Impressionen aus der Stadt:Selten so entspannt

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Wer die Münchnerinnen und Münchner sucht, muss einfach nur die Ohren spitzen.

Von Jakob Wetzel

München lebt, auch in Zeiten von Corona. Auch dann, wenn man es nicht überall sehen kann. Fast eine Woche ist vergangen, seit der Freistaat Ausgangsbeschränkungen verfügt hat, um die Ausbreitung des Virus zu bremsen.

Vor dem Sendlinger Tor, wo die Menschen sonst geschäftig durcheinanderwuseln, ist es leer geworden. Am Eisbach herrscht freie Sicht auf die Surferwelle, auf der es freilich nicht viel zu sehen gibt, weil niemand surft. In den Biergärten wird kein Bier mehr ausgeschenkt, dort ist es still geworden.

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Sogar der eine oder andere Hamsterkäufer scheint zur Besinnung oder zumindest zur Ruhe gekommen zu sein: Im Edeka-Markt an der Richard-Strauss-Straße musste am Mittwochvormittag nur eine von vier Kassen öffnen; eine Warteschlange gab es trotzdem nicht.

Und auch das Radfahren war selten so entspannt wie in diesen Tagen. Gäbe es immer so wenig Verkehr auf Münchens Straßen, wäre die Stadt wohl nie auf die Idee gekommen, in roter Farbe extrabreite Radwege auf die Fraunhoferstraße zu malen. Sie hätte sich in den vergangenen Monaten viel Ärger mit Geschäftsleuten, viel Aufregung und nicht zuletzt viel Wahlkampf-Geschrei erspart.

Ausgestorben aber ist die Stadt nicht. Wer die Münchnerinnen und Münchner sucht, muss nur die Ohren spitzen, wenn er zum Einkaufen durch die Straßen geht, und er wird vielleicht Kinder lachen oder schreien hören.

Und in den Parks herrscht Hochbetrieb; im Denninger Anger etwa drehten am Mittwochnachmittag viele Jogger ihre Runden, und die Spielplätze sind zwar geschlossen, doch dafür klettern Kinder nun in den Bäumen und spielen Verstecken in den Büschen. Auf den meisten Parkbänken aber saß nur einer allein. Und wer bei all dem Leben den Ernst der Lage vergessen hat, den erinnern Spruchbänder an das Gebot der Stunde, etwa an der Eisenbahnbrücke über die Lindwurmstraße: "Bleibts dahoam".

© SZ vom 26.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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