Coronavirus in München:"Das wird nicht die letzte Welle gewesen sein"

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In der Vollversammlung des Stadtrats im Showpalast in Fröttmaning dominiert vor allem eins: Die zweite Corona-Welle. (Foto: Florian Peljak)

Die Corona-Maßnahmen scheinen in der Stadt zwar zu wirken, haben aber wohl im Dezember noch Bestand. Die Pandemie sei trotz sinkender Infektionszahlen noch nicht gebrochen.

Von Heiner Effern, München

Die zweite Corona-Welle in München scheint gebrochen zu sein. Diese Botschaft überbrachte Wolfgang Schäuble, der Leiter des Krisenstabs, dem Stadtrat in seinem monatlichen Pandemiebericht. Der Inzidenzwert, also die Zahl der Neuinfizierten der letzten sieben Tage auf 100 000 Einwohner gerechnet, sei aktuell auf 165,7 gesunken. Tendenz weiter fallend. Der Höchstwert in München kam schon der 250er-Grenze nahe. "Wir liegen nun unter dem bayernweiten Schnitt. Das sah schon mal anders aus", sagte Schäuble. Ziel sei es, wieder auf Werte wie vor dem Lockdown zu kommen.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bereitete die Öffentlichkeit dennoch darauf vor, dass die aktuell strengen Corona-Maßnahmen noch länger dauern dürften. In Gesprächen mit Bürgermeistern und Ministerpräsidenten habe er den Eindruck gewonnen, "dass niemand davon ausgeht, dass diese Maßnahmen Ende November enden werden". Zahlen in anderen Regionen zeigten oft nicht nach unten, wenn sie nicht noch steigen würden. Deshalb fände es Reiter schon eine gute Nachricht, wenn sich die Länderchefs und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kommende Woche darauf verständigen könnten, dass "es keine weitere Verschärfungen braucht". Auch der Leiter des Krisenstabs betonte, dass zwar die zweite Welle, nicht aber die Pandemie gebrochen sei. "Das wird nicht die letzte Welle gewesen sein", sagte Schäuble.

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Positiv wertete er, dass die Zahl der Personen, die jeweils ein Infizierter im Schnitt anstecke, wieder sinkt. Am Donnerstag stand der Wert bei 0,78, das heißt, 100 Betroffene stecken weitere 78 an. Insgesamt habe die Stadt die zweite Welle mit viel mehr Infizierten als bei der ersten gut gemeistert. "Wir haben da viel gelernt." Reiter forderte, dass nicht nur städtische Kliniken, sondern auch staatliche und private Kliniken mehr zur Bekämpfung der Pandemie beitragen müssten. Letztere würden lieber an "Kniegelenken" verdienen als Intensivbetten vorhalten.

Die Stadt selbst wird weitere gut 46 Millionen Euro für Mehrkosten durch die Krise aufwenden, wie es der Stadtrat beschloss. Von Dezember an wird die Stadt alle Mitarbeiter der Kontaktverfolgung an einem Standort in der Messe Riem zusammenfassen. Bisher sind sie auf acht Standorte verteilt und kämpfen mit technischen Schwierigkeiten. Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek wies darauf hin, dass schon jetzt an jeden positiv Gemeldeten noch am selben Tag ein Brief mit dem Isolationsbescheid herausgehe. Sofern die entsprechenden Kontaktdaten vorliegen, sollen in Kürze diese Informationen auch per E-Mail sowie per SMS übermittelt werden. CSU-Fraktionsvize Hans Theiss hatte darauf gedrängt, exakte Angaben für den Zeitraum zu erhalten, der von der Kenntnis des positiven Tests bis zur Information der Betroffenen vergehe. "Das muss noch am selben Tag geschehen", forderte er.

In der Stadtratsdebatte zur Pandemie zeigte die überwiegende Mehrheit Verständnis für die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung. Nur die AfD war der Ansicht, dass man "aus einer Mücke einen Elefanten" mache. Für den Rest sprach SPD-Fraktionschefin Anne Hübner. "Auch wenn man mal mit einer Maßnahme nicht einverstanden ist, zehn weitere aber gut findet, dann gehen wir insgesamt den richtigen Weg", sagte sie.

Ein Überdenken des Umgangs mit der Pandemie hatte der parteilose Stadtrat Thomas Lechner gefordert. Er regte an, schon jetzt das Oktoberfest abzusagen, über Ersatz nachzudenken sowie über Feiermöglichkeiten für Jugendliche. Damit blieb er im Stadtrat aber alleine. Man wolle den Menschen Hoffnung geben und nicht nehmen, sagte OB Reiter, besonders da man nicht wisse, wie sich die Pandemie entwickle. Auf Initiative von Lechner und seiner Fraktion Die Linke/Die Partei beschloss der Stadtrat, sich für eine schnelle Öffnung von Kultureinrichtungen einzusetzen, sobald es die Infektionszahlen zulassen.

© SZ vom 20.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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