Corona-Pandemie in München:Impftermin in der Praxis um die Ecke

Impfung beim Hausarzt in Gräfelfing

Bayernweit wurden zunächst 1700 Haus- und Fachärzte ausgewählt, zu denen Patientinnen und Patienten direkt kommen dürfen.

(Foto: Catherina Hess)

Von Mittwoch an dürfen Hausärzte das Vakzin spritzen. Im Impfzentrum Riem und in den Alten- und Servicezentren wird parallel weitergearbeitet, doch die Impfstoffmengen halten sich in Grenzen.

Von Ekaterina Kel

Die Impfkampagne gegen das Coronavirus tritt in eine neue Phase ein: Von diesem Mittwoch an können Hausärzte die Patientinnen und Patienten in ihren Praxen impfen. Im Impfzentrum Riem und in den Alten- und Servicezentren wird parallel weitergearbeitet, doch die Impfstoffmengen halten sich in Grenzen. Aber es geht voran. "Es beginnt ein ganz neues Kapitel", sagte Oliver Abbushi, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands für München.

Die Zahl der Ärzte, die schon am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche beginnen, ist begrenzt. Bayernweit wurden laut der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) zunächst nur 1700 Haus- und Fachärzte ausgewählt. Geimpft wird an diesen beiden Tagen mit Astra Zeneca. Man habe die Praxen danach ausgewählt, wie viele alte Patientinnen und Patienten sie haben und wie viele Impfungen sie sonst im Quartal übernehmen, erläuterte ein KVB-Sprecher. Außerdem sollten sie gut über ganz Bayern verteilt sein. Wie viele Hausärzte in München bereits diese Woche anfangen werden zu impfen, ist unklar. Bereits am 16. März startete die Stadt in Zusammenarbeit mit zwei Praxen ein Pilotprojekt, in dem insgesamt 100 Dosen verimpft wurden. "Das Pilotprojekt lief sehr gut", teilte das Gesundheitsreferat mit. Man habe Erfahrungen zum Umgang mit dem Impfstoff und die Integration in den Praxisalltag gesammelt. Die koordinierenden Ärzte geben diese nun an andere Praxen weiter.

Vom 7. April an wird es laut KVB in etwa 8500 Haus- und Facharztpraxen in Bayern Corona-Impfungen geben. Auch hier gibt es keine genauen Münchner Zahlen, allerdings teilte das Gesundheitsreferat bereits vor zwei Wochen mit, dass 90 Prozent der Münchner Hausärzte sich bereit erklärt hätten, von April an Corona-Schutzimpfungen zu verabreichen. Alle seien "sehr motiviert", bestätigte der Hausarzt-Verbandssprecher Abbushi. Man leiste bereits mit der Behandlung von leichten Covid-19-Verläufen und mit den vielen Corona-Tests einen Beitrag. Aber jetzt, mit den Impfungen, habe man die Chance, "dieser Pandemie den Garaus zu machen".

Angesichts der Tatsache, dass alles ziemlich kurzfristig geklärt wurde, laufe die Organisation "im Grunde genommen sehr gut", sagte Peter Sandmann, Münchner Sprecher des bayerischen Apothekerverbands. Für diese Woche sei der Impfstoff von Astra Zeneca bereits ausgeliefert worden, jede teilnehmende Praxis habe 20 Dosen bekommen.

Für die Woche nach Ostern steht der Fahrplan fest: Die Ärzte wurden von der Kassenärztlichen Vereinigung informiert, dass sie nun bei ihren Apotheken den Corona-Impfstoff bestellen können. Dieses Mal wird es der Impfstoff von Biontech und Pfizer sein. Bis Dienstagmittag können die Bestellungen noch abgegeben werden. Mindestens 18, höchstens 48 Dosen - die Zahl muss durch sechs teilbar sein, weil in einem Fläschchen sechs Impfdosen enthalten sind. Auch das Zubehör, wie zum Beispiel die dafür nötigen Kanülen, werden mitgeliefert. Ob die bestellten Mengen auch ausgeliefert werden können, konnte Sandmann noch nicht sagen - die Apotheker bekämen erst am Mittwoch Bescheid. Diese melden das den Ärzten, damit die wiederum ihre Patienten anrufen können. Weil die Mengen begrenzt sind und der Impfstoff nur fünf Tage aufgetaut haltbar ist, soll jede Woche neu bestellt werden.

Der Impfstoff kommt am 6. April, mittags, aufgetaut in die Apotheken und von da zu den Praxen. Manche Ärzte könnten also schon nachmittags die ersten Spritzen setzen. Geimpft wird auch hier nach Priorität. Zunächst jene Über-80-Jährigen, die noch nicht dran waren, sagte Hausarzt Abbushi. Er schätzt, dass die zweite Priorisierungsgruppe recht schnell an die Reihe komme. Die meisten Ärzte hätten bereits Patientenlisten erstellt. Bis diese abgearbeitet seien, könnte es bis in den Mai hinein dauern. Aber es werde auch sicher kein Impfstoff liegen bleiben. Man werde "mit medizinischem Sachverstand, Gefühl und Pragmatismus" an die Impfungen rangehen, so Abbushi. Auch die Dokumentation wird erleichtert: Mit der Impfsoftware Bayimco werde man nichts mehr zu tun haben. Die Bürokratie sei abgebaut worden, damit man "schnell und in Masse impfen kann".

Zur SZ-Startseite

SZ PlusCorona-Pandemie
:"Langzeitwirkungen werden ein enormes Problem"

Florian Weis ist Ärztlicher Direktor im Klinikum Fürstenfeldbruck. Er blickt zurück auf ein Jahr im Ausnahmezustand, nach vorne auf die dritte Welle - und auf gesellschaftliche Defizite jenseits der Pandemie.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: