Deutsches Museum:"Tante Ju" landet an ihrem Stammplatz

Ju 52 kehrt ins Deutsche Museum zurück

"Tante Ju" kommt nun wieder auf ihren Ehrenplatz im ersten Obergeschoss der Luft- und Raumfahrthalle.

(Foto: dpa)

Das Deutsche Museum holt die Ikone der Luftfahrtgeschichte aus dem Depot zurück in die renovierte Ausstellungshalle. Bei dem schwierigen Manöver gibt es eine Schrecksekunde, als ein Seil reißt.

Von Andreas Schubert

Kurz bevor die Junkers JU 52 in die Luft- und Raumfahrthalle des Deutschen Museums einschweben sollte, gab es eine kurze Schrecksekunde. Eines der Seile, an dem der Rumpf des Flugzeugs befestigt war, riss beim Anheben. Wäre das ein paar Minuten später passiert, als sie in der Luft hing, hätte es vermutlich gar nicht gut ausgesehen für "Tante Ju".

Am Sonntag ist das Flugzeug nach fünf Jahren im Depot wieder in die Luftfahrthalle zurückgekehrt. Diese liegt im ersten Bauabschnitt der Renovierung, soll aber Ende des Jahres wieder für das Publikum zugänglich sein. Wann genau die Halle wieder geöffnet sein wird, will das Museum im Oktober bekanntgeben.

Letzte Reise der Tante Ju

Am 11. September 1957 hatte "Tante JU" ihren letzten Flug.

(Foto: Florian Peljak)

Die Junkers JU 52 ist mit einer Spannweite von 29,25 Metern, einer Länge von 18,50 und einer Höhe von 6,10 Meter das größte Exponat in der Luftfahrtausstellung auf der Museumsinsel. Ins Depot musste sie, weil in der Flugwerft Schleißheim kein Platz war und sie zur Ausstellung des Verkehrszentrums des Deutschen Museums an der Theresienhöhe nicht so recht gepasst hätte.

Um 8 Uhr morgens kam die Maschine nun wieder an der Corneliusbrücke an. Ein Tieflader hatte den Rumpf transportiert, ein anderer die Tragflächen. Allein das Abladen und der Transport über die Baustelle zur Halle, wo sie von der Seite hinein gehoben wurde, war aufwendig. Erst musste der rund zweieinhalb Tonnen schwere Rumpf gedreht und auf Rollen gestellt werden, dann zog ihn ein Gabelstapler langsam zur Halle. Nach dem Malheur mit dem Seil schafften es die Arbeiter schließlich dann doch, den historischen Flieger ins Erdgeschoss zu hieven. Demnächst wird das Flugzeug durch den Lichthof in den ersten Stock an seinen früheren Stammplatz gehoben.

Das Flugzeug hat nach Angaben des Deutschen Museums eine bewegte Geschichte. Es wurde 1947 in Frankreich gefertigt und war für das französische Militär in Nordafrika unterwegs. Am 11. September 1957 schließlich hatte sie ihren letzten Flug: Sie wurde von Frankreich nach München-Riem überführt, und dann dem Deutschen Museum übergeben, zu einem symbolischen Kaufpreis von einem Franc. Die Bundeswehr transportierte sie von Riem aus in den Innenhof des Deutschen Museums. Zunächst war sie in der "Historischen Luftfahrt" untergebracht, 1984 zog sie in die neue Luftfahrthalle um. "Die Tante Ju ist eine Ikone der Luftfahrtgeschichte", sagt Luftfahrt-Kurator Andreas Hempfer. "Sie symbolisiert den Aufstieg des Passagierflugs, aber auch die geheime militärische Aufrüstung unter dem Deckmantel der Lufthansa." 5000 Stück der JU 52 wurden zwischen 1932 und 1952 hergestellt. Sie gilt bis heute als extrem robust - noch immer gibt es flugfähige Maschinen dieses Typs. "Wir sind sehr froh, sie wieder hier auf der Museumsinsel zu haben", sagt Hempfer.

Letzte Reise der Tante Ju

Ein Gabelstapler zieht den Rumpf des Flugzeugs zur frisch renovierten Ausstellungshalle des Deutschen Museums.

(Foto: Florian Peljak)

Alle anderen Flugzeuge sind bereits im ersten Stock. Insgesamt verfügt die Luftfahrtausstellung über 3000 Exponate, die Junkers JU 52 ist das einzige begehbare. Hempfer freut sich auch darüber, dass eine Öffnung der Ausstellung in Aussicht ist. Deren Konzept ist komplett überarbeitet worden. Standen früher vor allem die technischen Aspekte der Exponate im Vordergrund, werden diese nun chronologisch in einen gesellschaftlichen Kontext einordnet. Dazu gehört auch die Rolle der Flugzeuge in Kriegszeiten und die Geschichte der Luftfahrtunternehmen, die während des Nationalsozialismus auch Zwangsarbeiter beschäftigten, etwa Messerschmitt oder Heinkel. Natürlich wird aber auch die Technikgeschichte eine tragende Rolle spielen. "Wir wollen keine Gedenkstätte sein", sagt Hempfer.

Für die Besucher des Deutschen Museums ändert sich von Ende des Jahres an einiges. Denn nach dem hinteren Trakt kommt dann die Vorderseite mit der Sanierung dran, die bis 2028 dauert. Das bedeutet unter anderem auch, dass die Besucher nun zwar wieder eine ausführliche Luft- und Raumfahrtausstellung besichtigen können, die Schiffsausstellung ist dann aber geschlossen, die meisten Exponate kommen, sofern ihre Größe einen Abtransport zulässt, ins Depot.

Der Eingang für das Publikum wird während der zweiten Bauphase zur Corneliusbrücke hin verschoben. Dort ist auch ein vorübergehendes Empfangsgebäude samt Garderoben entstanden. Trotz der Renovierung und der stark eingeschränkten Ausstellung ist das Haus derzeit gut besucht, nachdem es wegen des Corona-Lockdowns vier Monate lang geschlossen war. Museumssprecher Gerrit Faust verweist darauf, dass ja auch trotz Bauarbeiten immer noch 25 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zu sehen seien.

Auch eine der beiden Sternwarten wolle man wieder öffnen, sobald es die Corona-Lage erlaubt. Man arbeite bereits an einem Konzept.

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