Corona-Impfungen:Ein Kaffee zur Spritze

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Im Alten- und Servicezentrum Untergiesing ist wegen der Pandemie vieles ausgefallen. Nun konnte die Leiterin Angela Settele darin mit ihrem Team Impfungen gegen das Coronavirus organisieren. (Foto: Robert Haas)

Die Alten- und Service-Zentren steigen nach und nach in die Impfkampagne ein. Dies soll Senioren den Weg zum Impfzentrum ersparen - der Start funktioniert gut.

Von Ekaterina Kel

Zu allererst eine Tasse Kaffee. Ingeborg Holzmann und Stefanie Keser sitzen in der Cafeteria des Alten- und Service-Zentrums Untergiesing und warten. In ein paar Minuten werden die Seniorinnen gegen das Coronavirus geimpft. Vor ihnen auf dem Tisch liegen Klarsichtfolien mit Dokumenten und einem kleinen gelben Büchlein, dem Impfpass. Sie hätten sich schon vor Wochen beim Impfzentrum in Riem angemeldet, erzählt Keser, aber keinen Termin bekommen. Als sie dann von Bekannten gehört hätten, dass es jetzt auch hier im ASZ Untergiesing Impfungen gäbe, haben sie sich direkt gemeldet - zusammen, denn: "Wir sind seit 60 Jahren befreundet", sagt Holzmann.

Seit dieser Woche sind die Alten- und Servicezentren der Stadt offiziell in die Impfkampagne integriert. Damit wird eine Forderung vieler Lokalpolitiker und Seniorenvertreter umgesetzt, die schon seit Januar darauf pochen, dass die Alten nicht den weiten Weg ins Impfzentrum nach Riem nehmen müssen, sondern dezentral ihre Impfungen bekommen sollen.

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Das ASZ Untergiesing war das erste, das zunächst in einem Pilotprojekt eingebunden wurde. Vergangene Woche fanden dort an zwei Tagen Impfungen statt. Am Mittwoch ist es bereits das dritte Mal, dass ein Impfteam aus Riem im Eckhaus am Kolumbusplatz seine mobile Station aufbaut. Angela Settele, Leiterin des Servicezentrums, zeigt sich äußerst zufrieden: "Wir bekommen gute Rückmeldungen, alle sind sehr froh", sagt sie. Riem sei für viele Senioren eine große Herausforderung, die Wege seien weit, alles sei unbekannt. Die Senioren fühlten sich im ASZ wohler.

Die beiden Freundinnen Holzmann und Keser sind mittlerweile im ersten Stock des Hauses angekommen und sitzen nun mit Blick auf die Tür zum Impfarzt im Flur. Der weite Weg nach Riem wäre für sie nicht das größte Problem gewesen, meint Holzmann. Sie sei mobil, sagt die 81-Jährige. Aber sie habe das Warten auf den Termin satt. Wenige Minuten später wird sie vom Arzt aufgerufen. Die Spritze? Habe sie kaum gemerkt, wird sie später sagen. Es sei alles sehr schnell gegangen. Biontech habe sie bekommen, genauso, wie sie es sich gewünscht habe.

Danach müssen die Freundinnen für eine Viertelstunde in den Warteraum - um sicher zu gehen, dass keine allergischen Reaktionen auftreten. Normalerweise fänden dort Sprachkurse oder Gedächtnistrainings statt, erklärt die Leiterin Settele. Das Programm habe man wegen der Pandemie absagen müssen, jetzt diene der Raum als Teil eines improvisierten Impfwegs, den die Senioren durchschreiten müssen. An jeder Station stehen Mitarbeiterinnen, die die Senioren ansprechen, beruhigen oder auch einfach nur mit ihnen plaudern.

430 Menschen hat das ASZ angeschrieben, von 120 kam eine Rückmeldung - die meisten baten um einen Impftermin

Angefangen habe man vergangene Woche mit den Über-80-Jährigen, zu denen man sowieso Kontakt habe, berichtet Settele. Die meisten kämen regelmäßig zum Mittagstisch oder zur Beratung vorbei. Etwa 430 Menschen habe man angeschrieben, etwa 120 Antworten kamen zurück, die meisten mit der Bitte um einen Impftermin. Hinzu kommen die Senioren aus der Altenwohnanlage nebenan, die bei der Gelegenheit auch gleich mitgeimpft werden sollten. Ungefähr 150 Menschen konnte Settele für eine Impfung anmelden, die Organisatoren in Riem teilten dann für zwei Tage jeweils zwei Teams ein, die nach Untergiesing kamen. Am Ende lief alles sogar noch schneller: ein drittes Team kam spontan hinzu, statt 60 geplanter Impfungen konnten mehr als 90 gemacht werden.

Direkt nach der Impfung: Die Freundinnen Stefanie Keser (links) und Ingeborg Holzmann. (Foto: Robert Haas)

Man habe viele Senioren von der Liste des nächsten Tages angerufen und gefragt, ob sie schon gleich vorbeikommen könnten - die meisten konnten. Am Tag darauf seien mehr als 100 Menschen geimpft worden. Ein Impfteam konnte sogar spontan einige Hausbesuche in unmittelbarer Umgebung machen, berichtet Settele. Eine ältere Frau hörte im Supermarkt zufällig von den Impfungen, rief an - und saß zwei Stunden später im ASZ, um ihre Impfung zu bekommen. Ein wirklich erfolgreicher Start, findet Settele.

Nach und nach steigen immer mehr Altenzentren ein, Altstadt und Schwabing-West etwa sind seit dieser Woche dabei, Obermenzing und Kleinhadern-Blumenau beginnen nächste Woche. Man solle sich beim ASZ im eigenen Viertel anmelden, heißt es von der Stadt. Die Einbindung von insgesamt 29 Zentren soll frischen Wind ins Impf-Prozedere bringen. Mittlerweile impft man in Untergiesing auch Menschen aus anderen Stadtteilen. So auch den 83-jährigen Fritz Lechner aus Pasing, der seit Februar auf einen Termin in Riem wartet und nun am Mittwoch in Untergiesing dran ist. "Wir sind froh, dass es endlich wieder weitergeht", sagt seine Tochter.

© SZ vom 25.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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