Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender:Für ein besseres Leben in schwierigen Zeiten

Lesezeit: 6 min

Notebook, Trockner und ein Weltraumgarten: Dank der Spenden der SZ-Leser konnte Menschen geholfen werden, die unter der Corona-Pandemie leiden.

Von SZ-Autoren

Garteln im Altersheim

Der "Weltraumgarten" sei genau zur rechten Zeit gekommen, sagt Helge Gruner, Leiter der Tagespflege im Münchenstift-Haus St. Josef. Mitten im Winter des schwierigen Pandemie-Jahrs sorgten die mit Spendengeldern beschafften kleinen Zimmergewächshäuser für große Begeisterung bei den Gästen der Tagespflege, aber auch bei den Wohngruppen in den Münchenstift-Häusern. "Wir haben es gleich ausprobiert", erzählt Grune. Basilikum, Petersilie, Chili und kleine Tomaten keimten schnell, wachsen gut und lassen sich schon ernten.

Das Mini-Gewächshaus verfügt über eine automatisch gesteuerte LED-Beleuchtung, damit das Wachstum auch bei schlechten Lichtverhältnissen gesichert ist. "Unsere Gäste schauen jeden Tag, was sich verändert hat", sagt Gruner. Im Pandemie-Jahr hätten die Bewohner leider auf Gartenarbeit draußen an den Hochbeeten wegen der Vorgaben zum Infektionsschutz verzichten müssen. "Viele hatten früher einen eigenen Schrebergarten zur Selbstversorgung", da entsteht auch rund ums Zimmergewächshaus schnell eine Gesprächsrunde beim Austausch über die Tomatenpflege. "Oft sind es schon Kleinigkeiten, die das Alltagserleben der Seniorinnen und Senioren positiv beeinflussen", sagt Münchenstift-Chef Siegfried Benker.

Neuanfang

Einen Trockner und Fahrräder für die Kinder - mehr wünschte sich Amira S. ( alle Namen von der Redaktion geändert) nicht, als sie vor wenigen Monaten der SZ Ebersberg von ihrer prekären finanziellen Situation erzählte - und von ihrer Leidensgeschichte. Geboren in Marokko, wurde sie als Teenager an einen Mann in Spanien verheiratet. Mit 16 flog sie allein zu ihm, zu einem Unbekannten, in eine schreckliche Zukunft. Ihr Mann sperrte sie jahrelang ein, vergewaltigte sie, bedrohte sie mit dem Messer. Eines Abends eskalierte die Situation, die Polizei befreite sie. "Das war der Anfang meines Lebens", sagt sie heute. Ihre Geschichte schockiert - und sie berührt auch die Menschen: Eine Spenderin hat nach Erscheinen des Textes 1500 Euro an Amira S. und ihre drei Kinder überwiesen. "Ich war total überrascht. So viel habe ich nicht erwartet, und ich konnte es kaum glauben", sagt Amira S. über die großzügige Spende. "Auch für die Kinder war das eine sehr schöne Überraschung." Von dem Geld kaufte sie als erstes die Räder und den Trockner, der nun eine große Hilfe im Alltag ist.

Ihr letzter Job in der Gastronomie fiel Corona zum Opfer, und so steht die Familie vor großen finanziellen Nöten. Doch auch in diesem Punkt begann das neue Jahr für Amira S. besser, als das vergangene geendet hat: Wenn alles gut läuft und die Gastronomie ihre Pforten wieder öffnen darf, kann sie ihren Job in einem Restaurant antreten. Amira S. freut sich sehr darüber. "Es ist schwierig, in diesen Zeiten einen Job zu finden", sagt sie.

Spaß am Musizieren

Die Musikerin Ela Marion schaut wieder optimistisch in die Zukunft. Gerade ist sie dabei, sich mit einem Musikzentrum ein zweites berufliches Standbein aufzubauen. Dank der Spenden der Leserinnen und Leser kann der SZ-Adventskalender ihr dabei ein wenig helfen. Die Pandemie und die mit ihr verbundenen Absagen sämtlicher Konzerte haben die Frau aus Olching hart getroffen. Die Solo-Musikerin, die mehr als ein Dutzend Instrumente spielt und als One-Woman-Orchestra auftritt, verlor einen Großteil ihrer Einnahmen. Das Jobcenter half ihr, die vergangenen Monate zu überstehen. Marion probierte es mit Online-Konzerten, doch die Resonanz war nicht groß. Nun möchte sie in Olching ein Musikzentrum eröffnen. "Blaue Insel" soll es heißen.

