Lieblingsdings:Ein Helferlein namens Ottilie

Lieblingsdings: Die Inszenierung täuscht: Ottilie, das "Lieblingsdings" von Schauspieler David Zimmerschied, ist kein Laubsauger, sondern ein Staubsauger.

Die Inszenierung täuscht: Ottilie, das "Lieblingsdings" von Schauspieler David Zimmerschied, ist kein Laubsauger, sondern ein Staubsauger.

(Foto: Stephan Rumpf)

Damit sein Staubsaugerroboter es leichter hat, räumt Schauspieler David Zimmerschied vorher schön auf.

Von Josef Grübl

Heutzutage leben die Menschen ja recht spartanisch, zumindest behaupten sie das. Das maßlose Anhäufen oder Sammeln von unnützen Dingen passt nicht mehr so recht in unsere kriegs- und krisengeplagte Zeit, da wollen Neuanschaffungen wohlüberlegt sein. Auch David Zimmerschied lebt eher spartanisch in seiner Münchner Zweizimmerwohnung, zumindest sagt er das. Und obwohl er gar nicht so viele Dinge hat, überlegte er lange, welches davon sein Lieblingsdings ist. Zum Treffen im Münchner Museumsviertel bringt der Schauspieler eine Tüte mit, darin steckt sein Favorit namens Ottilie. Ein Freund habe ihm dauernd von seinem Staubsaugerroboter vorgeschwärmt, erzählt er. Und da der Freund das Ding so sehr liebte, gab er ihm sogar einen Namen: Otto.

Die Aussicht auf wie von Zauberhand gereinigte Küchen- oder Schlafzimmerböden hat schon viele überzeugt - so auch Zimmerschied. Also schaffte er sich ebenfalls einen Otto an: Einen besseren sogar als den des Freundes, denn sein Roboter kann nicht nur saugen, sondern auch wischen. "Otto der Zweite" sollte er eigentlich heißen, erzählt er und holt ihn aus der Tüte heraus. Dann schaltet er ihn ein und erklärt, warum seine Namenswahl doch keine so gute Idee war: Der Staubsaugerroboter des Schauspielers spricht mit weiblicher Stimme. Und so wurde aus Otto eine Ottilie, sagt er, was keine chauvinistischen Gründe habe, höchstens genealogische: Seine Uroma trug ebenfalls diesen althochdeutschen Frauennamen.

Lieblingsdings: Hat ein bisschen Ähnlichkeit mit einem UFO, kann aber saugen und wischen.

Hat ein bisschen Ähnlichkeit mit einem UFO, kann aber saugen und wischen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das mag eine schräge Form der Ahnenerinnerung sein, das hat aber auch mit dem Humor des 38-Jährigen zu tun. Er kommt aus einer humorbegabten Familie, sein Onkel Sigi Zimmerschied ist Kabarettist, Schauspieler und der Bayern liebster Wadlbeißer. Der Neffe tritt nicht ganz so bissig auf: Vor der Kamera achtet er auf Vielseitigkeit, er spielt in Krimis, Dramen, Thrillern oder Komödien. Aktuell kann man ihn im bayerischen Kinofilm "Wer gräbt den Bestatter ein?" erleben, zuletzt spielte er in Serien wie "Das Boot", "Munich Games" oder "Das Haus der Träume". Seine Karriereanfänge gehen aber auf seinen Onkel zurück: 1994 drehte Sigi Zimmerschied die böse Komödie "Schartl" und gab dem damals zehnjährigen David eine Rolle. Das sei für ihn kein großes Ding gewesen, sagt dieser, von der Schauspielerei träumte er deswegen nicht. Außerdem habe in dem Film ja halb Passau mitgespielt, zumindest die halbe Verwandtschaft. "Als Gage habe ich einen Gameboy bekommen."

Das Lieblingsdings aus der Kindheit verschwand im Laufe der Jahre in irgendeiner Schublade, heute ist also ein profanes Haushaltsgerät das Lieblingsdings. Humor hilft aber auch hier: "Die Ottilie hält mir den Rücken frei", sagt er, "ich räume auch vorher immer für sie auf, damit sie es leichter hat." Er erzählt das sehr schön, mit Sinn für Aufbau und Pointen. Der gebürtige Passauer ist bereits im Alter von 17 Jahren nach München gezogen, nach dem Zivildienst besuchte er eine Schauspielschule. Aufgrund seines jungenhaften Aussehens spielte er bis weit in seine Zwanziger hinein Teenagerrollen, dabei war er zu jener Zeit selbst schon Vater. Heute ist sein Sohn 15, mittlerweile wird David Zimmerschied auch für Ehemänner oder Familienväter gecastet. Auch extremere Rollen nimmt er an: In Philip Grönings Venedig-Wettbewerbsfilm "Die Frau des Polizisten" spielte er 2013 einen gewalttätigen Vater, im Kinokrimi "Weißbier im Blut" (wieder mit seinem Onkel Sigi Zimmerschied) wurde ihm die Aufklärung bizarrer Todesfälle übertragen.

Eine gewisse Jugendlichkeit hat er sich bis heute bewahrt, der Schauspieler ist großgewachsen und schlank, beim Treffen im Museumsviertel trägt er Jogginghose und Sneakers. Er hat mehrere Ideen, wie man Ottilie am besten fotografieren könnte; einen übertriebenen Inszenierungswillen hege er aber nicht, sagt er. Will heißen: Regieambitionen (wie viele seiner Kollegen) hat er momentan keine. Er würde aber gern einmal an einer Schauspielschule unterrichten; die Arbeit mit jungen Menschen gefällt ihm, das Erarbeiten von Rollen auch. Da komme es auf einen genauen Blick an, sagt er, und auf die Fähigkeit, sich auf andere einzustellen. Und eins ist auch klar: Ein Roboter kann das nicht.

Bei "Lieblingsdings" erzählen Menschen, woran ihr Herz hängt, was sie durchs Leben begleitet, ihnen Glück bringt und wovon sie sich niemals trennen würden.

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