Henrik Häcker:Ein neuer Mann für die Baustelle

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Weil die Kosten für die Sanierung des Deutschen Museums aus dem Ruder laufen, wird der bisherige Chef künftig einen kaufmännischen Direktor an seine Seite bekommen.

Von Martina Scherf

Das Deutsche Museum erhält eine Doppelspitze. Der Manager Henrik Häcker soll künftig Generaldirektor Wolfgang Heckl als kaufmännischer Leiter unterstützen. Er kommt von der Eventarena in Oberhausen und wird seinen Posten spätestens zum 1. Oktober antreten, heißt es aus dem bayerischen Wissenschaftsministerium. Die Erwartungen an den Diplomkaufmann sind hoch: Er soll die ausufernden Kosten für die Sanierung des Museums in den Griff bekommen.

Häcker, Jahrgang 1963, ist gebürtiger Baden-Württemberger und hat an der Universität Mannheim Betriebswirtschaft studiert. Er war mehrere Jahre in leitender Funktion bei der Messe Stuttgart tätig, danach zehn Jahre lang Geschäftsführer des Messezentrums Salzburg. An beiden Orten hatte er es mit großen Bauprojekten zu tun. Er gilt als national und international gut vernetzt. 2017 wechselte er zur Eventagentur SMG Entertainment und leitet seither die König-Pilsener-Arena, eine der größten Konzerthallen im Ruhrgebiet.

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Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) betont die Bedeutung dieser Personalie: "Das Deutsche Museum ist ein ganz besonderes Aushängeschild des Freistaats. Das Amt eines kaufmännischen Leiters zu besetzen, ist angesichts des Mammutprojekts ,Zukunftsinitiative Deutsches Museum' ein konsequenter und richtiger Schritt." Generaldirektor Heckl habe in Häcker künftig einen Partner an seiner Seite, "der ihm mit seinem kompetenten Blick von außen den Rücken für strategische Aufgaben freihalten und sich auf die kaufmännische Leitung und die Verwaltung dieses riesigen Tankers konzentrieren wird." Der Verwaltungsratsvorsitzende Axel Cronauer sagte, er sei sehr froh, "dass es der Findungskommission gelungen ist, mit Herrn Häcker eine so profilierte und erfahrene Führungskraft für diese Position zu gewinnen".

Der Wunsch der beiden Hauptgeldgeber des Museums - Bund und Freistaat - war es, dass der Posten so schnell wie möglich besetzt wird. Denn seit Längerem laufen die Kosten für die vor zehn Jahren beschlossene Sanierung aus dem Ruder. Das Controlling vermisste belastbare Kalkulationen. Als im vergangenen Jahr klar wurde, dass das Projekt auf halber Strecke liegen bleibt, wenn nicht mehr Geld fließt, hatte sich Sibler dafür eingesetzt, dass der Freistaat weitere 150 Millionen Euro frei gibt, und auch die Bundesregierung sagte die gleiche Summe zu. Die Gesamtkosten liegen derzeit bei 745 Millionen Euro.

Henrik Häcker wurde im Sommer 2020 geholt, um die Finanzen des Deutschen Museums zu ordnen. (Foto: Johann Morozov Inga Erbes)

Die Museumsleitung stellt gerne den Vergleich mit anderen Großbaustellen an. So liegen die Kosten für die Sanierung der Berliner Museumsinsel inzwischen bei weit mehr als einer Milliarde Euro. Auf der Münchner Museumsinsel sind es nicht nur die immens gestiegenen Baukosten. Es sind auch die besonderen technischen Herausforderungen in einem Ensemble, an dem seit Kriegsende kaum etwas saniert wurde.

Die Dimension des Projekts war allerdings vom Bauherrn von Anfang an unterschätzt worden. "Immerhin ist das ein Betrieb mit einem laufenden Etat von über 110 Millionen, mehr als 600 Mitarbeitern und Baukosten von über 700 Millionen Euro. Das kann einer allein nicht managen", begründete der Kuratoriumsvorsitzende Andreas Biagosch Anfang dieses Jahres die Notwendigkeit eines Kaufmanns in der Museumsleitung. Zuletzt hatte es immer wieder Klagen der beteiligten Firmen über die Projektsteuerung gegeben. Vor einem Jahr hatte dann auch noch das Architekturbüro Insolvenz angemeldet; ein neues Büro, Rhode Kellermann Wawrowsky mit Sitz in Düsseldorf, stieg in die laufende Sanierung ein.

Eine große Herausforderung wartet also auf den Mann von der Ruhr. Henrik Häcker sei "eine Bereicherung", sagt Wolfgang Heckl, "wir freuen uns, einen so erfahrenen Manager für das Deutsche Museum gewonnen zu haben. Herr Häcker bringt alle Schlüsselqualifikationen für seine neue Aufgabe mit, und er wird uns bei unseren großen und wichtigen Projekten in den kommenden Jahren entscheidend unterstützen." Häcker selbst sagt, er kenne das Museum bisher nur von Familienbesuchen. Er freue sich auf die neue Aufgabe und das Team. "Es ist etwas ganz Besonderes, in Deutschlands bedeutendstem und besucherstärkstem Museum arbeiten zu dürfen. Ich werde mit aller Kraft dabei helfen, dass es seinen erfolgreichen Weg in die Zukunft fortsetzt."

© SZ vom 23.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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