Pandemie:Impf-Guides sollen die Impfquote erhöhen

Pandemie: Die Stadt will mehr Münchner dazu bewegen, sich impfen zu lassen.

Die Stadt will mehr Münchner dazu bewegen, sich impfen zu lassen.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Schon bald könnten Medizinstudierende in allen Stadtbezirken unterwegs sein und Menschen auf Impfangebote aufmerksam machen. Vorbild für das Projekt ist Bremen. Unterdessen kratzt die Sieben-Tage-Inzidenz an der 1000er Marke.

Von Nicole Graner

Eigentlich hatte Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) am Donnerstag schon damit gerechnet, dass München die Sieben-Tage-Inzidenz von 1000 "knackt". Es fehle nicht mehr viel, sagte sie im Gesundheitsausschuss. Doch die aktuelle Zahl lag mit 986,4 noch knapp darunter. Jeden Tag kämen neue Meldungen dazu, die Entwicklung sei, so sagt Zurek, "sehr exponentiell". Und so dürfte die 1000er-Marke bald erreicht sein - und damit ein neuer Höchststand an Corona-Infektionen überhaupt. Dieser Schwellenwert würde eigentlich nach der Hotspot-Regel in Bayern einen Lockdown bedeuten. Doch die Verschärfungen der Hotspot-Regeln sind in Bayern bis Ende Januar ausgesetzt.

Zwei gute Dinge konnte Zurek dann doch noch melden. Zum einen, was die Lage in den Krankenhäusern und die Belegung der Intensivbetten betrifft: Sie entspannt sich. Weiterhin würden laut Referentin Patientinnen und Patienten entlassen. Dafür steige die Bettenbelegung im Bereich der Corona-Normalstationen. Zum anderen seien die Bewerbungen zur Verstärkung der Contact-Tracing-Teams (CTT), also zur Nachverfolgung von Infizierten-Kontakten, auf großes Interesse gestoßen. 775 Bewerbungen lägen mittlerweile auf dem Tisch.

Eine "Impfmüdigkeit" attestierte Beatrix Zurek den Münchnerinnen und Münchnern bei der Präsentation der Corona-Lage am Dienstag. Inzwischen gab es laut Robert-Koch-Institut insgesamt bis jetzt 2 646 738 Impfungen, 1 064 190 Erst- und 1 017 674 Zweitimpfungen. Geboostert wurden 564 874 Menschen. Aber um noch mehr Menschen zu erreichen, soll München nun Impf-Guides bekommen.

Das Vorbild für die Impf-Guides ist Bremen

Barbara Likus (SPD) hört gerne Podcasts. Und sie hörte, dass Impf-Guides zum Beispiel in Bremen sehr erfolgreich zur hohen Impfquote von derzeit 85,6 Prozent beigetragen haben. In München liegt die Impfquote bei den Erstimpfungen bei 71,5 Prozent, bei den Zweitimpfungen bei 68,4 und bei den Booster-Impfungen bei 38 Prozent. Darüber tauschte sie sich mit Stadtratskollege Stefan Jagel (Die Linke) aus, das soll nun auch in München funktionieren.

Das Projekt wurde am Donnerstag im Gesundheitsausschuss vorgestellt. Medizin-Studentinnen und -studenten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) sollen ausgebildet werden, um in Einrichtungen, Einkaufszentren oder Ausgabestellen der Münchner Tafel über Impfungen zu informieren und auf Impfaktionen aufmerksam zu machen. "Es gibt viele Menschen, die nicht so viele Nachrichten hören oder lesen, und es gibt in München auch viele, die nicht gut Deutsch sprechen", sagt Stadträtin Likus. Es sei ihre Hoffnung, diese mit einem niederschwelligen Angebot zu erreichen. Konkret solle, so wünscht sich Likus, auf die Menschen zugegangen und mit ihnen gesprochen werden. In Moschee-Vereinen, Familienzentren, Pfarrzentren und überall, wo sich viele Menschen begegnen.

Noch "zielgerichteter" und vor allem noch "zielgruppengerechter" - das sind die Hoffnungen, die auch Beatrix Zurek mit den Impf-Guides verbindet. Man sei, sagt sie, konkret schon in der Vorbereitung des Projekts und habe mit der LMU Gespräche geführt. Auch hat die LMU bereits eine wissenschaftliche Begleitung des Projekts in Aussicht gestellt. Kosten wird das Projekt, das zunächst sechs Monate laufen soll, 450 000 Euro. Einen Starttermin für die Impf-Guides gibt es noch nicht. "So schnell wie möglich" sollen sie aber zum Einsatz kommen.

Noch muss der Stadtrat in seiner Sitzung im Februar dem Projekt zustimmen. Aber das ist wohl nur noch Formsache. "Wir dürfen nichts unversucht lassen", sagt die Dritte Bürgermeisterin, Verena Dietl (SPD).

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMieten in München
:Stadt macht Rückzieher bei zwei Vorkaufsrechten

Die Häuser an der Westendstraße 5 und der Georgenschwaigstraße 26 sollten in öffentliches Eigentum übergehen. Doch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hat diesen Plan durchkreuzt. Was das für weitere Fälle und die betroffenen Mieter nun bedeutet.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: