Eine 14-Jährige zeigt den Hitlergruß in Richtung einer Demonstrantin, die an das Schicksal der von der Terrorgruppe Hamas verschleppten israelischen Geiseln erinnern will. Ein Mann versucht, die vor der Münchner Synagoge gehisste israelische Flagge herunterzureißen und beschädigt sie. Eine Rednerin auf einer Münchner Pro-Palästina-Demo ruft: „Wir erkennen kein Existenzrecht an, wenn es Vertreibung und Unterdrückung bedeutet.“ Auf das israelische Generalkonsulat in München wird eine Sprengsatz-Attrappe geschleudert.
Immer wieder kommt es in München zu israelfeindlichen, teilweise antisemitischen Vorfällen in Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza. Insbesondere bei der Gruppierung „Palästina spricht München“ gingen Judenfeindlichkeit, Verschwörungsideologen und Islamismus oft Hand in Hand, hat die von der Stadt geförderte Fachinformationsstelle Rechtsextremismus (Firm) erst kürzlich analysiert.
„Seit dem 7. Oktober leben jüdische Menschen wieder in Angst – wie seit dem Holocaust nicht mehr“ – diese Bilanz der vergangenen zehn Monate zieht die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) München und Oberbayern. Sie ruft deshalb für Mittwoch zu einem „Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft und dem Staat Israel“ auf. „Diese öffentliche Veranstaltung soll ein Zeichen setzen: gegen Hass und für ein Miteinander in Sicherheit und Freiheit“ heißt es in dem Aufruf.
Ein parteiübergreifendes Bündnis ist inzwischen diesem Aufruf gefolgt. Neben der IKG-Präsidentin und Münchner Ehrenbürgerin Charlotte Knobloch sind für 18 Uhr vor der Synagoge auf dem Jakobsplatz der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU), Talya Lador-Fresher, die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Münchens zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne), Martin Hagen, der bayerische Landesvorsitzende der FDP Bayern, Micky Wenngatz, SPD-Stadträtin und Vorsitzende von „München ist bunt“, der Kabarettist Christian Springer sowie der aus Berlin stammende ehemalige israelische Armeesprecher Arye Sharuz Shalicar angekündigt.
Unerwähnt bleibt in dem Aufruf, dass der Anstoß, den 10. Juli bundesweit als Tag der Solidarität mit Juden und Israel zu begehen, auf den Münchner Verein „Dein“ zurückgeht. Dessen Vorsitzender, der in München aufgewachsene, mittlerweile auf Zypern lebende Politologe Leo Sucharewicz gibt sich im Gespräch als Verfechter einer europäischen Identität in Abgrenzung vom Islam. Im Aufruf zum 10. Juli heißt es: „Israel kämpft in einem Mehrfrontenkrieg gegen Feinde, die auch Europa bedrohen. Für Deutschland ist der Moment gekommen, Solidarität und historischen Anstand zu zeigen.“
Unter den Unterstützern des Solidaritätstags, die auf der „Dein“-Homepage aufgelistet sind, finden sich neben Union und Grünen auch zahlreiche christlich-evangelikale Gruppierungen. Im Vorfeld soll es deshalb in München Warnungen vor einer Zusammenarbeit gegeben haben. Offizielle Antworten bekommt man dazu jedoch nicht. Die Veranstaltung am Mittwoch in München sei zu wichtig – niemand will ihr durch Auseinandersetzungen im Vorfeld schaden.