Verkehr in München:Der GDL-Streik bremst nur wenige Reisende aus

Anders als vor knapp zwei Wochen stellen ausfallende S-Bahnen und Züge die Münchner am Montag kaum vor Probleme. Verständnis und Kritik am Ausstand halten sich unter den Reisenden die Waage.

Von Andreas Schubert

Es ist ruhig an diesem Montagmorgen am Münchner Hauptbahnhof. Seit Samstag läuft die zweite Runde im Streik der Bahngewerkschaft GDL, seit Montagfrüh, 2 Uhr, wird auch wieder der Personenverkehr bestreikt. Der Ausstand soll bis Mittwoch, 2 Uhr, dauern. Doch anders als vor knapp zwei Wochen, als die GDL den Ausstand relativ kurzfristig angesetzt hat, waren die Reisenden diesmal offenbar gut vorbereitet, haben Züge umgebucht oder ihre Reise gar auf einen anderen Termin verlegt.

So ist diesmal keine Schlange vor dem Reisezentrum, nur vereinzelt sitzen um 8 Uhr morgens Passagiere mit säuerlichen Mienen auf den Wartebänken. Das ältere Paar auf Cuxhaven etwa, dessen ICE nach Hamburg um 7.53 Uhr hätte fahren sollen, aber streikbedingt ausgefallen ist. Schon ärgerlich seien sie, sagen beide, vor allem, weil sie abends noch auf einen Geburtstag eingeladen seien. Jetzt kämen sie erst eine Stunde später los, dann werde es ein bisschen knapp. Dass die GDL schon wieder streikt, dafür habe man nur wenig übrig, sagt der Mann, der seinen Namen nicht verraten will.

Eine andere Reisende, die gerade aus Stuttgart mit dem ICE angekommen ist, zuckt dagegen mit den Schultern. Ja, sagt sie, man müsse sich als Fahrgast eben informieren, dann klappt das schon. Dass die in der GDL organisierten Lokführer, Zugbegleiter und auch Fahrdienstleiter streiken, damit müsse man eben zurechtkommen. Für mehr Einschätzung bleibt keine Zeit. Wie die allermeisten Zugreisenden, die diesen Morgen in München aussteigen, eilt auch sie schnell weiter ins Untergeschoss Richtung S-Bahn. Im Zwischengeschoss stehen DB-Mitarbeiter und beantworten die Fragen der Passagiere. Dieses Mal ist der Andrang allerdings wesentlich geringer.

Wie schon beim jüngsten Streik halten sich Verständnis und Kritik an der Gewerkschaft wieder die Waage. Den Streik als Grundrecht erkennen viele an, doch wenn die eigene Pünktlichkeit betroffen ist, so ist auch unten am S-Bahnsteig zu hören, hört der Spaß auf. Dabei sind die S-Bahnen, so sieht es aus, stabil im Notfahrplan unterwegs. Einige Linien fahren im Stundentakt, andere, wie die S 8 zum Flughafen, alle 20 Minuten. Die Bahn liefert ihre Informationen auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen. Sonderlich voll sind die S-Bahnen nicht, auch am Bahnsteig ist normales Passagieraufkommen. Abgesehen von den Anzeigen und den Ansagen des Bahnpersonals ist kaum wahrzunehmen, dass gerade gestreikt wird. Dass ein Chaos ausbleibt, dürfte auch der Ferienzeit geschuldet sein, in der keine Schüler und viel weniger Pendler aus dem Umland mit den S-Bahnen unterwegs sind.

Oben in der Gleishalle ist schon eher ein Unterschied erkennbar. Hier ist es viel leerer als sonst. Nur etwa ein Viertel der Fernzüge können fahren, bei den Regionalzügen versucht die Bahn, zumindest 40 Prozent der Kapazitäten anzubieten.

Außer um Löhne gehe es bei dem Ausstand auch um die Arbeitsbedingungen des Zugpersonals, sagt der Streikleiter der GDL

Vor der Bahnhofsmission ist die übliche Schlange aus etwa einem Dutzend Hilfesuchenden, recht viel mehr ist auch vorne am Streikposten an der Dienststelle nicht los. Die Streikenden haben sich auf ein paar Stühlen niedergelassen, an der Glasscheibe über der Paul-Heyse-Straße haben sie ein Transparent angebracht, vor dem wiederum die nicht streikenden Kollegen im Bereitschaftsdienst warten.

Uwe Ixmeyer, der Streikleiter der GDL am Hauptbahnhof, ist schon seit 5.30 Uhr vor Ort und verwaltet die Liste, in die sich die streikenden Kollegen eintragen. Seit 1989 ist es Lokomotivführer und erklärt, die GDL habe in der Vergangenheit viel für die Mitarbeiter erreicht. Das wolle man nicht wieder aufgeben, außer um Löhne gehe es auch um die Arbeitsbedingungen des Zugpersonals. Dass es nach diesem Ausstand einen weiteren geben werde, schließe er nicht aus, sagt Ixmeyer.

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