Rettung von Lebensmitteln:Die krummen Geschäfte der CSU

Rettung von Lebensmitteln: Die Münchner CSU will Münchnerinnen und Münchnern "Obst und Gemüse außerhalb der Norm" anbieten - an eigenen, speziellen Marktständen.

Die Münchner CSU will Münchnerinnen und Münchnern "Obst und Gemüse außerhalb der Norm" anbieten - an eigenen, speziellen Marktständen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Münchner Stadtratsfraktion will sich als Obst- und Gemüse-Retter-Partei etablieren. Das klingt positiv und würde von so manchem Problem der Gegenwart ablenken.

Glosse von Stefan Simon

Ein krummer Hund, der hat nicht unbedingt vier Beine. Es handelt sich im Gegenteil sogar nur äußerst selten um ein Tier mit orthopädischen Problemen. Ein krummer Hund, das kann ein verdrehtes Holzbrett sein, ein schlecht in Spiralen zu schneidender Rettich und manchmal auch ein Mensch, der charakterlich nicht ganz gerade gewachsen ist. Allen so Bezeichneten ist jedoch eines gemein: Ihr Anderssein löst ein Staunen aus, das nicht selten in offene Wut umschlägt, manchmal aber auch in heimliche Bewunderung. Mit manchen krummen Hunden kann man sogar gut Geschäfte machen - womit wir bei der Münchner CSU wären.

Nein, nicht was Sie denken. Die Stadtratsfraktion hat einen Antrag gestellt, den Münchnerinnen und Münchnern "Obst und Gemüse außerhalb der Norm" anzubieten, an eigenen, speziellen Marktständen. Es geht um Lebensmittelverschwendung und Klimaschutz, wer sollte da schon Nein sagen? Mehr noch: Die Firma, die als möglicher Betreiber ins Spiel gebracht wird, verkauft nach eigenen Angaben, "was wir gerade vom Feld retten konnten".

Eine Kooperation mit echten Helden? Werbematerial zeigt einige der Geretteten: verbeulte Paprika und Rüben mit zwei Rübennasen. Nur, mit diesem Retten ist es nicht weit her. Das haben die Endivien und Kohlköpfe in ihrem ökumenischen Bibelkreis schon oft diskutiert: "Wer sein Leben retten will, wird es verlieren", heißt es bei Markus 8,35. Und wahrlich, ich sage euch: Für eine Kartoffel gibt es kein Paradies, allenfalls Püree.

Beim anderen Markus und seiner CSU sind sie von paradiesischen Zuständen auch gerade eher weit entfernt. Stichwort: krumme Hundemenschen. Von denen müsste man dringend einmal ablenken. Eine Neuausrichtung als Obst- und Gemüse-Retter-Partei, das wäre doch was. Und noch dazu so positiv besetzt, so tatkräftig und lustvoll. Ganz anders als diese Wurst- und Fleischverbieter-Partei, die sich mit den Roten gerade das Rathaus teilt. Apropos, auch da könnte man mal frischen Wind in den Wahlkampf bringen: Artischocken statt rote Socken - was für ein Slogan! Und ist die absolute Mehrheit erst gesichert, wird der Marienplatz zum Acker. Und dann geht es mit den Auswüchsen richtig los.

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