Süddeutsche Zeitung

Kindergartenbeirat:"Der Schutz der Kinder hat oberste Priorität"

In den Krippen und Kitas der Stadt steigen die Ansteckungszahlen. Interessenvertreter fordern das Personal dazu auf, sich impfen zu lassen. Für Nicht-Geimpfte könnte es bald Folgen geben.

Von Heike Nieder

In den Krippen und Kindergärten der Stadt steigen die Infektionszahlen mit dem Coronavirus - wenn bisher auch moderat. Waren es im Juli noch 18 Fälle, so sind es Ende September bereits 120, wie das Gesundheitsreferat auf Anfrage mitteilt. Das ist angesichts von rund 80 000 Plätzen im Stadtgebiet noch keine dramatische Zahl, dennoch bedeutet jede Infektion für die betroffenen Eltern eine Herausforderung. Schließlich hat die Erkrankung eines Kindes auch Konsequenzen für all diejenigen Mädchen und Jungen in der Einrichtung, die mit dem infizierten Kind in Kontakt waren. Zurzeit sind sieben Kindergartengruppen oder ganze Einrichtungen in München wegen Corona geschlossen.

Aufgrund der besonderen Ansteckungsgefahr von Kindern unter zwölf Jahren, für die noch kein Impfstoff zugelassen ist, hat der bundesweite Corona-Kita-Rat bereits Mitte September Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kitas sowie Kindertagespflegepersonen öffentlich dazu aufgerufen, sich impfen zu lassen. Auch Chris Hollmann, Vorsitzender des gemeinsamen Kindergartenbeirats der Stadt, findet: Nachdem die Kinder vergangenes Jahr gefordert waren, die Älteren zu schützen, sollten die Erwachsenen nun solidarisch mit den Jüngsten sein. "Der Schutz der Kinder hat oberste Priorität", sagt Hollmann. Die Stadt müsse den Impfstatus der Erzieherinnen und Erzieher schnellstmöglich abfragen.

Tatsächlich habe das Personalreferat bereits in dieser Woche eine Abfrage in den städtischen Einrichtungen gestartet, sagt Pressesprecher Tobias Stephan. Nicht nur Erzieherinnen und Erzieher sollen Auskunft geben, auch Lehrerinnen und Lehrer sowie Pflegepersonal. Es werde aus Datenschutzgründen allerdings keine zentrale Dokumentation geben. "Jede Einrichtung muss dann für sich einen Weg finden, wie sie mit dem Ergebnis der Abfrage umgeht", sagt Stephan. Fest steht: Wenn jemand nicht geimpft oder genesen ist, werden "besondere Schutzmaßnahmen ergriffen". Die betreffende Person müsse dann beispielsweise eine Maske tragen oder werde woanders eingesetzt. Ein Großteil der Erzieherinnen und Erzieher in Münchner Kindertageseinrichtungen sei sowieso längst geimpft, betont Andreas Haas vom Referat für Bildung und Sport (RBS). Diese Rückmeldung aus zahlreichen Einrichtungen habe die Stadt bereits im Frühjahr erhalten.

Impfen ist das eine - testen das andere. Zurzeit werden in den Krippen und Kindergärten im Stadtgebiet Berechtigungsscheine verteilt, mit denen Eltern ihre Kinder zweimal in der Woche kostenlos testen lassen können. Einige Eltern nutzen das Angebot mancher Apotheken, mit dem Berechtigungsschein statt eines Antigen-Schnelltests einen sogenannten PCR-Lolli-Test zu machen, um ein zuverlässigeres Ergebnis zu erhalten.

Seit gut zwei Wochen ist es den bayerischen Kommunen selbst überlassen, ob sie diese PCR-Lolli-Tests auch in Kindertageseinrichtungen einführen oder nicht. In den Münchner Grundschulen ist dies bereits der Fall - zumindest theoretisch. Praktisch hapert es allerdings. So gibt es beispielsweise einige Schulen, die noch nicht mit genügend Material für die Testungen ausgestattet wurden. Hier machen die Kinder weiterhin dreimal in der Woche wie gehabt Antigen-Schnelltests vor dem Unterricht.

Ob die Lolli-Tests auch in Einrichtungen für jüngere Kinder oder bei der Betreuung von Grundschulkindern, wie beispielsweise in Horten oder Tagesheimen, zum Einsatz kommen, werde derzeit geprüft, erklärt Andreas Haas vom RBS. Da es allerdings zehnmal so viele Kindertageseinrichtungen wie Grundschulen in München gibt, wäre dies eine "große logistische Herausforderung".

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SZ vom 01.10.2021/kafe
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