"Musikmachen macht glücklich", sagt die Künstlerin. Getreu diesem Motto möchte sie mit den Besuchern des Zentrums singen, tanzen und Instrumente spielen. Zwar soll es auch ein Musiktherapie-Angebot geben, doch Rehabilitation steht nicht im Zentrum ihrer Einrichtung. Vielmehr möchte sie mit Menschen arbeiten, die einfach Spaß am Musizieren haben. Außerdem erweitert sie ihre Sammlung an Musikinstrumenten. Neueste Errungenschaft ist ein E-Drum-Set. Das werden Besucher ihrer Konzerte sicher auch auf der Bühne sehen, wenn die Solo-Musikerin wieder vor Publikum auftreten darf.

Nicht mehr obdachlos

Über ein Jahr hatte Inge E., eine alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern, nach einer Wohnung gesucht. Vergebens. Sie landete in einer Obdachlosenunterkunft. Nun hat die Familie mit Unterstützung der Caritas Erding eine Wohnung gefunden. Die Möbel waren nach der Einlagerung jedoch nicht mehr zu gebrauchen. Für den Neustart erhielt Inge E. finanzielle Unterstützung. "Mit der großzügigen Spende der SZ-Leser konnte Frau E. schnell geholfen werden, wofür die Familie sehr dankbar ist", sagt Brigitte Fischer von der Caritas. Dank der Hilfe werde der Frau eine Last genommen, womit natürlich nicht alle Probleme gelöst seien. Aber die Familie habe zumindest wieder Zeit zum Durchatmen und könne neue Kraft schöpfen.

Hilfe beim Distanzunterricht

Die Berufsschule von Ali M. ist ziemlich weit entfernt von seinem Wohnort im Landkreis Starnberg. Wenn für den 21-Jährigen - so wie in dieser Woche - die Theorie der Flachglas-Technologie auf dem Stundenplan steht, muss er in den Bayerischen Wald fahren. Dort befindet sich die Glasfachschule Zwiesel. Pendeln muss Ali M. auch zu seinem Ausbildungsbetrieb in Oberschleißheim. Aber das macht ihm, der als 16-Jähriger aus Pakistan nach Deutschland geflohen ist, nichts aus. Von Anfang an war sein Ziel, in seiner neuen Heimat beruflich und persönlich an- und weiterzukommen. Schon als Minderjähriger begann er ein Praktikum bei der Spiegelfirma im Norden Münchens, arbeitete weiter als Hilfskraft und bekam, weil sein Chef sein Engagement und sein Interesse schätzte, die Chance auf einen Ausbildungsplatz.

Was ihm fehlte, war ein Notebook, vor allem in den Zeiten des Distanzunterrichts. Das bekam er vom SZ-Adventskalender, und dafür bedankte sich Ali M. in einem Brief. Mit dem Notebook könne er jetzt viel besser lernen und mit den Lehrern zusammen arbeiten. Außerdem nutze er es für die Kommunikation per Videochat mit seinen Freunden und Unterstützern des örtlichen Helferkreises. "Vielen, vielen Dank! Das Notebook ist wirklich eine ganz große Hilfe für mich, besonders jetzt in der Zeit mit Corona", schreibt der künftige Glaser.

Neuer Mietvertrag

Mario A. hatte bisher immer einen Job gefunden. Der italienische Koch war begehrt und gut. Aufgrund der Coronakrise verlor er aber von heute auf morgen jede Perspektive. Das Restaurant im Landkreis München, in dem er arbeitete, schloss aufgrund des Lockdowns. Er wurde entlassen und verlor gleichzeitig auch seine Wohnung, denn diese war eine Bedienstetenwohnung in dem Gasthaus. Der 43-Jährige lebte eine Zeit auf der Straße, schlüpfte bei Bekannten unter, was aber angesichts der Corona-Ängste nicht lange gut ging. Schließlich wandte er sich an die Wohnungsnotfallhilfe des Awo-Kreisverbandes München-Land, die der SZ-Adventskalender in diesem Jahr unterstützt. Er kam in diversen Unterkünften unter. Durch Zufall bekamen die Betreuer der Awo vor wenigen Tagen ein WG-Zimmer angeboten, erzählt Tanja Fees, Mitarbeiterin der Obdachlosenhilfe. Mario A. hat sofort zugeschlagen und hat dann auch umgehend einen Mietvertrag erhalten.

Waschmaschine

"Ich habe mich wie ein Schnitzel gefreut, als das Geld kam", sagt Cornelia A. Sie ließ als erstes ihr E-Bike reparieren, auf das sie angewiesen ist. Die 59-Jährige leidet an einer schweren Lungenerkrankung und kann - gerade jetzt in Zeiten von Corona - die öffentlichen Verkehrsmittel nicht benutzen. Außerdem konnte sie dank der Spende endlich einen Ersatz für ihre kaputt gegangene Waschmaschine beschaffen und sich einige warme Wintersachen zum Anziehen kaufen. "Ich bin so glücklich, wenigstens sind diese Probleme vom Tisch."

Bis 2017 hatte Cornelia A. noch ein ganz normales Leben: Sie arbeitete als Sicherheitsbeauftragte am Flughafen München, hatte viele Hobbys und machte viel Sport. Dann folgte ein Schicksalsschlag auf den anderen. Cornelia A. erfuhr, dass sie an Krebs erkrankt war, später kam eine schwere Lungenerkrankung hinzu. Sie war andauernd in Behandlung, ihr ging es nicht gut. "Ich war ständig krank", erzählt sie. Ihren Job musste sie aufgeben. Vor zwei Jahren suchte sie sich schließlich Unterstützung in der Schuldnerberatung der Caritas Freising, damals wusste sie nicht mehr, wie sie einen Kredit abzahlen sollte. Seit dieser Zeit wird sie von der Caritas beraten. Heute geht es ihr zwar wieder besser, aber arbeitsfähig ist sie immer noch nicht.

Unabhängiges Leben

"Als würde sich ein schwerer Schleier lüften, als würde plötzlich die Sonne scheinen, obwohl es vorher immer grau und drückend war": So beschreibt Kristina M. den Moment, als sie die Post im Briefkasten vorfand, den Umschlag öffnete und die freundlichen Worte darin las. Die Stiftung "Adventskalender für gute Werke" der Süddeutschen Zeitung hatte ihren Spendenantrag bewilligt. Sie darf sich nun dank der Leser der SZ neu ausstatten: Ein Bett, ein Schreibtisch und ein Schrank sollen es werden, und für sie zugleich einen Neustart symbolisieren. Den Neustart in ein unabhängiges Leben, in dem sie für sich und ihre beiden Kinder da sein kann. "Das gibt Kraft, das gibt Zuversicht. Und dafür kann ich nur danke sagen", sagt die 46-Jährige.

Radiator für die Garage

Der Winter war kalt, an manchen Tagen sogar bitter kalt. Doch Familie K. musste nicht frieren. Der SZ-Adventskalender spendierte ihr einen Radiator. Denn die vierköpfige Familie lebt in einer ehemaligen Garage im Landkreis Dachau, die sie selbst umgebaut hat, um ein Dach über dem Kopf zu haben. Eine Wohnung konnten die K.s bisher nicht finden. Sie stehen auf der Warteliste für eine Sozialwohnung. Ihre beiden Töchter Sofia und Ema müssen in Decken eingehüllt ihre Hausaufgaben für die Schule machen, denn die Kälte kriecht überall hinein. Bisher waren Mutter und Kinder häufig krank.

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Quelle:
SZ vom 20.03.2021 / loe, fla, ano, regi, csn, cw, regu, cjk, cb
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