Demo für Demokratie in München:„Nur wenn wir ganz viele sind, ist es ein starkes Zeichen“

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Tausende demonstrierten bereits am Donnerstag vergangener Woche vor der CSU-Zentrale gegen den Kurs der Unionsparteien. (Foto: Johannes Simon)

75 000 Demonstranten werden am Samstag um 14 Uhr zur großen Kundgebung für Demokratie auf der Theresienwiese erwartet. Zahlreiche Münchner Organisationen rufen zur Teilnahme auf, die MVG setzt mehr U-Bahnen und Personal ein.

Von Bernd Kastner

Es soll ein Fest für die Demokratie werden, das wünschen sich die Veranstalter, und diesmal ist auch ausreichend Platz vorhanden – auf der Theresienwiese. Als vor einem Jahr immer mehr Menschen zum Siegestor strömten, um „gegen rechts“ zu demonstrieren, war die Ludwigstraße bald so voll, dass die Versammlung aus Sicherheitsgründen abgebrochen wurde. Diesmal wird es keine Überfüllung geben, auf der Theresienwiese gibt es genügend Platz. Um 14 Uhr beginnt die Kundgebung, das Motto: „Demokratie braucht dich!“ 75 000 Teilnehmende sind angemeldet.

Im Aufruf zur Demo heißt es: „In einer Zeit, in der Hass, Ausgrenzung und rechtsextreme Gruppen zu einer Gefahr für unsere Demokratie werden, in der es immer mehr rechtsextreme Gewalt gibt, in der in unserem Nachbarland Österreich die extrem rechte FPÖ den Kanzler stellen könnte, setzen wir, kurz vor der Bundestagswahl, ein kraftvolles Zeichen für Vielfalt, Menschenwürde, Zusammenhalt und Demokratie!“

Kundgebung für Demokratie
:250 000 Menschen bei Großdemonstration in München gegen Rechtsextremismus

Die Menge der Teilnehmenden ist deutlich größer als erwartet. Die Veranstalter sprechen sogar von 320 000 Menschen auf der Theresienwiese. Der Demo-Tag in der Nachlese.

Von Kathrin Aldenhoff, Martin Bernstein, Poul Heintzenberg, Ekaterina Kel, Ana Maria März, Martin Moser, Lisa Sonnabend und Jana Wejkum

Man darf gespannt sein, worauf sich die Rednerinnen und Redner fokussieren: Ob sie vor allem den Wert der Demokratie für ein gutes Miteinander herausstellen und die in Teilen rechtsextreme AfD attackieren, und wie sehr sie auf den heftig diskutierten Kurs der Union im Bundestag eingehen. Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat zweimal mit seiner Unionsfraktion mit der AfD für eine Verschärfung der Migrationspolitik gestimmt. Micky Wenngatz, als Vorsitzende des Vereins „München ist bunt“ die Hauptorganisatorin der Demo, sagt, sie nehme noch immer bei vielen Menschen eine große Empörung wahr über die Union.

„Zieht euch warm an“: Wenngatz rät allen Teilnehmenden zu dicker Kleidung und verspricht: „Wir haben Platz für alle.“ Bühne und Lautsprecher seien so konzipiert, dass alle Teilnehmenden alles hören, auch wenn mehr als die angemeldeten 75 000 kommen. Das Bühnen-Programm werde etwa zwei Stunden dauern. Reden sollen unter anderem der Journalist und FPÖ-Experte Robert Misik, die Migrationsforscherin Birgit Glorius, Tina Monkonjay Garway vom Migrationsbeirat und die junge Jüdin Joëlle Lewitan. Musik kommt unter anderem von Hans Well, den Distopianer*innen, Susanne Spahn, Roger Rekless und Gündalein. Moderieren wird die Fernsehjournalistin Özlem Sarikaya.

Wenngatz sagt, sie hoffe auf eine starkes Signal: „Nur wenn wir ganz viele sind, ist es ein starkes Zeichen.“ Im Hintergrund wirkten Dutzende Personen mit: Bühne und Lautsprecher müssten aufgebaut, Gäste und Medien betreut werden, es gebe Gebärdendolmetscher und rund 100 Ordner. „München ist bunt“ habe die Betreiber der Mobilfunknetze gebeten, die Kapazitäten während der Demo zu erhöhen.

Nicht kommen will Georg Eisenreich, bayerischer Justizminister und Münchner CSU-Chef. Er teile zwar die Sorgen vor einer erstarkenden AfD. Aber weil er damit rechne, dass auf der Theresienwiese auch die Asylpolitik der Union kritisiert werde, werde er nicht kommen: „Ich bin für die notwendige Asylwende und beteilige mich nicht am Wahlkampf gegen CDU und CSU.“

Auf einen großen Andrang stellt sich die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ein. Man unterstütze die Demokratie-Demo, so die MVG, indem man bei Bedarf zusätzliche U-Bahn-Züge fahren lasse und mehr Personal einsetze. Dennoch könne es eng werden, weshalb die MVG empfiehlt, sich frühzeitig auf den Weg zu machen. Folgende Stationen liegen auf oder in der Nähe der Theresienwiese: Theresienwiese (U4, U5), Schwanthalerhöhe (U5), Goetheplatz oder Poccistraße (U3, U6), Hauptbahnhof (U- und S-Bahn), Hackerbrücke (S-Bahn).

Die Liste der Gruppen, Organisationen und Institutionen, die zur Teilnahme aufrufen, ist sehr lang. Darunter sind: Bellevue di Monaco, Lichterkette, Deutscher Gewerkschaftsbund, Fridays for Future, Omas gegen Rechts, Migrationsbeirat, Mieterverein, Erzdiözese, Stadtmuseum, Tollwood, Feierwerk, ADFC, Jüdisches Museum, Diakonie, Rat der Religionen, Feierwerk, Johanniter-Unfallhilfe, Arbeiterwohlfahrt, TSV 1860 München, Taxi München, Stadtwerke, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Bund Naturschutz und die Kammerspiele.

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