Coronavirus in München:Mehr Covid-Kranke, weniger Intensivbetten

Münchens Inzidenzwert steigt auf mehr als 300 - das Coronavirus breitet sich hier viel schneller aus als in vergleichbaren Großstädten. In den Kliniken sind immer weniger Betten frei - auch im Umland.

Von Jakob Wetzel

Die Zahlen steigen weiter. Am Sonntag hat die Stadt München 604 weitere Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt ist damit auf 300,7 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche geklettert. Für München ist das der bislang höchste Wert seit Beginn der Pandemie, und es ist das erste Mal, dass die Stadt die Marke von 300 überschreitet. Die Zahl der Infektionen ist vor allem in der vergangenen Woche stark gestiegen: Am zurückliegenden Sonntag lag die Inzidenz noch bei 229,3. Unmittelbare Folgen hat der hohe Wert noch nicht. Die Stadt verhängte am Sonntag keine neuen Maßnahmen, um die Pandemie zu bekämpfen.

Die jüngsten Einschränkungen in München liegen ohnehin noch nicht lange zurück: Erst am Mittwoch wurden alle Schulen und Kitas in Bayern geschlossen. Seit Mittwoch haben auch die meisten Läden zu, Ausnahmen gibt es unter anderem für Lebensmittel, Medikamente oder auch Christbäume. Schon seit 9. Dezember gelten in der Stadt eine nächtliche Ausgangssperre und seit Anfang Dezember strengere Kontaktregeln: Es dürfen sich nur noch maximal fünf Personen aus bis zu zwei Haushalten treffen, Kinder unter 14 nicht mitgezählt. Ob und wie sehr die jüngsten Einschränkungen die Ausbreitung des Virus gebremst haben, ist noch unklar. Wegen der Inkubationszeit von Covid-19 dauert es bis zu zwei Wochen, bis die Wirkung einer Maßnahme messbar sein kann.

Während die Zahlen steigen, spitzt sich die Lage an den Kliniken zu. Derzeit liegen 604 Patienten mit Covid-19 in Münchner Kliniken, 153 von ihnen müssen intensivmedizinisch versorgt werden. Das geht aus dem Intensiv-Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin hervor. Vor einem Monat waren es nur 98 Covid-19-Intensivpatienten - deren Zahl ist seitdem also um mehr als die Hälfte gestiegen, besonders wiederum in der vergangenen Woche.

In Münchner Krankenhäusern werden derzeit 106 Menschen künstlich beatmet; vor einem Monat waren es 63. Die Zahl der freien Intensivbetten dagegen nimmt ab: Zurzeit sind in München 43 von 512 Erwachsenen-Intensivbetten frei, also etwa acht Prozent; vor einem Monat waren noch zwölf Prozent nicht belegt. Ob wirklich alle zur Verfügung stehen, ist dabei fraglich, weil Personal fehlt. Ist die Kapazität erschöpft, müssen Kranke womöglich weiter transportiert werden, bevor sie intensivmedizinisch behandelt werden können.

Entzündungshemmer hilft bei schwerem Covid-19

Ein Patient liegt in einem Zimmer auf der Intensivstation. Derzeit gibt es noch genug freie Betten für potenzielle weitere Patienten - allerdings mangelt es an Personal, das sich um die Kranken kümmern könnte.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Doch auch im Umland ist die Zahl der Betten knapp. In den Kreisen München, Dachau, Freising, Erding, Ebersberg, Bad Tölz-Wolfratshausen und Starnberg waren am Sonntag zusammen noch 25 von 163 Intensivbetten frei; im Kreis Fürstenfeldbruck waren bereits alle elf belegt, sechs davon mit Covid-19-Patienten.

In München breitet sich das Virus derzeit deutlich schneller aus als in vergleichbaren Städten. Unter allen deutschen Großstädten mit mehr als 500 000 Einwohnern melden nur Nürnberg (389) sowie Dresden (318) einen höheren Inzidenzwert. In Berlin hingegen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 208, in Hamburg bei 147, in Köln bei 163. Seit dem Frühjahr haben sich insgesamt 40 309 Münchnerinnen und Münchner mit Sars-CoV-2 infiziert, wie die Stadt mitteilt. 8150 sind derzeit akut infiziert.

Am Sonntag meldete die Stadt zudem fünf weitere Todesfälle. Insgesamt sind 474 Münchner an oder mit dem Virus verstorben. Knapp 95 Prozent von ihnen waren älter als 60 Jahre, knapp 60 Prozent älter als 80. Das Coronavirus ist dabei nicht für alle, aber für die meisten dieser Todesfälle verantwortlich. Nach Zahlen des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit lautet die Todesursache bei knapp 90 Prozent der Toten in Bayern, die mit dem Virus infiziert sind, tatsächlich Covid-19.

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