Corona-Pandemie:Gibt es in München noch genug PCR-Tests?

Lesezeit: 6 min

Gehen die Infektionszahlen durch die Decke, reichen die Tests nicht mehr für alle. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Warnungen vor einem Mangel werden lauter. Warum Teststellenbetreiber dennoch gelassen bleiben, wann der Abstrich kostenlos ist und wieso man die Corona-Warn-App beim Testen besser ausschalten sollte. Antworten auf wichtige Fragen.

Von Thomas Balbierer

Die Schlangen vor den Münchner Corona-Teststellen werden länger. Seit die Omikron-Variante das Infektionsgeschehen dominiert, haben sich die Corona-Fälle in der Stadt fast verfünffacht - die Sieben-Tage-Inzidenz, vor Beginn der Weihnachtsferien knapp unter 200, sprengte am Freitag die 1000er-Grenze und steuert mit großen Schritten auf die Marke von 2000 zu. Am Montag lag sie bei 1406,9.

Mit den Zahlen ging in den vergangenen Tagen auch die Nachfrage nach PCR-Tests steil nach oben. Nun soll deren Anwendung eingeschränkt werden. Vor der Ministerpräsidentenkonferenz am Montag hatten sich die Gesundheitsminister der Länder bereits für eine Priorisierung von PCR-Tests ausgesprochen. Weil die besonders zuverlässigen Tests bundesweit knapp werden, sollen sie künftig zum Beispiel auf Personal in medizinischen Einrichtungen oder Risikopatienten konzentriert werden. Für alle anderen Corona-Verdachtsfälle sollen Antigen-Schnelltests als Nachweis einer Infektion ausreichen. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Droht auch in München ein PCR-Test-Mangel?

Die politische Debatte über einen vermeintlichen Mangel an Laborkapazitäten und Ressourcenknappheit verfolge er "mit Verwunderung", sagt Michael Schleef. Der Laboratoriumsmediziner ist Arzt im Sonnen-Gesundheitszentrum, das in München sechs Corona-Teststellen betreibt, etwa am Deutschen Museum und beim Verkehrszentrum im Bavariapark. Zwar habe sich die Zahl der PCR-Tests seit Ende Oktober nahezu verdoppelt, sagt Schleef, zwischen acht- und neuntausend PCR-Tests führe man derzeit am Tag durch. "Aber im Moment kommen wir noch hinterher. Eine Knappheit ist nicht absehbar." Im Gegenteil: Selbst bei steigenden Corona-Zahlen könne man Kapazitäten "noch deutlich hochfahren". Andere Länder in Europa würden weitaus mehr PCR-Tests machen als Deutschland, "die haben doch auch keine Knappheit", sagt Schleef. Er könne den Plan, PCR-Tests einzuschränken, nicht nachvollziehen.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Das Münchner Gesundheitsreferat teilte vergangene Woche auf SZ-Anfrage mit, dass es zwar keine Prognosen über die Entwicklung des Infektionsgeschehens und des Testaufkommens geben will, jedoch "kein Engpass bekannt" sei. Im städtischen Testzentrum auf der Theresienwiese finden an Wochentagen mehr als 2000 PCR-Testungen statt.

Wie lange muss man auf ein Testergebnis warten?

Die große Nachfrage bleibt auch in München nicht ohne Folgen. Die Auswertungszeit der PCR-Tests habe sich durch das hohe Aufkommen an seinen Standorten zuletzt erhöht, sagt Michael Schleef. Statt fünf dauere es nun eher acht Stunden, bis Getestete wissen, ob sie das Virus in sich tragen oder nicht. Das im Auftrag der Stadt betriebene Testzentrum auf der Theresienwiese gibt online Wartezeiten von einem bis maximal drei Tagen an.

Wann ist der PCR-Test kostenlos?

Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test haben nach aktueller Rechtslage noch zahlreiche Gruppen: Menschen mit Symptomen oder einem positiven Selbst- oder Schnelltest, Schwangere und Stillende, vom Gesundheitsamt als Kontaktpersonen eingestufte Bürger, Mitbewohner von Infizierten sowie alle, die laut der Corona-Warn-App eine Risikobegegnung hatten. Auch Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können oder in besonders gefährdeten Berufen arbeiten, müssen nicht für den PCR-Test zahlen.

Angesichts der Warnungen vor knapper werdenden Laborkapazitäten wollen Bund- und Länder die Teststrategie allerdings ändern. Dann soll nicht mehr jeder positive Selbst- oder Schnelltest mit einem PCR-Abstrich bestätigt werden müssen, auch die Meldung in der Corona-Warn-App wird dann nicht mehr zu einem kostenlosen PCR-Test berechtigen. Stattdessen sollen Schnelltests zum neuen Standard werden. Wann es soweit sein soll, konnte das Bundesgesundheitsministerium am Montag nicht beantworten. Die Details der geplanten Priorisierung von PCR-Tests sollen "zeitnah" nach den Bund-Länder-Beratungen in einer entsprechenden Verordnung festgelegt werden.

