Tierpark Hellabrunn:Endlich kommen wieder Menschen in den Zoo

Tierpark Hellabrunn - Corona

Endlich wieder Pinguine gucken: der Tierpark Hellabrunn hat geöffnet.

(Foto: Robert Haas)

Seit vergangener Woche ist der Tierpark wieder geöffnet. Das Abstandhalten ist kein Problem - doch die Inzidenzwerte könnten den Besuchern bald wieder einen Strich durch die Rechnung machen.

Von Jan Freybott

Der Draht, der die Seuche fernhalten soll - vor dem grauen Münchner Himmel ist er kaum zu sehen. In einigen Metern Höhe hat der Tierpark Hellabrunn das Gehege der Flamingos mit Draht umspannt, die Vogelvoliere hat er komplett geschlossen. Der Grund für die kollektive Quarantäne lautet Geflügelpest. In Franken hatte es einen Ausbruch gegeben, aber im Tierpark selbst gebe es bisher keinen Fall. "Die Gefahr ist überschaubar", sagt Sprecherin Lisa Reininger.

Und doch passt die Geschichte irgendwie ins Bild eines Corona-Jahres, in dem es für den Tierpark Hellabrunn nicht so recht läuft. Monatelang musste er geschlossen bleiben, 50 000 Euro kostete das den Tierpark pro Tag. Und Nachwuchs bei den Tieren, der sonst sichere Mehreinnahmen bescherte, konnte der Zoo nur in den sozialen Medien präsentieren. Seit vergangener Woche darf der Tierpark nun wieder Besucher empfangen. Nicht so viele wie sonst dürfen es sein, und im gesamten Park herrscht Maskenpflicht. Aber immerhin.

Die Besucher an diesem Dienstagvormittag müssen zudem noch einen kleinen Schneesturm aushalten. Genau das richtige Wetter, um den großen Besucherströmen aus dem Weg zu gehen, dachten sich Andrea Lackus und Veronika Gröber, die beim Seelöwen-Training zuschauen. Ihre Kleinen, Noa und Felix, stehen gebannt vor der Glasscheibe und folgen dem Spektakel. "Heute ist das mit den Abständen definitiv kein Problem", sagt Gröber mit Blick aufs Wetter und lacht. Tatsächlich begegnet man auf den Wegen nur wenigen Menschen. Nur bei den Futterspielen stauen sich die Kinderwagen dann doch ein wenig. Bedenken wegen Corona haben Lackus und Gröber nicht.

Die Maskenpflicht und Abstände würden ja eingehalten. "Schön wäre es nur, wenn wir unsere Jahreskarte verlängern könnten", meinen Lackus und Gröber, die etwa dreimal pro Monat zu Besuch kommen. Ihre liefen in zwei Wochen ab. Um Schlangen zu vermeiden, könne man derzeit nur Online-Tickets kaufen, erklärt Zoo-Sprecher Dennis Späth. Das sei für Jahreskarten aber aus technischen Gründen nicht möglich.

Mittlerweile ist das Wetter etwas freundlicher. Ein paar Schritte weiter, am Gehege der Java-Bantengs, ist die Ruhe fast idyllisch. Ganz am Rande des Geheges, keine drei Meter vom Gehweg entfernt, kaut eines der indonesischen Wildrinder genüsslich sein Futter. Eine Besucherin zückt ihr Smartphone und macht ein Foto. "Die Leute gehen sofort an die Seite, wenn man sich entgegenkommt", sagt Richard Purschke, der mit Kinderwagen daneben steht. "Ganz ehrlich, hier an der frischen Luft müsste nicht mal die Maske sein." Auch ihn wundert es, dass man derzeit keine Jahreskarte kaufen kann. Doch mit dem Besuch im Tierpark ist er rundum zufrieden, Hygienemaßnahmen hin oder her.

Sollte die Inzidenz den Schwellenwert von 100 drei Tage in Folge überschreiten, wäre der Zoo wieder dicht

Der Streichelzoo, das Urwaldhaus, die Gastronomie - vieles, was den Besuch im Tierpark sonst lohnenswert macht, muss auch nach der Öffnung geschlossen bleiben. Sämtliche Tierhäuser und Innenräume zählen dazu. Für den Tierpark ist das ärgerlich, denn auch der tierische Nachwuchs kann so nur bedingt Besucher locken. Eine dieser verborgenen Attraktionen ist Otto. Der kleine Elefantenbulle stapft eng an der Seite seiner Mutter durch das Elefantenhaus, dass er mittlerweile rund 272 Kilogramm wiegt, sieht man ihm nicht an. Für Besucher ist dieser Bereich geschlossen. In den Außenbereich, wo die Zuschauer ihn sehen könnten, zieht es den kleinen Dickhäuter bei diesen Temperaturen selten. Auch das Faultier-Baby, von dem der Tierpark am Dienstag erstmals ein Bild veröffentlichen konnte, bleibt der Öffentlichkeit noch vorenthalten.

Und trotzdem: "Im Großen und Ganzen sind die Rückmeldungen der Gäste positiv", sagt Lisa Reininger. Die meisten seien einsichtig, was die neuen Regeln im Park betreffe. Dass bald wieder mehr möglich ist im Tierpark, gilt hingegen als unwahrscheinlich. Eher das Gegenteil: Falls die Inzidenz in München über die Marke von 100 klettert, müsste die Stadt die Notbremse ziehen. Dann wäre auch der Tierpark wieder dicht. "Realistisch gesehen muss man damit rechnen", sagt Reininger. Man hoffe natürlich, dass es anders kommt.

Das würde auch Gerd Dudeck freuen. Mit seiner Familie steht er am Gehege der Rosapelikane, die im Hintergrund ihr Gefieder putzen. Am besten, sagt er, komme man morgens oder wenn es schneit, dann sei am wenigsten los. "Ich muss nicht eine Stunde auf der Autobahn rumeiern, um im Grünen spazieren zu gehen", sagt Dudeck. Der Tierpark sei ja offen.

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Bald öffnen auch wieder die Zoos. Ein Gespräch mit dem Direktor des Tierparks Hellabrunn über zu motivierende Tiere und problematische Corona-Schnelltests.

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