Süddeutsche Zeitung

Corona-Tests in München:Erst die Rechnung, dann der Abstrich

Seit diesem Montag müssen viele Menschen für ihren Corona-Test bezahlen, zwischen zehn und 18 Euro liegen die Preise in München. Die Nachfrage in den Testzentren und Apotheken ist deutlich gesunken - obwohl es für viele Gruppen Ausnahmen von der Kostenpflicht gibt.

Von Ekaterina Kel

Kurz vor zwölf hat sich vor dem Lindwurmstüberl eine kleine Menschentraube angesammelt. Ein Paar wartet noch auf den Abstrich, eine junge Frau kommt gerade aus dem kleinen Seiteneingang heraus und muss husten - der Rachenabstrich ging wohl doch ganz schön tief. Sie habe gerade einen Test auf das Coronavirus machen lassen, erzählt sie, nachdem sie ihre FFP2-Maske aufgesetzt hat. Der Grund für den Test: Sie hatte Kontakt zu einer infizierten Person. Und das Gesundheitsamt habe ihr zu einem Test geraten, obwohl sie geimpft ist und auch offiziell nicht in Quarantäne muss. "Sicher ist sicher", sagt die junge Frau.

Bezahlen muss sie für den Test nicht. Im Lindwurmstüberl kostet er theoretisch seit diesem Montag, also seit die Tests kostenpflichtig sind, 16 Euro. Aber ihr Fall gehört zu einer langen Liste von Ausnahmen, für die der Test kostenlos ist. Wer den richtigen Nachweis dabei hat, kann sich auch weiterhin testen lassen, ohne den Geldbeutel zu zücken. Und wer nicht, muss zahlen. Zwischen zehn und 18 Euro schwanken die Preise zur Zeit je nach Anbieter.

Wenn Ivo Frank, der Einsatzleiter der Aicher Ambulanz für die Testzelte auf der Theresienwiese, von der Liste mit den Ausnahmen spricht, muss er beide Hände dafür benutzen und weit auseinanderhalten, so lang sei sie. Schüler, Schwangere, Stillende, Studierende, Pflegeheimbesucher, Kontaktpersonen, medizinische Gründe gegen eine Impfung - und jeder brauche einen Nachweis, der am Eingang ins Testzelt kontrolliert werde. Denn hier werden nur kostenfreie Tests gemacht.

"Wir merken seit zwei Tagen, dass die Leute, die zu uns kommen, noch viele Fragen haben", erzählt Frank. Es sei vielen noch unklar, wer welche Voraussetzungen erfüllen müsse. Es gebe auch "Detailfragen", zum Beispiel bei Studierenden: Bis Ende November dürfen sie sich kostenlos testen lassen. Aber was ist, wenn sie in München wohnen und in Wien studieren? Wer kommt dann für diese Tests auf?

Normalerweise seien mehrere Hundert Leute am Tag zum Testen gekommen, erzählt Frank. Seit Montag habe es eine "deutliche Reduzierung" gegeben. Aber die Kapazitäten vor Ort sollen aufrechterhalten werden. "Man weiß ja nicht, wo das Schiff gerade hinläuft." Auch das Gesundheitsreferat, in dessen Auftrag Frank die Testzentren leitet, bestätigt: Man halte an den Plänen fest, die Testzelte bis Ende des Jahres stehen zu lassen. Im Vergleich zur Vorwoche haben sich die laut Referat deutlich verändert: Hat es am Montag vergangener Woche noch 253 Schnelltests auf der Theresienwiese gegeben, waren es an diesem Montag, also am ersten Tag der Kostenpflicht, nur noch 187. Auch bei den PCR-Tests gab es einen starken Rückgang: 770 Tests am Montag vergangener Woche gegenüber 235 am Montag dieser Woche.

"Nicht so wie vorher", lautet auch die erste Bilanz in der Hans-Mielich-Apotheke in Untergiesing. In großen Lettern hat man dort das Wort "Schnelltest" an die Fensterscheibe geklebt. Vor der neuen Bezahlpflicht seien 50 bis 60 Personen am Tag zum Testen gekommen, erzählt ein Mitarbeiter. In einer Ecke der Apotheke haben sie eine kleine Teststation aufgebaut. Aber seit diesem Montag merke er einen Unterschied - obwohl der Test hier mit zehn Euro günstiger ist als bei vielen anderen. Vor allem Kinder unter 18 Jahren, Schwangere oder Menschen mit medizinischem Attest ließen sich jetzt testen - die müssen den Test aber auch nicht bezahlen.

Bei den Johannitern gegenüber der Großmarkthalle hat man bisher keinen so starken Rückgang festgestellt. "Wir sind ein bisschen überrascht. Es sind bisher nicht so viele weniger wie gedacht", sagt der Sprecher des Regionalverbands, der noch drei weitere Teststationen im Stadtgebiet betreibt. Montagmorgen seien es zehn Prozent weniger gewesen. Vor allem von der Kostenpflicht Befreite kämen zum Testen. Aber auch unter denen gebe es offenbar großen Bedarf. Und: "Solange wir gebraucht werden, sind wir auch da."

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SZ vom 14.10.2021/baso
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