Maxvorstadt:Die Dichter-Villa wird neu gedacht

Maxvorstadt: Der Querbau muss einem Anbau weichen: die ehemalige Villa des Schriftstellers Paul Heyse in der Luisenstraße.

Der Querbau muss einem Anbau weichen: die ehemalige Villa des Schriftstellers Paul Heyse in der Luisenstraße.

(Foto: Catherina Hess)

Hinter der Glyptothek beginnen bald die Bauarbeiten am einstigen Domizil von Paul Heyse. Über die Pläne für das Denkmal in der Maxvorstadt wird bis heute gestritten.

Von Ilona Gerdom

Die meisten Zimmer der Paul-Heyse-Villa in der Maxvorstadt stehen inzwischen leer. Die Mieterinnen und Mieter seien "weitestgehend" ausgezogen, erklärt der Eigentümer. Nach Jahren des Streites und einer Einigung vor Gericht stehen nun ein Umbau und Anbau bevor.

Gerade sei man an der Luisenstraße 22, nahe dem Königsplatz, mit "vorbereitenden Maßnahmen" beschäftigt, erklärt Architekt Carlos Graf Maltzan. Er ist nicht nur Eigentümer des Areals, sondern hat den zweigeschossigen Anbau mit Dachgeschoss, der an der Grenze zum Glyptothek-Garten entstehen soll, selbst entworfen. Die Grundfläche des neuen Gebäudes betrage etwa "15 Meter auf 19 Meter". Oben, auch unter dem Dach, solle später gewohnt werden, im Erdgeschoss und ersten Stock Geschäfte und Büros einziehen. Dazu ist eine Tiefgarage geplant. Für das Projekt muss der bisherige Querbau weichen.

Erhalten bleibt die Villa selbst. Sie wurde wohl 1835 erbaut. 30 Jahre lang lebte hier der Dichter Paul Heyse, dem sie ihren Namen verdankt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war nur wenig übrig vom Originalbau. Allerdings stellte man das Gebäude in reduzierter Form wieder her. Nach wie vor gilt es als wichtiger architektonischer Bestandteil der Maxvorstadt.

"Maßvoller Neubau" statt Abriss

Deshalb gab es Widerstand, als Reinhard Zinkmann das Grundstück 2013 erwarb. Seine Bebauungsideen stießen sowohl bei der Bevölkerung als auch beim Planungsreferat auf Ablehnung. Vor Gericht konnte man sich nicht einigen. Maltzan kaufte Zinkmann die Immobilie ab.

Doch damit fand der Streit erstmal kein Ende. 2017 einigte man sich schließlich vor dem Verwaltungsgericht auf die Errichtung eines "maßvollen Neubaus". Man habe befürchtet, dass es ohne Vergleich zum Abriss der Villa gekommen wäre, so die Lokalbaukommission später. Mit dieser Lösung bleibe das Gebäude ein Baudenkmal. Es soll nun saniert und umgebaut werden. Die Nutzung solle "ähnlich wie bisher" bleiben, sagt der Architekt. Heißt: im Erdgeschoss Gewerbe und oben Wohnungen.

Seit dem Kompromiss sind weitere Jahre ins Land gezogen. "Es musste eine Baugenehmigung eingeholt werden", erklärt der Eigentümer. Man habe sich mit den Mieterinnen und Mietern einigen müssen. In der zweiten Jahreshälfte sollen die Bauarbeiten aber beginnen. Dauern werden sie "voraussichtlich drei, vier Jahre".

Umstritten bleibt das Vorhaben weiterhin. "Der Bezirksausschuss (BA) war nie dafür", sagt Gremiumschefin Svenja Jarchow-Pongratz (Grüne). In der Vergangenheit hatte sich der BA mehrfach dagegen ausgesprochen. Die Vorsitzende ist der Meinung, dass es in der Maxvorstadt nicht noch mehr Büroräume brauche. Dass auch für dieses Bauprojekt Bäume fallen müssen, sei "unsäglich" und "nicht mehr zeitgemäß".

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