Wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug in Millionenhöhe bei den Corona-Hilfen sitzen mittlerweile insgesamt zehn Personen in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft München I am Montag bestätigte. Demnach wurden vier Verdächtige bei einer bundesweiten Razzia am 30. März verhaftet; gegen die übrigen sechs ist bereits Anfang März Anklage erhoben worden vor dem Landgericht München. Ein weiterer Beschuldigter, der kurz vor Ostern festgenommen worden war, ist wieder aus der Haft entlassen worden. Über die jüngste Razzia hatte zuerst das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet. Dabei hatte es noch geheißen, dass allein in diesem Fall ein Dutzend Personen in U-Haft gekommen seien.
Bei der Aktion am 30. März wurden rund 40 Objekte durchsucht, überwiegend in Bayern, aber auch in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Außer in Privaträumen stellten die Fahnder auch in Geschäftsräumen von Gastronomie- und Bordellbetrieben Unterlagen sicher. Die Ermittlungen in diesem Fall nahmen wohl Fahrt auf, nachdem drei Wochen zuvor die Räume eines Steuerberaters durchsucht worden waren. Ob der oder ein anderer die Betrügerbande anführte, ist unklar. "Hinsichtlich eines möglichen ,Kopfes' der Gruppe laufen die Ermittlungen noch", teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit. Nach Angaben des Spiegel soll ein KfZ-Händler mit Verbindungen ins Rocker-Milieu der Chef sein.
Das Verfahren richtet sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft gegen insgesamt 68 Beschuldigte, die meisten aus München und Umgebung, einige auch aus anderen Regionen des Bundesgebiets. Der Vorwurf: Sie sollen bandenmäßig Corona-Überbrückungshilfen in unberechtigter Höhe beantragt haben. Die bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft haben ergeben, dass Subventionen in Höhe von etwa 56 Millionen beantragt und in Höhe von rund 20 Millionen tatsächlich auch ausgezahlt worden sind.
Wie die Staatsanwaltschaft München I mitteilte, führt sie etliche weitere Verfahren wegen Corona-Subventionsbetrugs. Bei den zuletzt öffentlich gewordenen Ermittlungen handelt es sich um die bislang größte Schadenssumme. Die Anfang März erhobenen Anklagen richten sich gegen vier Angeschuldigte, die sechs Millionen Euro erschwindelt haben sollen, sowie gegen ein Ehepaar, das zwei Millionen Euro ergaunert haben soll.