Seit dem 16. Dezember läuft an den Schulen kaum mehr etwas wie gewohnt. Wegen der Pandemie wurde der Start der Weihnachtsferien für die meisten Schüler vorgezogen, seit dem 1. Februar dürfen einige aus den Abschlussklassen zwar wieder in die Klassenzimmer, die meisten Kinder und Jugendlichen aber sitzen noch immer zu Hause: In Kinderzimmern, unter Dachschrägen, an Küchen- oder Wohnzimmertischen versuchen sie, in Mathematik, Deutsch, Englisch, Physik und all dem anderen, was sie lernen sollen, weiterzukommen. Die Bedingungen, die sich ihnen dabei bieten, sind äußerst unterschiedlich. Sie hängen davon ab, welche Schule sie besuchen, wie sehr sich die Eltern kümmern können, wie geräumig die Wohnung ist, ob es die Möglichkeit gibt, sich mit einem Freund oder einer Freundin zusammenzutun.
Wie sieht all das nach all den Wochen genau aus? Catherina Hess, selbst Mutter eines zwölfjährigen Sohnes, hat mit ihrer Kamera Antworten auf diese Frage gesucht. Viele Familien haben ihr die Türen geöffnet und Einblicke gewährt in den Alltag dieses sehr besonderen Schuljahres. Ein solches Projekt kann nie Anspruch auf Vollständigkeit erheben, aber es kann in Ausschnitten dokumentieren, welche Auswirkungen die Pandemie auf das Private hat, wie überall versucht wird, die Ausnahmesituation so gut es irgendwie geht in den gewohnten Alltag hineinzupressen.
Anna (rechts) und Freundin Marissa, beide 2. Klasse Grundschule
Leopold, 4. Klasse Grundschule
Max, 2. Klasse Grundschule
Josefa, 2. Klasse Grundschule
Henry, 5. Klasse Gymnasium
Jana, 6. Klasse Gymnasium
Francesco, 10. Klasse Gymnasium
Valentina, 2. Klasse Grundschule
Niklas (links) und Nachbarsjunge Bastian, beide 4. Klasse Grundschule
Sophia, 2. Klasse Grundschule
Giovanni, 4. Klasse Grundschule
Linea, 9. Klasse Realschule
Kopfhörer helfen, sich bei Videostunden zu konzentrieren, wenn der Vater am selben Tisch sitzt, um seine Arbeit voranzutreiben. Ein an den Heizkörper hinter dem Schreibtisch geklebtes Strandbild bietet die Gelegenheiten zu kurzen Gedankenfluchten. Und eine Katze, die sich neben dem Mikroskop auf dem Arbeitstisch eingerollt hat - das gibt es in den Klassenzimmern auch nicht. Schule 2021, das zeigen diese Bilder, bedeutet vor allem eines: Improvisieren.
Auf ihren Streifzügen hat Catherina Hess nicht nur Fotos gesammelt. Sie hat auch erfahren, wie es den Kindern und den Eltern geht, ihre Gefühle mitbekommen. Ihr Eindruck: Die meisten sind vor allem erschöpft, ausgezehrt von der fortwährenden Ausnahmesituation, belastet vom dauerhaften Beieinandersein. Und die finanziellen Hilfen, die die Politik in Aussicht stellt, werden das kaum lindern. Was sich die meisten am allermeisten wünschen: Ferien, Zeit zum Durchatmen - und die Rückkehr in die gewohnten Rollen. Eltern, die nur Eltern sind, und nicht auch noch Lehrer. Und echte Schul-Kinder.