Ein Kabelbrand im Münchner Stadtteil Obermenzing hat zu erheblichen Störungen im Bahnverkehr in ganz Süddeutschland geführt. Unter anderem war die ICE-Strecke Nürnberg-Erfurt gesperrt, weil durch die Störung die Signale auf Rot sprangen und keine Züge mehr in bestimmte Streckenabschnitte einfahren konnten.
Das Problem hatte am Mittwoch zwischen 15.00 und 20.00 Uhr für etwa fünf Stunden bestanden. Tausende Fahrgäste seien nur mit Verspätung ans Ziel gekommen, einige ICE seien komplett ausgefallen, teilte die Deutsche Bahn mit.
Das Unternehmen hatte in einer ersten Mitteilung von einem „Brandanschlag“ gesprochen. Dieses Wort benutzte die Polizei am Donnerstag nicht, sie ermittelt wegen Sachbeschädigung. Es gebe Hinweise, wonach der Brand mit Absicht herbeigeführt worden sein könnte, so das Polizeipräsidium München.
Der Schaden war im Bereich der Härtingerstraße in Obermenzing aufgetreten, an der Bahntrasse zwischen München und Regensburg. Gegen 5.40 Uhr hatte die Notfallleitstelle der Bahn die Bundespolizei über einen Kabelbrand informiert, der aber bereits erloschen war, als ein ebenfalls von der Bahn alarmierter Techniker an der Stelle eintraf. Die Münchner Polizei wurde hinzugerufen, weil die Örtlichkeit in ihren Zuständigkeitsbereich fällt.
Die Kriminalpolizei fand Spuren, die darauf hinweisen, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde. Durch den Brand wurden neben den Schienen verlaufende Glasfaserkabel beschädigt; dies erklärt die gravierenden Auswirkungen. Nach Darstellungen der Bahn kam es insgesamt zu mehr als 90 Zugausfällen.
Im Großraum München hat es in den vergangenen Jahren zahlreiche Anschläge auf Einrichtungen gegeben, die zur kritischen Infrastruktur gerechnet werden. Die deshalb eigens eingerichtete „EG Raute“ prüfte den Kabelbrand in Obermenzing, wird die Ermittlungen in diesem Fall aber nicht übernehmen. Sie sehe –bisher – keine Zusammenhänge zu den Anschlägen in ihrem Verantwortungsbereich, so ein Polizeisprecher.
Am 22. Februar waren bei einem länderübergreifenden Einsatz in Deutschland und Österreich acht Anwesen (drei davon in München) durchsucht und zwei Personen aus der anarchistischen Szene festgenommen worden, gegen die ein Anfangsverdacht besteht, an der Raute-Serie beteiligt zu sein. Zu dieser rechnet die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus nach letzten Darstellungen 34 Brandfälle seit Mai 2023.