Verkehrszentrum Deutsches Museum:Wo man auf Schienen fliegen kann

Verkehrszentrum Deutsches Museum: Besucher können jetzt in Halle 1 des Verkehrszentrums ein Stück durch die Luft gleiten. Das Fahrzeug schwebt wirklich - hier über ein rotes Tuch.

Besucher können jetzt in Halle 1 des Verkehrszentrums ein Stück durch die Luft gleiten. Das Fahrzeug schwebt wirklich - hier über ein rotes Tuch.

(Foto: Florian Peljak)

Im Verkehrszentrum des Deutschen Museums lässt sich eine neuartige Magnetschwebebahn erfahren, der "Supra-Gleiter". Wird die Erfindung des Münchner Nobelpreisträger Georg Bednorz auch im Nahverkehr der Zukunft Platz haben?

Von Andreas Schubert

Magnetschwebebahnen haben es hierzulande nicht leicht. Beim Stichwort Transrapid denkt man heutzutage eher an die wirre Stoiber-Rede. Und der Magnetbahn, die die Firma Max Bögl von Neuperlach-Süd nach Taufkirchen bauen wollte, hat der Landkreis München nach eingängiger Prüfung kürzlich eine Absage erteilt. Doch ganz tot ist die Idee noch nicht, auch nicht in München.

Im Verkehrszentrum des Deutschen Museums ist neben allerlei Oldtimern seit vergangener Woche auch eine Demonstrationsanlage für eine neuartige Magnetschwebebahn zu sehen, der "Supra-Gleiter". Der basiert auf der Technik der sogenannten Hochtemperatur-Supraleitung. Von Supraleitung spricht man, wenn der elektrische Widerstand in Metallen plötzlich verschwindet wenn sie fast auf den absoluten Nullpunkt von minus 273 Grad Celsius gekühlt werden.

Bei keramischen Materialien reicht es, sie auf 200 Grad minus abzukühlen. In supraleitenden Kabeln lässt sich dann der Strom nahezu verlustfrei transportieren. Hochtemperatur bedeutet in diesem Fall also: nicht ganz so kalt.

Entdecker dieses Phänomens ist der Physiker und Mineraloge Georg Bednorz, der dafür 1987 zusammen mit Karl Alexander Müller den Physik-Nobelpreis erhielt. "In die Kühlung muss man nur einen Bruchteil der Energie stecken, die sonst in Kabeln durch den Widerstand verloren geht", sagt Bednorz. Eine weitere Eigenschaft von Supraleitern: Sie reagieren auf Magnetfelder.

Verkehrszentrum Deutsches Museum: Entdecker des Phänomens, auf dem die neuartige Technik fußt: Physiker und Mineraloge Georg Bednorz, der 1987 zusammen mit Karl Alexander Müller den Physik-Nobelpreis erhielt.

Entdecker des Phänomens, auf dem die neuartige Technik fußt: Physiker und Mineraloge Georg Bednorz, der 1987 zusammen mit Karl Alexander Müller den Physik-Nobelpreis erhielt.

(Foto: Florian Peljak)

Die Magnetbahn im Verkehrszentrum fährt auf einer Schiene aus permanenten Magneten, während sie von vier Kühlgeräten getragen wird. In diesen sogenannten Kryostaten befinden sich Blöcke aus Supraleiter-Keramik. Wenn die Kryostaten im gewissen Abstand zur Schiene auf minus 200 Grad Celsius gekühlt werden, wird das Magnetfeld der Schiene im Supraleiter quasi eingefroren, also so stabilisiert, dass das Fahrzeug frei über den Schienen schweben kann, ohne seitlich abzugleiten.

Anders als beim Transrapid ist kein Strom in den Schienen. Um das Fahrzeug in der Schwebe zu halten, wird hier nur Energie für die Kühlung verbraucht. Gerade mal ein Kilowatt braucht man, um die Last von einer Tonne zum Schweben zu bringen. Ein Transrapid braucht etwa das Doppelte an Energie.

Nobelpreisträger Bednorz ist skeptisch, ob man mit diesem hier demonstrierten Prinzip auch größere Distanzen in Deutschland zurücklegen kann. "Innerstädtische Strecken mit moderaten Geschwindigkeiten zum Beispiel hier in München kann ich mir schon vorstellen", sagt er. "Für längere Strecken ist allein die Verfügbarkeit der Seltenen Erden, die das Material für die Permanentmagnete sind, das größte Problem."

Museumschef Wolfgang M. Heckl jedenfalls kann sich eine kleine Bahn am Deutschen Museum durchaus vorstellen und kommt bei der neuen Anlage im Verkehrszentrum ins Schwärmen angesichts der, wie er sagt, revolutionären Technik. "Hier im Verkehrszentrum können Besucherinnen und Besucher erleben, wie aus einer Entdeckung eine neue Technologie entsteht, die das Zeug hat, unsere Mobilität zu verändern. Genau so stelle ich mir Wissensvermittlung in einem Wissenschafts- und Technikmuseum vor."

Ausprobieren kann man den Supra-Gleiter am Ende der Halle 1, im Rahmen der täglichen Führungen. Wegen des starken Magnetfeldes der Schienen bleibt Menschen mit Herzschrittmachern oder metallischen Implantaten der Spaß allerdings verwehrt.

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