Gesundheit in München:Corona-Test durchs Autofenster

Gesundheit in München: In der ehemaligen Bayernkaserne sollen pro Tag etwa 50 Tests stattfinden - nach der Drive-in-Methode.

In der ehemaligen Bayernkaserne sollen pro Tag etwa 50 Tests stattfinden - nach der Drive-in-Methode.

(Foto: Robert Haas)
  • In München können sich potenzielle Corona-Infizierte erstmals in einem "Drive-in" in der Bayernkaserne testen lassen.
  • Betroffene entscheiden das allerdings nicht selbst - das Gesundheitsreferat kommt auf sie zu.
  • Für den Fall, dass man kein Auto hat, stehen zwei Fahrzeuge der Aicher-Ambulanz zur Verfügung.

Von Ekaterina Kel

Ein weißer Jeep fährt die Einfahrt zum Gelände der ehemaligen Bayernkaserne vor. Hält noch einmal kurz, und rollt dann langsam in ein großes, provisorisch aufgespanntes Zelt direkt hinter der ersten Kurve. Eine junge Frau im medizinischen Schutzkittel, blauen Handschuhen und einem Mundschutz begrüßt die Frau am Lenker, fünf Minuten, dann rollt der Jeep schon ein paar Meter weiter, zum nächsten Zelt. Dort macht eine weitere Person in Schutzkleidung den Abstrich aus der Mundhöhle der Insassin im Jeep.

In etwa so laufen seit Mittwoch, 13 Uhr, die ersten Corona-Drive-in-Tests Münchens ab, nur mit wechselnden Autos. Denn die Menschen, die hier an die Heidemannstraße 50 kommen, sollen einfach in ihren eigenen Wagen vorbeifahren - wenn sie dazu aufgefordert werden. Stephanie Jacobs, Gesundheitsreferentin der Stadt, betont abermals, dass die Drive-in-Station nicht öffentlich ist, das heißt, sie ist nicht für all jene gedacht, die selbst entscheiden, sich testen zu lassen. Erst wenn das Gesundheitsreferat auf Betroffene zukommt, meist wird das per Anruf geschehen, sollen diese sich in die Station an der Bayernkaserne begeben und sich dort testen lassen. Für den Fall, dass man kein Auto hat, ist auch gesorgt: zwei Fahrzeuge der Aicher-Ambulanz, die die gesamte Drive-in-Testung an der Bayernkaserne organisiert, stehen zur Verfügung.

Die Personen, die hierfür infrage kommen, müssen direkten Kontakt mit einer bereits auf Corona positiv getesteten Person gehabt haben. Dann gilt man als Kontaktperson ersten Grades. Wird ein Mensch positiv getestet, gibt er all seine Kontaktpersonen an - auf die das Gesundheitsreferat Zugriff hat und die kontaktiert werden, um sie auch zu testen.

Seitdem die Infektionszahlen in ganz Deutschland und auch in München jeden Tag weiter steigen - am Vormittag sprach Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bei der Pressevorstellung der Drive-in-Tests von 86 bekannten Fällen in der Stadt, am Nachmittag meldete das Gesundheitsreferat dann schon insgesamt 88 Fälle - kommen auch immer mehr andere Menschen als potenziell Infizierte infrage.

Laut Jacobs befänden sich gerade etwa 500 Kontaktpersonen im System des Referats für Gesundheit und Umwelt (RGU). Diese harren teilweise seit Tagen zu Hause aus, in dem Unwissen, ob sie sich angesteckt haben oder nicht - denn bei der Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) unter 116 117 kommen sie stundenlang nicht durch oder werden an ihren Hausarzt oder ans zuständige Gesundheitsamt verwiesen, so lauten zahlreiche Berichte von Betroffenen, die die SZ erreichen. Selbst wenn ein Test gemacht wurde, harren die Getesteten wiederum tagelang aus, ohne ein Ergebnis.

Die zuständigen Stellen scheinen überlastet. Dass die Tests tatsächlich das bisher engste Nadelöhr darstellen in dem Kampf, das Coronavirus einzudämpfen, gibt auch Reiter selbst zu: "Die zentrale Anforderung ist, den Menschen möglichst schnell testen zu lassen und möglichst schnell ein Ergebnis sagen zu können." Von dem Drive-in-System verspreche sich die Stadt, das System zu entlasten und effektiver und effizienter zu testen. Man rechne im Moment mit etwa 50 Tests, die man hier pro Tag durchführen könne, sagt Jacobs.

Ein Arzt, vier medizinische Assistenten und ein Schichtführer seien pro Schicht eingeplant. Auch am Sonntag sollen hier Tests gemacht und im Labor des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Oberschleißheim untersucht werden. Man bemühe sich auch darum, mit privaten Laboren zusammenzuarbeiten, um den Prozess weiter zu beschleunigen.

Sechs Corona-Patienten sind gerade im Schwabinger Krankenhaus

Unterdessen sind in der München Klinik Schwabing gerade sechs Covid-19-Patienten in Behandlung und alle in klinisch stabilem Zustand. 17 Patienten seien seit vergangenem Montag entlassen worden - bei leichter Symptomatik habe man die behördliche Bestätigung, dass die Patienten auch in häuslicher Isolation behandelt werden können, heißt es. Auch an den München Kliniken seien Lieferengpässe, besonders von Atemschutzmasken, zu beobachten. Man stehe mit den zuständigen Behörden in Kontakt.

OB Reiter bekräftigte trotz Engpässen bei Kleidung und Testverfahren erneut: "Wir haben die Lage im Griff", und bat die Münchner um Besonnenheit. Jetzt gehe es darum, die Verbreitung des Virus aufzuhalten. Zusätzliche Desinfektionsmaßnahmen für den öffentlichen Nahverkehr halte er aber nach wie vor für "nicht notwendig und übertrieben".

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