Deutsches Museum:Bauer sucht Schau

Deutsches Museum: Sogar eine sanierte Almhütte aus dem Tegernseer Tal wird im Deutschen Museum gezeigt: Generaldirektor Wolfgang Heckl und Maria Thon, Chefin der Baywa-Stiftung.

Sogar eine sanierte Almhütte aus dem Tegernseer Tal wird im Deutschen Museum gezeigt: Generaldirektor Wolfgang Heckl und Maria Thon, Chefin der Baywa-Stiftung.

(Foto: Smith/imago)

Das Deutsche Museum bereitet eine neue Ausstellung über Landwirtschaft vor. Doch die größte Chance wurde dabei möglicherweise vertan.

Glosse von Stefan Simon

Um Enttäuschungen vorzubeugen: Inka Bause wird kein Exponat in der neuen Dauerausstellung des Deutschen Museums sein. Dort wird gerade die alte Abteilung "Agrartechnik" aufgerüscht, von Juli an ist sie wieder geöffnet und heißt dann etwas einladender: "Landwirtschaft und Ernährung". Und wer, wenn nicht Bause hätte darin einen Platz verdient? Wer 18 Jahre lang "Bauer sucht Frau" bei RTL moderiert, gerade läuft die neue Staffel, hat jedes Recht auf einen Austrag - doch der findet beim Fernsehen traditionell in Wiederholungen und nicht in Vitrinen statt. Leider geht es deshalb im neuen Ausstellungsbereich "Idyll und Wirklichkeit" nur um Erzeuger-, nicht um Einschaltquoten.

Wie viele Stadtkinder, die in diesem Jahr ihr Abitur machen, kennen das Leben auf dem Bauernhof von Geburt an nur als Fernseh-Kuppelshow? Beziehungsstatus: schwierig. Als die Kinder früher in der Werbung lernten, dass Kühe lila sind und Milch in Tüten wächst, wurde der "Urlaub auf dem Bauernhof" erfunden. Nur ging es dann mit dem Höfesterben schneller voran, als Münchner Eltern einen Aufenthalt bei bayerischen Ureinwohnern buchen konnten. Gut, dass RTL sofort zur Stelle war, jetzt muss man sich zum Lernen nicht einmal ins Auto setzen, sondern zappt einfach vorbei. Und: Man kann nicht mehr nur in Ställe und Stuben schauen, sondern sogar in manches Oberstübchen. Schon 2008 bekam die Moderatorin dafür den einzig folgerichtigen Preis: die "Goldene Henne".

Es wäre zu schön, könnte man Inka Bause im Deutschen Museum hinter ein Pult mit Druckknöpfen setzen. Drei sollten für einen ersten Eindruck reichen, sie könnte dann abwechselnd ansagen: "der knackige Kartoffelbauer", "die charmante Schafhalterin" oder "der pfiffige Pferdewirt". Beim Drücken würde jedes Mal auch kurz ein Lächeln angehen, und die Augen blitzten im Takt der Alliterationen.

Vielleicht kommt die Idee zu spät, vielleicht könnte RTL aber auch eines Tages die Baywa als Sponsor ersetzen. Dann müssen endlich keine Fernsehteams mehr raus aufs Land, sondern alle Bauern kommen mit den Kandidatinnen zum Dreh nach München. Nach einer Begrüßung auf der Museumsinsel müssen sie, von Kameras begleitet, gemeinsam durch das berühmte Bergwerk irren, den Astronomie-Turm rauf und runter, vorbei am Faraday'schen Käfig und immer wieder durch die begehbare Körperzelle - bis sie endlich die legendäre Moderatorinnen-Vitrine finden. Ausstellung und Sendung muss man dann nur noch umbenennen: Bauer sucht Schau.

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