Deutsches Museum:Generalsanierung dauert mindestens bis 2028

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Die Sanierung des Deutschen Museums erweist sich als kompliziertes und kostspieliges Projekt. (Foto: Florian Peljak)

Damit wird das millionenschwere Projekt erst drei Jahre später fertig als ursprünglich geplant. Trotzdem ziehen bereits wieder Exponate und Ausstellungen ein.

Von Laura Kaufmann

Mit einer Almhütte fängt also der Anfang vom Ende an. Falls man es als Andeutung des Abschlusses der Arbeiten am ersten Bauabschnitt deuten möchte, dass nach und nach die ersten Exponate aus den Depots zurück auf die Museumsinsel gebracht werden. Bis dann auch der zweite Abschnitt der von Pleiten, Pech und Pannen verfolgten Sanierung des Deutschen Museums bewältigt sein wird, ist es noch eine Weile hin. 2028 ist die Jahreszahl, die jetzt im Raum steht.

Generaldirektor Wolfgang Heckl steht in Sicherheitsweste und mit Helm vor der historischen Almhütte aus der Tegernseer Region. Sie ist Teil der Ausstellung "Landwirtschaft und Ernährung", die gerade im dritten Stock eingerichtet wird. Höchstwahrscheinlich war sie einmal recht einfach zu erbauen: eine Säge, Holzbalken, fertig ist die Heidi-Romantik. Mit marodem Beton und insolventen Architekturbüros mussten sich die Bauherren damals sicher nicht plagen. Sie hatten aber auch keine 745 Millionen Euro zur Verfügung, davon darf ausgegangen werden.

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"Wenn nichts mehr dazwischen kommt, werden wir Ende '21 den ersten Renovierungsabschnitt wieder eröffnen können", sagt Heckl. 21 Dauerausstellungen auf 20 000 Quadratmetern wird das Museum dann haben, 19 davon komplett neu. Nach der "Landwirtschaft und Ernährung" folgt die Ausstellung "Gesundheit" nebenan mit historischer Apotheke, auch die neue Museumsgastronomie "Frau im Mond" auf der Raumfahrtterrasse soll dann eröffnen.

Die neuen Finanzhilfen von Bund und Land, die Ende letzten Jahres bewilligt wurden, zusätzliche 150 Millionen Euro jeweils, hätten das Museum in die Lage versetzt, nun auch den zweiten Bauabschnitt anzugehen, so Heckl. Vielleicht Ende 2027, aber spätestens 2028 könne man wieder komplett eröffnen, 125 Jahre nach der Idee "unseres Gründervaters, das Museum zu gründen", sagt der Generaldirektor.

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(Foto: Claus Schunk)

Mit einer Hebebühne wird der "Schrotttornado" für die Elektronikausstellung installiert.

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(Foto: Claus Schunk)

Die Bildhauerinnen Sibylle Kobus und Sabine Köhl (im Bild) fertigen die Installation an.

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(Foto: Claus Schunk)

Vor der historischen Almhütte stehen (von links) die Kuratoren Thomas Röber und Sabine Gerber mit Wolfgang Heckl und Dieter Lang.

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(Foto: Claus Schunk)

Generaldirektor Wolfgang Heckl ist zuversichtlich, dass Ende des kommenden Jahres der erste Renovierungsabschnitt wieder eröffnet werden kann.

Nach und nach werden die Exponate aus den Depos wieder zurückgebracht. Zum Beispiel der alte Dampfbackofen.

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(Foto: Claus Schunk)

Und die Brauereikessel.

Ursprünglich wollte man zum 100. Jubiläum des Museums im Jahr 2025 fertig mit der Sanierung sein. Oskar von Miller hätte schließlich auch 22 Jahre gebraucht, bis er es eröffnen konnte, und hätte es zugleich leichter und schwerer gehabt, sagt Heckl. Leichter, weil er nicht so viele Auflagen erfüllen musste. Schwerer, weil ihm der Erste Weltkrieg dazwischen kam.

