Münchner Spaziergang:Renaissance in der Hood

Eigentlich ganz schön, trotz Corona: der Frühling in München.

Eigentlich ganz schön, trotz Corona: der Frühling in München.

(Foto: Stephan Rumpf)

Dackelt man gemächlich durch das Dreimühlen- und das Schlachthofviertel, dann fällt einem auf: Irgendwie ist alles wie immer - und doch anders. Aber nicht unbedingt schlecht.

Kolumne von Andreas Schubert

Nachdem einen gerade die Waage (Marke "Korona", kein Witz) nach wochenlangem Daheimhocken wieder mal ausgelacht hat, war's Zeit, zwischendurch mal vor die Tür zu gehen, solange die Beine überhaupt noch mitspielen. Und dackelt man so gemächlich durch das Dreimühlen- und das Schlachthofviertel, dann fällt einem ein, dass man eigentlich schon seit Ewigkeiten nicht mehr einfach so unter der Woche tagsüber hier unterwegs war.

Irgendwie ist alles wie immer und doch anders. Vor dem Café Zimt und dem Eiscafé Italia sitzen keine Leute. Die Gastronomie ist bis auf Weiteres geschlossen. Allerdings gibt es dort auch Getränke "to go" - und so holen sich die Leute eben einen Kaffee oder auch einen Spritz im Becher und setzen sich auf eine Parkbank gegenüber - immer schön auf Abstand zum Nachbarn bedacht. Not macht erfinderisch: Das "Cornern", also das Trinken an der Straßenecke, erlebt im Viertel - man könnte auch sagen: in der Hood - gerade eine Renaissance.

Etwas weiter in der Thalkirchner Straße hängt, wie passend zur Gegenwart, der pestilenzartige Missgeruch des Schlachthofs in der Luft. Das soll aber nicht davon abhalten, sich bei der Metzgerei Bauch eine Leberkässemmel zu kaufen, die Waage soll ja weiterhin was zu lachen haben. An der Ecke Dreimühlen-, Reifenstuelstraße lässt sich der Spaziergänger dann zur Brotzeit nieder und genießt den Blick auf die gerade blühenden Kirschbäume.

Ein gutes Dutzend sind es, bis vor ein paar Jahren blühten alle rosa, dann haben sich einige offenbar dazu entschlossen, lieber auf neutrales Weiß umzustellen. Nett so ein einsames Hanami vor der eigenen Haustür. Fast tröstet es einen, dass der für dieses Jahr geplante Urlaub im fernen Japan mit aller Wahrscheinlichkeit ausfallen wird.

Ein Blick auf die Uhr zeigt: In Tokio ist es längst schon Abend. Und am Abend kann man sich einen Spritz gönnen. Im Zimt mixen sie verschiedene, zum Beispiel einen sehr erfrischenden mit Grapefruit. Es ist ein schöner Tag im Viertel.

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