Cybersicherheit in Bayern:"Die Bedrohungen nehmen rasant zu"

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Feinste Technik, hoch professionell ausgestattete Räumlichkeiten, hinein darf niemand - hier arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Cyberabwehr Bayern. (Foto: Bayerisches Innenministerium)

Der Freistaat nimmt ein neues Lagezentrum zur Abwehr von Cyber-Angriffen in Betrieb. Vor allem Computer-Schadprogramme zum Zweck einer Lösegeld-Erpressung werden zum Problem in Bayern.

Von Joachim Mölter

Die bayerische Regierung scheint das Thema Cybersicherheit sehr ernst zu nehmen, anders lässt sich nicht erklären, dass sie am Mittwochmittag gleich drei Minister geschickt hat, um die neuen Räumlichkeiten des Cyber-Lagezentrums vorzustellen - Joachim Herrmann (Inneres), Albert Füracker (Finanzen) und Georg Eisenreich (Justiz, alle CSU). Für die erfolgreiche Abwehr der zunehmenden Cyberangriffe, also Attacken aus der digitalen Welt, "brauchen wir die enge Vernetzung der relevanten staatlichen Akteure", erklärte Finanzminister Füracker, dem das vor fünf Jahren gegründete Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) untersteht.

Die im LSI gebündelten Experten von Polizei und Justiz, Verfassungs- und Datenschutz sollen künftig ihre ressortübergreifenden Besprechungen in dem für vier Millionen Euro umgestalteten Lagezentrum im Gebäude des bayerischen Verfassungsschutzes abhalten.

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Innenminister Herrmann schwärmte am Mittwoch von den "top-ausgestatteten Räumen für hochprofessionelles Arbeiten", aber wie genau die aussehen und mit was sie ausgestattet sind, ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt: Die eingeladenen Medien durften jedenfalls nicht ins Lagezentrum reinschauen. Bildmaterial lieferte das Innenministerium vorsichtshalber selbst, nicht dass versehentlich etwas aufgenommen und verbreitet worden wäre, was potenziellen Angreifern aus der Cyberwelt von Nutzen sein könnte. Einen Einblick bekamen die Medienvertreter nur in den "Bericht zur Cybersicherheit in Bayern", den die drei Minister bei der Gelegenheit auch gleich präsentierten.

Täglich etwa zwei Milliarden Datensätzen würden analysiert

Darin bezeichnete Herrmann die Verbreitung von Ransomware, also Computer-Schadprogrammen zum Zweck einer Lösegeld-Erpressung, als "größtes Problem der Cyberkriminalität" für Unternehmen, Hochschulen, staatlichen Behörden oder Kommunen. Entsprechende Angriffe sind nach Angaben des Landeskriminalamtes 2021 im Vergleich zu 2020 um 25 Prozent gestiegen, von 300 auf 380 angezeigte Fälle. Aber der Innenminister warnte generell: "Die Bedrohungen nehmen rasant zu."

Auch gegen die von fremden Geheimdiensten gelenkte Cyberspionage und -sabotage müsse sich der Freistaat wappnen. Zwar sei noch "nichts passiert, was sich auf den Ukraine-Krieg zurückführen lässt", sagte Füracker im Hinblick auf befürchtete Cyber-Attacken aus Russland auf die sogenannte kritische Infrastruktur; aber auch wenn die Gefahr bislang nur abstrakt sei, sei Sorge durchaus angebracht.

Trotz allem resümierte der Innenminister: "In Sachen Cybersicherheit sind wir sehr gut aufgestellt." Auch der Finanzminister sieht das grundsätzlich so. "Wir haben die Gefährdungen im Blick und sind in Bayern gut gerüstet. Das Menschenmögliche wird getan." Füracker verwies dabei auf täglich etwa zwei Milliarden Datensätzen, die analysiert würden, und 5500 E-Mails mit Schadsoftware, die geblockt werden, um vor allem öffentliche Einrichtungen zu schützen.

Justizminister Eisenreich betonte, dass auch die Strafverfolgungsbehörden ihren Einsatz gegen Cyberkriminelle verstärkt hätten. So seien in Bamberg spezialisierte Staatsanwälte und Richter gebündelt; dort ist die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) eingerichtet. Die Zusammenarbeit bei der Cyberabwehr sei das wichtigste, betonte Eisenreich, und er findet: "In Bayern funktioniert das super."

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