Coronavirus in München:Eine recht unbürokratische Impfung

Coronavirus - Impfzentrum in Potsdam

Die ersten Münchner sind inzwischen gegen das Coronavirus geimpft.

(Foto: dpa)

Erst wenige Münchner sind gegen das Coronavirus geimpft. Der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt und sein Geschäftsführer waren allerdings bereits dran - warum?

Von Thomas Anlauf

Zehntausende Münchner warten seit dem Start der bundesweiten Impfaktion gegen das Coronavirus Ende Dezember darauf, möglichst bald geimpft zu werden. Doch selbst für die 87 000 alten Menschen über 80 Jahre, die nicht in einem Alten- oder Pflegeheim leben, dauert es noch. Denn der Impfstoff ist knapp. "Da zu Beginn der Impfstoff nicht in der Menge verfügbar ist, um gleichzeitig alle Menschen einer Prioritätsgruppe zu impfen, möchten wir Sie um etwas Geduld bitten", heißt es in einem Schreiben des Gesundheitsreferats, das in diesen Tagen an alle Münchnerinnen und Münchner über 80 verschickt wird. Am Montag ließen sich jedoch schon mal Jürgen Salzhuber, Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt München (Awo), und sein Geschäftsführer Hans Kopp in einem verbandseigenen Heim impfen - beide sind deutlich unter 80 Jahre alt.

"Mit gutem Beispiel gehen unser Vorsitzender Jürgen Salzhuber und unser Geschäftsführer Hans Kopp voran und haben sich heute gegen Corona impfen lassen", teilte die Awo München-Stadt auf Facebook mit. "Wir sind sehr froh, so schnell geimpft zu werden. Bis jetzt haben alle die Impfungen sehr gut vertragen, ohne nennenswerte Nebenwirkungen", so Salzhuber. "Das Jahr 2021 fängt gut an!" Alte Menschen gelten als besonders gefährdet, an Covid-19 zu sterben oder einen schweren Verlauf der Krankheit zu erleiden. Deshalb erhalten derzeit ausschließlich Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie das Pflegepersonal das Vakzin von den städtischen Impfteams. Diese Einschränkung gelte, "solange nur begrenzt Impfstoff zur Verfügung steht", stellt das Gesundheitsreferat am Dienstag auf Anfrage klar. Zusätzlich "haben auch die Krankenhäuser damit begonnen, medizinisches Personal etwa auf Intensivstationen und in Notaufnahmen zu impfen". Der Vorstand der Arbeiterwohlfahrt und sein Geschäftsführer zählen nicht dazu.

Awo-Geschäftsführer Hans Kopp erklärte am Dienstag der SZ, weshalb er und Salzhuber dennoch vorrangig geimpft wurden: Es seien nach der Impfaktion des mobilen Teams im Haus der Arbeiterwohlfahrt in Haidhausen noch vier Dosen übrig geblieben. "Wir wollten natürlich niemandem eine Dose wegnehmen", betont Kopp. Doch relativ viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen hätten Bedenken vor der Impfung gehabt. Andere, die keinen Dienst hatten, seien kurzfristig nicht zu mobilisieren gewesen. Er und Salzhuber hätten sich deshalb impfen lassen, um weitere Pflegekräfte zu motivieren, sich doch das Serum verabreichen zu lassen. "Das war ein gutes Signal", meint Geschäftsführer Kopp. Dass die beiden Top-Leute der Münchner Awo anderen Menschen, die besonders durch das Coronavirus gefährdet sind, durch die eigene Impfung den Wirkstoff vorenthalten haben könnten, glaubt Kopp nicht. "Ich habe ein gutes Gewissen und stehe dafür gerade", sagt er.

Das städtische Gesundheitsreferat, das für die Impfung in München zuständig ist, betont, dass alle vollstationären Pflegeeinrichtungen vorab abgefragt werden, wie viele Bewohner und Beschäftigte sich impfen lassen wollen. "Zum Impftermin wird die zuvor von der Pflegeeinrichtung angegebene Anzahl an Impfdosen mitgenommen, sodass in der Regel keine Impfdosen übrig bleiben", teilt eine Sprecherin des Referats auf Anfrage mit. "Sollten doch einmal Dosen übrig bleiben - zum Beispiel weil ein Impfling erkrankt ist und nicht geimpft werden kann -, werden überschüssige Dosen sofort für die nächsten Heime mitgenommen." Es könne im Ausnahmefall allerdings dazu kommen, dass bei der letzten Tour des Impfteams etwas übrig bleibe. Dann könne der Impfstoff am nächsten Tag nicht mehr verwendet werden, weshalb Menschen vor Ort spontan auf eine Impfung angesprochen werden. Normalerweise werde jedoch darauf geachtet, dass vor allem Bewohner oder Mitarbeiter mit der höchsten Priorität geimpft werden.

In den acht Münchner Heimen der Arbeiterwohlfahrt wird nach Angaben von Geschäftsführer Hans Kopp in den kommenden Tagen keine Impfung stattfinden, erst am 18. Januar werde eine neue Lieferung erwartet. Bislang wurden zwei Einrichtungen des Wohlfahrtsverbandes durchgeimpft, bei zwei weiteren habe die Impfung für einige Bewohner begonnen. Die Impfungen seien insgesamt "holprig angelaufen", so Kopp. Vor allem der bürokratische Aufwand in den Pflegeheimen sei hoch gewesen. Bei Kopp und Salzhuber ging es dagegen doch recht unbürokratisch mit der Impfung.

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