Zerwirkgewölbe:Münchens zweitältestes Gebäude steht leer

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Ein unscheinbarer Schatz: Das Zerwirkgewölbe stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist damit das zweitälteste Gebäude Münchens. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Zerwirkgebäude muss dringend saniert werden. Wer die Kosten dafür übernimmt, ist noch unklar.

Von Julian Raff

Wer sich auf dem Weg zum Hofbräuhaus durch die enge Passage zwischen Burg- und Ledererstraße zwängt, lässt kurz drauf gern eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Altstadt links liegen, erst recht, seit es nicht mehr gastronomisch genutzt wird: Das Zerwirkgewölbe, Münchens zweitältestes Gebäude, beherbergte vor Corona drei Lokale und ist nun ein Sanierungsfall mit noch ungeklärter Zukunft.

Das Haus aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (mutmaßlich 1264) fällt äußerlich vor allem durch zwei Wandmalereien auf, die auf das namensgebende "Zerwirken", also das Zerlegen der Jagdbeute hinweisen. Die Geschichte brachte diverse Nutzungen, von der erst herzoglichen, später bürgerlichen Wildmetzgerei über die Falknerei, bis hin zu diversen Gaststätten, darunter Deutschlands erstes veganes Lokal und zuletzt der "Crux-Club", der Italiener "Fedora" und die nach Sendling umgezogene "Spezlwirtschaft". Die staatliche Brauerei Hofbräu - einstiger Hausherr von 1733 bis 1808 - hatte das Gebäude von 2005 bis 2020 vom Freistaat gepachtet und an die Wirte weiter vermietet. Im Herbst 2019, am Vorabend der Coronakrise, plante die Staatsbrauerei hier eine Art Zweigstelle ihrer weltberühmten Schankstätte am Platzl, zugleich zeichnete sich erheblicher Sanierungsbedarf im alten Gemäuer ab.

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Weit über den erforderlichen Umbau des kleinteiligen Innenlebens zu einer einzigen Gaststätte hinaus galt und gilt es unter anderem die Fundamente zu stärken und den Dachstuhl zu sichern. Bereits eine erste grobe Kostenschätzung habe im siebenstelligen Bereich gelegen, berichtet Dieter Knauer, Geschäftsführer der staatlichen Liegenschaftsverwaltung "Immobilien Freistaat Bayern". In der Vorahnung, dass sie ein großes Fass aufmachen würden, diskutierten die beiden staatlichen Partner das Projekt, schlossen aber keine Verträge über eine Sanierung, die, so der ursprüngliche Plan, weitgehend auf Rechnung des Hofbräuhauses erfolgen sollte, finanziert aus dessen Erträgen.

Nachdem bereits der erste Lockdown das Vorhaben ins Wanken gebracht hatte, wurde "die Nutzungsüberlassung im Oktober 2020 einvernehmlich beendet", so Knauer. Herunterkommen lassen will der Freistaat das Baudenkmal natürlich nicht. In der Zwischenzeit wurden weitere Bestandsuntersuchungen abgeschlossen. Investiert wurde auch in erhaltende Maßnahmen, wie die Sicherung der Heizungen. Ein Hausmeisterdienst sieht regelmäßig nach dem Rechten. Wie es weitergeht, ist Gegenstand einer Konzeptuntersuchung, die bis zum Jahresende vorliegen soll. Zunächst wird dabei laut Knauer geprüft, ob der Freistaat seine Liegenschaft selbst nutzen und innen entsprechend umbauen kann, dann freilich für eher nichtgastronomische Zwecke. Nur und erst für den Fall, dass der Einzug einer Behörde oder öffentlichen Einrichtung hier keinen Sinn ergibt, greift Plan B: Der Freistaat übernimmt die "zwingenden substanzerhaltenden Maßnahmen" und macht sich auf die Suche nach privaten Partnern, die einen auf ihre Bedürfnisse maßgeschneiderten Umbau finanzieren.

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