Dinners.