Coronavirus:Hohe Impfbereitschaft in den Münchner Kliniken

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Im Klinikum Großhadern wird das Personal gegen das Coronavirus geimpft. (Foto: Florian Peljak)

60 bis 80 Prozent des Personals in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wollen mitmachen. Etwa 10 000 Münchner haben bereits die erste Spritze erhalten, doch es mangelt weiter an Impfstoff.

Von Ekaterina Kel, München

Seit zweieinhalb Wochen wird in München, wie überall in der Republik, gegen das Coronavirus geimpft. Eine überschaubare Zeit, in der sich aber schon einiges getan hat. Stand Dienstagnachmittag, 12. Januar, haben insgesamt rund 10 000 Menschen in der Stadt den Impfstoff von Biontech und Pfizer bekommen.

Geimpft werden zurzeit die Menschen in der höchsten Prioritätskategorie, wie das Bundesgesundheitsministerium sie basierend auf der Empfehlung der Ständigen Impfkommission festgelegt hat: Bewohner und Mitarbeiter in vollstationären Pflegeeinrichtungen sowie Beschäftigte in Krankenhäusern mit hohem Expositionsrisiko von Sars-Cov-2. Die über 80-Jährigen sollen laut Gesundheitsreferat (GSR, ehemals RGU) voraussichtlich von Ende Januar oder Anfang Februar an geimpft werden. "Ein früherer Impfstart wäre möglich, wenn mehr Impfdosen geliefert werden", teilte das Referat mit.

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Die rund 87 000 über 80jährigen Münchner wurden bereits vergangene Woche vom Referat auf die Möglichkeit einer baldigen Impfung hingewiesen. Die Terminvereinbarung soll laut GSR voraussichtlich ab dem 20. Januar zentral über das bayernweite Portal impfzentren.bayern erfolgen. Und wie sollen die Alten zum Impfzentrum in der Messe Riem kommen? Man prüfe gerade "verschiedene Optionen auf Umsetzbarkeit."

Bislang fahren also nur mobile Impfteams, die die Rettungsdienste Aicher Ambulanz und MKT Krankentransport im Auftrag der Stadt aufgebaut haben, durch München und bringen den Impfstoff in die Heime. Dort bekommen Bewohner und Mitarbeiter von Ärzten nach einer Belehrung und einer Zustimmung die Spritze. Es wurden in den vollstationären Alten- und Pflegeheimen nach Angaben des GSR bereits 4000 Menschen geimpft. Insgesamt gibt es in dieser Kategorie etwas mehr als 17 000 Menschen in München. Bei der Reihenfolge der Heime geht man pragmatisch vor: Man habe zuvor alle Einrichtungen angefragt. Die Reihenfolge richte sich nun nach Eingang der Anmeldungen.

Siegfried Benker, Geschäftsführer des städtischen Münchenstift-Unternehmens, das neun vollstationäre Pflegeheime in der Stadt betreibt, setzt große Hoffnung in die Impfung. "Die Situation ist weiterhin angespannt", sagt er. Zurzeit gebe es 150 positive Bewohner und knapp 80 positive Mitarbeiter. Von den neun Pflegeheimen seien sechs bereits mit der ersten Impfung dran gewesen, für die restlichen gebe es im Augenblick jedoch noch keine Termine. Gut 930 Bewohner seien bereits geimpft, so Benker. Für einige Betreuer der Heimbewohner sei es nicht möglich gewesen, eine Einverständniserklärung rechtzeitig vorzulegen. Diese Gruppe komme dann bei der zweiten Impfrunde dran.

Auch hier geht es langsam aber stetig voran: Für ein Haus stehe der Termin für die zweite Impfung schon fest, sagt Benker. Zusätzlich seien knapp 400 Pflegende geimpft worden. Die Bereitschaft steige nach den Terminen der ersten Impfung, da viele Pflegekräfte sehen würden, dass es bei ihren Kollegen zu keinen schweren Reaktionen gekommen sei.

An den Münchner Krankenhäusern geht die Impfkampagne etwas zügiger voran. Dort wurden bereits mehr als 6000 Mitarbeiter beimpft, wie der Sprecher der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) mitteilt. Die Impfbereitschaft sei dort mit 60 bis 80 Prozent sehr hoch.

Am LMU-Klinikum habe man bisher drei Lieferungen mit Impfdosen bekommen, die man noch bis Mittwoch verimpfen kann, sagt Helmut Ostermann. Der stellvertretende kaufmännische Direktor ist mitverantwortlich für die Organisation des internen Impfzentrums für Mitarbeiter. Das Personal an den Corona-Stationen, den Intensivstation und Notaufnahmen habe bereits die erste Impfung vollständig bekommen. Nun gehe es weiter mit Personal, das mit Patienten mit besonders hohem Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung arbeitet, zum Beispiel auf onkologischen Stationen. Stand Dienstag läge man bei 2600 Geimpften. In einer Woche geht es für die ersten davon mit der zweiten Impfdosis weiter.

Dabei zieht das LMU-Klinikum immer sechs statt den ursprünglich vorgegebenen fünf Impfdosen aus einem Fläschen, wie es die europäische Arzneimittelagentur kürzlich genehmigt hat. Das sei mit den richtigen Spritzen, bei denen möglichst wenig Rest zurückbleibt, problemlos machbar, sagt Ostermann, und garantiere trotzdem die volle Wirksamkeit. Die mobilen Teams sind dazu noch nicht in der Lage. Ihnen fehlen nach Angaben des Gesundheitsreferats die speziellen Spritzen. Die Lieferung sollte vergangene Woche kommen, sei aber immer noch nicht da. Sobald sie eintreffe, würden die Teams ebenfalls sechs Dosen entnehmen, heißt es.

Inzwischen hat München auch die Erwartungen etwas nach unten geschraubt: Inklusive der bereits 9000 gelieferten Impfdosen erwarte man "nach jetzigem Stand" bis Ende Januar etwa 34 000 Dosen, heißt es vom GSR. Ursprünglich war die Rede von 90 000 Impfdosen bis Ende Januar. Der Impfstoff der Firma Moderna, der vergangene Woche zugelassen wurde, könnte die Situation etwas entspannen. Für diesen Mittwoch sei die Lieferung von 1700 Dosen des neuen Impfstoffs für einige Kliniken in München bestätigt. Da der Impfstoff nach dem Auftauen nicht mehr transportiert werden darf, würden die mobilen Impfteams ihn nicht nutzen können. Dafür soll er später stationär in der Neuen Messe München zum Einsatz kommen.

© SZ vom 13.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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