Coronavirus in München:Betten auf Intensivstationen werden knapp

Intensivstation im Klinikum Großhadern.

63 der 110 Covid-19-Patienten, die in Münchens Krankenhäusern eine Intensivbehandlung benötigen, werden invasiv beatmet.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die ersten Kliniken können keine neuen Fälle mehr aufnehmen. Noch sei die Situation zu kontrollieren, heißt es, doch viele andere Behandlungen müssen ausfallen.

Von Ekaterina Kel

Die Intensivkapazitäten in München werden knapp. Laut Divi-Intensivregister sind, Stand Montagnachmittag, 82 von insgesamt 600 Intensivbetten in München noch frei. Der Rest ist mit Patienten gefüllt, die eine Intensivbehandlung benötigen, 110 davon sind Covid-19-Erkrankte, 63 davon werden invasiv beatmet. In den umliegenden Landkreisen sieht es teilweise noch knapper aus.

Die Situation sei "angespannt", bestätigt Christoph Spinner, Infektiologe und Pandemiebeauftragter am Klinikum rechts der Isar. Man habe auch vor der Coronavirus-Pandemie häufig mehr als 90 Prozent der Intensivbetten in Anspruch nehmen müssen. Mit Covid-19 kommt eine zusätzliche Belastung dazu. Insgesamt stünden ihnen in der Klinik bis zu 66 Intensivbetten zur Verfügung - im Moment seien alle belegt, 22 mit Covid-Patienten. Aber auch Unfälle, Herzinfarkte oder onkologische Behandlungen gebe es ja weiterhin, sagt Spinner. Das Rechts der Isar habe am Wochenende auf der Webseite Ivena melden müssen, dass man keine weiteren Fälle aufnehmen kann. Das ist ein System, das den Rettungsdiensten eine Übersicht bietet, wo wie viele Kapazitäten frei sind.

Auch an den anderen Krankenhäusern sieht es zurzeit ähnlich angespannt aus. Die München Klinik in Schwabing gab am Montagmorgen an, im nicht-invasiven Bereich der Intensivversorgung, also dort, wo Patienten nicht an Organersatzgeräte angeschlossen sind, keine Kapazitäten mehr zu haben. Im Bereich mit Beatmung und Organersatzgeräten nur "begrenzt". Das geht aus einer Übersicht der Divi-Daten hervor. Am Rotkreuzklinikum waren am Montagmorgen in beiden Bereichen keine Kapazitäten mehr verfügbar. Auch an der Helios Klinik in Perlach und am Krankenhaus Barmherzige Brüder in Nymphenburg ist die Auslastung an der Grenze.

Die München Klinik versorgt aktuell rund 200 Covid-19-Patienten. Es seien genauso viele wie in der Hochphase der ersten Welle, heißt es vom Sprecher. Der größere Anteil liege hier zwar auf Normalstationen. Aber man benötige jetzt schon Personal, das an anderer Stelle fehle. Viele Pflegende und Ärzte hätten außerdem seit Januar keine Pause gehabt. Der Geschäftsführer Axel Fischer sehe "seine Kliniken und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an der Grenze ihrer Belastung", wie es heißt. Sie würden sich "zwischen Covid-Intensivstation, der 100-jährigen Covid-Patientin mit Demenz und dem Herzinfarkt im Notfallzentrum zerreißen".

An beiden LMU-Kliniken stehen 100 Intensivbetten zur Verfügung - und sind auch alle belegt. Der Pandemiebeauftragte Stephan Prückner beobachtet einen "kontinuierlichen Anstieg" der Covid-Patienten. "Wir müssen noch mehr Normalprogramm absagen und noch mehr umstrukturieren." Es sei ein gewisser "Gesundheitsnotstand", sagt er, aber "weit von einer Katastrophe entfernt". Die Ärzte seien noch nicht bei der Triage, müssten also noch nicht darüber entscheiden, wer Intensivbehandlung bekommt und wer nicht.

Spinner sagt: "Es ist keine unkontrollierbare Situation." Man müsse aber Personal weiterhin zu Lasten anderer Behandlungen umschichten. Das Nadelöhr sei das Pflegepersonal, heißt es immer wieder. "Die Leute sind zunehmend erschöpft", weiß Prückner. Die LMU bietet bereits Crash-Schulungen für andere Pfleger an, um die Intensivmedizin unterstützen zu können. Auch einige Medizinstudenten wurden bereits rekrutiert.

Eine Impfung könnte die Situation entspannen. Bis Mitte Dezember soll ein Impfzentrum in der Stadt stehen. München hat laut Gesundheitsreferat vom Freistaat den Auftrag bekommen, bis zum 15. Dezember ein Impfzentrum einzurichten. Derzeit werden "die Möglichkeiten geprüft", wie und wo dies am besten umzusetzen ist, hieß es am Montag.

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