"Bleiben Sie wenn möglich zu Hause", hat Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) im März 2020 alle Münchnerinnen und Münchner gebeten, da war die Corona-Pandemie noch neu. Und zumindest die Stadt selbst hat sich weitgehend daran gehalten, jedenfalls was Dienstreisen mit dem Flugzeug angeht. Das geht aus der jährlichen Flugbilanz der Stadt hervor, die jetzt für 2020 vorliegt; am Dienstag ist sie dem Klimaschutz-Ausschuss des Stadtrats vorgelegt worden. Waren Stadträtinnen, Stadträte und städtische Beschäftigte 2019 noch insgesamt 2461 Mal dienstlich ins Flugzeug gestiegen, um zusammengerechnet 3,95 Millionen Kilometer zurückzulegen, sind es demnach 2020 nur 305 Flüge und knapp 330 000 Kilometer gewesen. Und statt knapp 942 Tonnen an CO₂-Emissionen zu verursachen, waren es 2020 nur 71,2 Tonnen. Das entspricht jeweils einem Rückgang um rund 90 Prozent.
Zuletzt ist im Stadtrat immer wieder darüber diskutiert worden, welche Fraktion am häufigsten geflogen ist - vor allem, wenn das die Grünen waren. 2020 stellt sich dagegen eher die Frage, wer überhaupt geflogen ist. Viele Veranstaltungen sind ausgefallen, andere wurden durch digitale Konferenzen ersetzt. Von März 2020 an waren Dienstreisen generell nur noch ausnahmsweise erlaubt. Münchens Stadträte sind dann auch insgesamt nur zehn Mal geflogen; es gab also fünf Hin- und fünf Rückflüge. Stadträte von SPD und Grünen flogen je ein Mal hin und zurück, CSU-Stadträte drei Mal. OB Reiter ist dienstlich komplett auf dem Boden geblieben, Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) ebenso. Mehrere städtische Referate haben 2020 ebenfalls ganz auf Flugreisen verzichtet, nämlich das Baureferat, das Personalreferat, das Referat für Gesundheit und Umwelt sowie die Stadtkämmerei. Vielflieger war dagegen auch 2020 mit 105 Flügen das Kulturreferat; allerdings entfielen 103 davon allein auf die Münchner Philharmoniker.
Die Stadt kompensiert ihre Flüge mit Geld an die gemeinnützige Atmosfair GmbH; 2020 wurden damit unter anderem Biogasanlagen in Nepal gefördert sowie die Wasseraufbereitung durch Solarenergie in Kenia. Weil weniger geflogen wurde, ist auch hier weniger Geld geflossen. 2019 bezahlte die Stadt noch 24 580 Euro zur Kompensation. 2020 waren es nur 2171 Euro.