Dass die Sanierung ein gewaltiges Projekt werden würde, war von vorneherein klar. Doch dann stellte sich das Gebäude als maroder heraus als gedacht, das Architekturbüro musste Insolvenz anmelden und die Sanierung war mit den ursprünglich geplanten 400 Millionen Euro bis zum Jahr 2025 nicht mehr zu machen. Zudem arbeitet man sozusagen am offenen Herzen, das Museum blieb die ganze Zeit über geöffnet - aus diesem Grund gliederte man die Sanierung auch in zwei Bauabschnitte.

Mit etwas Glück wird sich die Corona-Pandemie nicht allzu sehr auf den Baufortschritt auswirken. Auf die Einnahmen aber durchaus. Knapp acht Wochen war das Deutsche Museum komplett geschlossen, wegen der Abstandsregelungen ist die Besucherzahl nun begrenzt. Am schwächsten Tag seit der Wiedereröffnung waren 91 Menschen da, so wenige wie noch nie. Immerhin kamen vergangenen Samstag wieder 2200. Für das Museum bedeuten die geringen Besucherzahlen 1,9 Millionen Euro Einnahmen weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres.

Touristen und Schulklassen werden vorerst weiter ausbleiben, dafür hat sich das Museum einiges zur Kompensation ausgedacht: Viele Shows finden jetzt im Innenhof statt, der außerdem zur Bühne für Musiker wie die Spider Murphy Gang oder Dreiviertelblut und Kabarettisten wie Christian Springer wird. Und digitale Besucher, die Online-Rundgänge durch das Museum unternehmen, werden um Spenden gebeten, so sind immerhin 8000 Euro zusammengekommen.

Dass die Sanierung des Deutschen Museums ein gewaltiges Projekt werden würde, war von vorneherein klar. Doch dann stellte sich das Gebäude als maroder heraus als gedacht. (Foto: Claus Schunk)

Dieter Lang, der Generalbevollmächtigte Bau, ist froh, dass es nun sukzessive in den unproblematischeren Ausstellungsbau übergeht. "Es war hier kein Stein mehr auf dem anderen, wir mussten Stützen im Keller erneuern, auf denen das ganze Haus steht. Wir sind also froh, dass wir das Haus einigermaßen im Originalzustand zeigen können." Die historische Struktur des Gebäudes werde so gut wie möglich gezeigt, wie das eben bei der hohen Installationsdichte möglich sei.

Die Planungen für den zweiten Bauabschnitt, für den die zusätzlichen 300 Millionen Euro bewilligt wurden, beginnen im Herbst. Manches aus dem zweiten Bauabschnitt sei noch nicht finanziert, sagt Heckl. Er hofft zum Beispiel, für die Physikausstellung weitere Spenden sammeln zu können. Was das Auftreiben von Geld angeht, hat er sich schon in der Vergangenheit als findig erwiesen. Ansonsten müsse mit den 300 Millionen Euro eben manches "low budget" geplant werden, wie er es nennt. Das frische Geld wird auch nicht auf einmal überwiesen, sondern in einem Tranchenmodell über die nächsten Jahre zur Verfügung gestellt.

Die neue Landwirtschaftsausstellung - früher ging es hier vor allem ums Zeigen von Maschinen und Erklären von Methoden - ist so zurückgebracht worden, dass das Museum die dazugehörigen Pläne mit Stolz präsentiert: Die Schau werfe jetzt auch größere Fragen auf, wie Kuratorin Sabine Gerber erklärt. Sie stelle die Anforderungen an die moderne Landwirtschaft dar, die wachsende globale Bevölkerung zu ernähren bei gleichbleibender Nutzfläche, die ethischen Konflikte, das Verhältnis Mensch und Nutztier. Noch ist nicht viel davon zu sehen im dritten Stock des Museums, immerhin die Gerüste für die Regale sind schon in den Raum gebracht. Und die Almhütte vom Tegernseer Land, die wirkt stabil wie eh und je.

© SZ vom 15.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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