Wer lässt sich warum testen?

Die meisten kämen derzeit wegen eines positiven Selbst- oder Schnelltests zum Abstrich, sagt Teststellenbetreiber Schleef. Etwa die Hälfte der acht- bis neuntausend täglichen PCR-Tests sei auf diese Gruppe zurückzuführen. Rund 35 Prozent seiner Kundinnen und Kunden würden wegen einer Risikowarnung in der Corona-Warn-App vorstellig. "Der Anteil hat stark zugenommen", sagt der Mediziner. Im Testzentrum an der Theresienwiese liegt die Quote noch etwas höher. Nach Zahlen des Gesundheitsreferates gingen zwischen dem 10. und 18. Januar 41 Prozent der PCR-Tests auf eine Warnung in der Corona-App zurück.

Ist zum "Freitesten" aus der Isolierung ein PCR-Test nötig?

Nein. Laut den aktuellen Quarantäne- und Isolationsregeln können sich positiv auf das Coronavirus getestete Personen frühestens nach sieben Tagen aus der Isolierung "freitesten", wenn sie seit mindestens zwei Tagen keine Krankheitssymptome mehr haben. Ein Antigen-Schnelltest reicht bereits jetzt aus, das Ergebnis kommt deutlich schneller, meist innerhalb von 20 Minuten. Das Bundesgesundheitsministerium betont auf seiner Homepage, PCR-Tests zum vorzeitigen Ende der Quarantäne sollten "in erster Linie dann zum Einsatz kommen, wenn eine hohe Sicherheit notwendig ist". Bei Pflegepersonal und Krankenhausmitarbeitern ist ein PCR-Test nach einer Infektion verpflichtend. Wer nach acht Tagen in Quarantäne keine Symptome hat, darf die Isolierung am zehnten Tag ohne Test beenden.

Was, wenn die Corona-App kurz nach dem Testen erneut Alarm schlägt?

Mit der sprunghaften Ausbreitung der Omikron-Variante werden in diesen Tagen immer mehr Menschen eine rote Kachel mit dem Schriftzug "erhöhtes Risiko" auf ihrem Handy entdecken. Begegnungen mit Infizierten im Bus oder im Supermarkt werden wahrscheinlicher, das ist simple Mathematik. In der vergangenen Woche war etwa jeder fünfte bis vierte PCR-Test in München positiv.

Newsblog
:Die Entwicklungen der Corona-Krise in Bayern

Was beschließt die Staatsregierung, um die Pandemie zu bekämpfen, wo entstehen neue Hotspots, wie schlimm sind die Folgen? Die aktuellen Meldungen zu Corona in Bayern.

Immer wieder berichten Münchnerinnen und Münchner derzeit davon, dass sie schon kurz nach dem Besuch einer Corona-Teststation erneut eine Warnmeldung auf dem Smartphone hatten - also gleich nochmal testen? Nicht unbedingt, wenn sich die Risikobegegnung eindeutig auf das Warten in der Testschlange zurückführen lässt. Eine Ansteckung mit Maske und Abstand im Freien ist eher unwahrscheinlich. Das Robert-Koch-Institut rät online sogar dazu, die App in der Teststelle vorübergehend zu deaktivieren. "Damit verhindern Sie unnötige Warnungen."

PCR-Tests in München

Teststation auf der Theresienwiese: Dort betreibt die Stadt in Kooperation mit dem privaten Dienstleister Aicher Ambulanz ein Testzentrum.

  • Kosten: Es gibt den PCR-Test hier nur für Personen, die ihn kostenlos bekommen - also etwa Menschen mit roter Corona-Warnapp, Krankheitssymptomen oder einem positiven Schnelltest.
  • Termine: Montags bis sonntags, Termine gibt es hier.

Deutsches Museum: Auf der Museumsinsel im kleinen Innenhof des Deutschen Museums nahe der Ludwigsbrücke kann man sich täglich einem PCR-Test unterziehen.

  • Kosten: 75,77 Euro mit internationalem Zertifikat
  • Außerdem: Antikörpertests
  • Weitere Standorte: Verkehrszentrum Deutsches Museum (Am Bavariapark 5, auch sonntags geöffnet), Haidhausen (Rosenheimer Straße 72, werktags), Moosach (Bunzlauer Straße 36, werktags), Ramersdorf (Ramersdorfer Straße 7, werktags), Neuperlach (Fritz-Erler-Straße 3, werktags).
  • Termine: Getestet wird sowohl mit als auch ohne Termin. Termine gibt es hier.

