Süddeutsche Zeitung

Kindergarten in München:Eltern zweijähriger Kinder müssen monatlich 100 Euro zahlen

Wegen der Corona-Pandemie kann die Stadt die Finanzierungslücke zwischen Krippengeld und Beitragszuschuss für den Kindergarten nicht mehr ausgleichen. Das müssen betroffene Eltern ab Herbst selbst tun.

Von Kathrin Aldenhoff

Seit eineinhalb Jahren ist der Kindergarten in München kostenlos. Eine Ausnahme sind die privaten Kindergärten, in denen Eltern weiterhin für die Betreuung zahlen. Und von September dieses Jahres an könnte es eine weitere Ausnahme geben: Dann müssen Eltern, deren Kinder schon mit zwei Jahren einen Kindergarten besuchen, monatlich 100 Euro dafür zahlen. Das betrifft nach Auskunft der Fraktionen von SPD und Grünen rund 1600 Familien in München. Der Grund: eine Finanzierungslücke zwischen Krippengeld und Beitragszuschuss für den Kindergarten. Diese hat bisher die Stadt München für die Münchner Eltern ausgeglichen, rund eine Million Euro hat das im Jahr gekostet.

Doch damit ist nun Schluss, wegen der Corona-Pandemie muss München sparen. Schon im vergangenen Jahr habe man diskutiert, ob München es sich noch leisten kann, diese Regelungslücke zu stopfen, sagt Lena Odell, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion SPD/Volt: "Nun geht es leider wirklich nicht mehr, das ist einfach nicht mehr drin."

Deshalb soll sich nun Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) beim Freistaat dafür einsetzen, dass die Finanzierungslücke geschlossen wird und jedes Kind, das in den Kindergarten geht, auch den Beitragszuschuss des Freistaats von 100 Euro erhält - egal wie alt es ist. Der Freistaat zahlt den Kindergartenzuschuss für Kinder nämlich erst ab einem Alter von drei Jahren. Kinder, die schon mit zwei Jahren einen Kindergarten besuchen - etwa, weil sie zum Start des neuen Kindergartenjahres bereits die Einrichtung wechseln, aber erst im Winter Geburtstag haben - fallen durchs Raster, wie Lena Odell sagt.

"Die Familien müssen unterstützt werden, diese Überbrückung muss ausgeglichen werden", sagt Chris Hollmann. Er ist Vorsitzender des Gemeinsamen Kindergartenbeirats (GKB) der Stadt München. Aus Gründen der Gleichbehandlung sei es nicht in Ordnung, dass die betroffenen Eltern monatlich 100 Euro zahlen müssen und andere nicht. Er zeigte sich verwundert, dass die Stadt diese Überbrückung auslaufen lässt. Als der GKB mit Vertretern des Referats für Bildung und Sport (RBS) über anstehende Einsparungen gesprochen habe, erzählt Hollmann, habe das RBS versprochen, dass Kinder von den Sparmaßnahmen nicht betroffen seien.

Der kostenlose Kindergarten ist möglich, weil die Stadt München den Kita-Trägern die Gebühren, die bisher die Eltern gezahlt hatten, erstattet. Hinzu kommt der Beitragszuschuss für Kindergartenkinder vom Freistaat, monatlich 100 Euro. Außerdem gibt es vom Freistaat das Krippengeld, das Familien beantragen können und das vom Einkommen der Eltern abhängig ist. Es beträgt höchstens 100 Euro pro Monat und pro Kind. Der Freistaat zahlt es nur für Kinder, die eine Krippe besuchen. Auch die Stadt München fördert die Krippen, seit September 2019 sind die Elterngebühren in den meisten Einrichtungen deutlich gesunken.

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SZ vom 23.04.2021/kafe, van
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