Der für München angekündigte Dauerregen wird die Bürger beschäftigen, die Feuerwehr und die Polizei – aber auch Behörden wie das Münchner Wasserwirtschaftsamt. Es gehört zum bayerischen Umweltministerium und ist neben der Stadt München zuständig für die Landkreise München, Fürstenfeldbruck, Dachau, Freising und Erding. Der Leiter Stefan Homilius gibt im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung Auskunft über seine Einschätzung der Gefahrenlage, die Besonderheiten der Münchner Situation – und erklärt, warum man bei Starkregen nicht in den Keller gehen sollte.
SZ: Herr Homilius, der Deutsche Wetterdienst hat für das Wochenende die Unwetterwarnstufe 3 ausgerufen – das bedeutet unter anderem „Gefahr für Leib und Leben“. Teilen Sie für das Wasserwirtschaftsamt diese Einschätzung?
Stefan Homilius: Nein, nach letzten Meldungen wird’s so schlimm wohl nicht werden. Trotzdem gibt es natürlich Gefahren. Wenn zum Beispiel Keller volllaufen, kann es passieren, dass das Wasser die Türen zudrückt, sodass sie nicht mehr aufgehen. Wenn sich dann jemand im Keller aufhält, kann er im schlimmsten Fall ertrinken. Deshalb sollte man in einem solchen Fall nicht in den Keller gehen und akzeptieren, dass Kartoffeln und alte Fotos vielleicht eingeweicht werden. Das ist auf jeden Fall weniger schlimm, als sich in Lebensgefahr zu begeben.
Gibt es in München Gebiete, Stadtteile, die stärker flutgefährdet sind als andere?
Nein. Das kann prinzipiell überall auftreten. Auch ein eigentlich kleiner Bach kann schnell über die Ufer treten, aber auch abseits von stehenden oder fließenden Gewässern sollte man sich nicht zu sicher fühlen.
Was ist für Sie besser in den Griff zu bekommen – ein länger anhaltender Dauerregen oder ein kurzer, aber heftiger Starkregen?
Der Dauerregen lässt sich besser prognostizieren als Sturzflutereignisse, also kann man sich dann auch besser darauf einstellen. Darüber hinaus ist es so, dass größere Flüsse stärker überwacht sind als kleine Bäche – da gibt es Pegel et cetera. Bei einem kleinen Bach hingegen kann es vorkommen, dass der innerhalb einer Stunde anschwillt und über die Ufer tritt. Da sind dann auch die Anwohner gefragt, die in einem solchen Fall einfach aufmerksam sein müssen.
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Wohin gehen denn eigentlich die Münchner Niederschläge, wenn sie am Boden angekommen sind?
Das Meiste wird einfach von der Kanalisation aufgenommen und in die Fließgewässer abgeleitet. Ein Teil versickert auch – das geht in München ganz gut wegen des kiesigen Untergrunds. Und dann gibt es über die ganze Stadt verteilt Rückhaltebecken, die das Wasser aufnehmen können. Darum kümmert sich dann die Münchner Stadtentwässerung.
Was haben Sie sich fürs Wochenende vorgenommen?
Wir beobachten natürlich die Situation. Aber es wird wohl nicht so schlimm werden, nach den neuesten Prognosen werden wir nur die Meldestufe I erreichen, wesentlich höher wird’s wohl nicht werden. Wir schauen regelmäßig nach und entscheiden dann, was zu tun ist.
Das klingt, als seien Sie sehr entspannt.
Na ja, entspannt. Sagen wir so: aufmerksam, aber ruhig.