Testzentrum München West: Auf dem Gelände des Backstage in der Reitknechtstraße 6 bietet Dr. Boris Bill PCR-Tests an.

  • Kosten: für Personen mit Wohnsitz in Deutschland 35 Euro plus 50,50 Euro für Laborkosten, mit medizinischem Zertifikat. Für Personen mit Wohnsitz im Ausland 94 Euro, mit internationalem Zertifikat
  • Außerdem: Antigen- und Antikörpertests
  • Termine: Auch am Wochenende, Termine gibt es hier.

Ärztehaus Nymphenburg: Die Praxis von Dr. Sirfy bietet in der Rosa-Bavarese-Straße 1 PCR-Tests an.

  • Kosten: 95 Euro, weitere 15 Euro kostet ein internationales Zertifikat
  • Außerdem: Antigen- und Antikörper-Schnelltests
  • Termine: Werktags, Termine gibt es hier.

Teststation zum Sollner Hirschen: Am Biergarten zum Sollner Hirschen in der Sollner Straße 43 gibt es täglich, also auch am Wochenende, PCR-Tests. Testung laut Anbieter nur ohne Symptome.

  • Kosten: 71,20 Euro
  • Außerdem: Antigen-Schnelltests
  • Weitere Standorte: Bogenhausen-Oberföhring (KiTZ) (Cosimastraße 121-123, täglich), Am Klinikum rechts der Isar (Trogerstraße 27, täglich), Sendling-Westpark (Cimbernstraße 4, werktags)
  • Termine: Ohne Termin möglich. Wann die Standorte geöffnet haben, kann man unter www.test-dich-frei.de nachschauen.

Im Corona-Testzentrum im Gasteig München (Rosenheimer Straße 5) führt die Temedos Praxis unter Dr. Dietmar Peikert PCR-Tests durch.

  • Kosten: 69,90 Euro für ein Ergebnis am Folgetag, 99,90 Euro für ein Ergebnis am Testtag.
  • Außerdem: Antikörper- und Antigen-Schnelltests
  • Termine: Täglich, Termine gibt es hier.

PCR test Deutschland testet in Giesing. In der Tegernseer Landstraße 76 in Giesing bekommen Besucher ihr Testergebnis innerhalb von 30 Minuten.

Tests am Flughafen

MediCare: Terminal 1, Ebene 3

  • Kosten: 184,44 Euro
  • Außerdem: Antigen- und Antikörper-Schnelltest

Centogene: Terminal 1, Ebene 3

  • Kosten: Ein normaler PCR-Test kostet 69 Euro, dann dauert es bis zum Ergebnis 24 Stunden. Innerhalb von 75 Minuten gibt es den Test für 139 Euro. Wer das Ergebnis innerhalb von 35 Minuten braucht, zahlt 239 Euro.
  • Außerdem: Antigen-Schnelltest

Test & Fly-Zentrum: Terminal 2, Ebene 4

  • Kosten: Innerhalb von zwei bis vier Stunden gibt es das Ergebnis für 128 Euro. Wer es innerhalb von einer bis zwei Stunden braucht, zahlt 178 Euro.
  • Außerdem: Antigen-Schnelltest
  • Termine: täglich, Termine gibt es hier.

Wo gibt es in München Schnelltests?

Bereits seit 15. November können sich alle Menschen wieder kostenlos mit einem Schnelltest auf Corona testen lassen, unabhängig vom Impfstatus. In München gibt es dafür in der ganzen Stadt Teststellen. Die Karte gibt eine Übersicht über die Stationen.

Der Überblick basiert auf Informationen, die an die Landeshauptstadt München übermittelt werden, diese sollten vor dem Besuch auf der Webseite des Anbieters überprüft werden. Mit einem Klick auf die Punkte sind Adresse und Webseite des Testzentrums zu finden.

Wo gibt es weitere Informationen?

Unter 089/233-96333 hat das Gesundheitsreferat in München eine Hotline eingerichtet, die von Montag bis Freitag (ausgenommen Feiertage) von 8 bis 16 Uhr Fragen zum Coronavirus beantwortet.

Auf www.muenchen.de/corona hat die Stadt zahlreiche weitere Informationen gesammelt. Die "Coronavirus-Hotline" der Staatsregierung ist unter 089/122220 täglich von 8 bis 18 Uhr erreichbar.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusCoronavirus in München
:Quarantäne - und jetzt? Wie Sie sich vorbereiten können

Mit der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante nimmt auch in München die Zahl der Menschen zu, die sich in häusliche Isolierung begeben müssen. Worauf sollte man achten?

Von Thomas Balbierer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: