Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise:Wie Großbrauereien ihren Wirten mit Pacht-Erlass entgegenkommen

  • Brauereien können Entwarnung geben: In der Coronakrise wird genügend Bier produziert.
  • Auch Weißbiertrinker können unbesorgt sein: Dass Backhefe weitestgehend ausverkauft ist, hat keinen Einfluss auf ihr Lieblingsbier.
  • Wirte sind von der Pandemie schwer betroffen. Die Brauereien finden unterschiedliche Ansätze, um ihnen zu helfen.

Von Franz Kotteder

Dem einen oder anderen Münchner mag da schon der Schreck in die Glieder gefahren sein, beim Einkaufen im Supermarkt: Ist Bier jetzt das neue Klopapier? Tatsächlich gibt es einzelne Lebensmittelmärkte in der Stadt, in denen die Regale mit Bierträgern und einzelnen Flaschen schon recht leer geräumt aussehen. Droht in München also in der Corona-Krise ein Bier-Notstand? Nicht nur draußen an den Tresen der Stadt, sondern auch in den häuslichen Kühlschränken?

Die Münchner Brauereien können da Entwarnung geben. "Bei uns gibt's derzeit keine Probleme", sagt Martin Leibhard, Vorstand der Augustiner-Brauerei, "es stimmt zwar, dass der Rücklauf an Leergut etwas zögerlicher läuft. Wahrscheinlich haben sich die Leute jetzt sicherheitshalber den einen oder anderen Träger in den Keller gestellt." Bier sei aber ein Frischeprodukt, deshalb sei er zuversichtlich, dass die Flaschen bald wieder in den Abfüllanlagen zur Verfügung stehen. "Die Sommerspitzen könnten allerdings ein Thema werden", meint er. Ist der Sommer nämlich heiß und die Leute dürfen raus, dann wird es schon mal eng, was die Flaschen angeht. Aber das ist immer so.

Bei Paulaner und Hacker-Pschorr formuliert es Pressesprecherin Birgit Zacher schon etwas vorsichtiger: "Momentan sind wir noch lieferfähig." Aber die beiden Brauereien der Schörghuber-Gruppe sehen "einen Engpass auf uns zukommen". Dass es in den Supermärkten manchmal eng wird, müsse aber nicht unbedingt am Nachschub liegen. "Das kann auch eine Frage der Lieferkette sein", sagt Zacher, "in den Märkten kommt das Personal ja derzeit kaum mit dem Einräumen nach."

Und auch die Weißbiertrinker, die sich zum Teil schon besorgt zeigen ob des Mangels an Backhefe in den Kühlregalen, kann Zacher beruhigen: "Unsere Hefe ist gesichert! Wir haben unsere eigene und verwenden ja gar keine Backhefe fürs Weißbier." Spaten, Franziskaner und Löwenbräu sehen keinen Engpass. "Die Brauerei hat sowohl genügend Flaschen als auch Bier", sagt Sprecher Matthias Eisenbarth, "die Material- und Rohstoffversorgung ist sichergestellt."

Auch wenn es den Brauereien ganz gut gelingt, die Bierproduktion von Fässern für die Gastronomie auf Flaschen für den Haushaltsbedarf umzustellen - die Wirte leiden unter dem behördlich verordneten Schankschluss bis vorerst 19. April. Die Brauerei Aying und Augustiner sind ihren Wirten in den eigenen Immobilien schon ziemlich zu Beginn der Krise entgegengekommen.

Augustiner hat allen Pächtern für den März die Hälfte der Miete und für den April die ganze erlassen, Aying verzichtet ebenfalls den ganzen April auf Pacht. Hofbräu hat in den eigenen Immobilien komplett auf Umsatzpacht umgestellt, was bedeutet: kein Umsatz, keine Pachtzahlung. Paulaner und Hacker-Pschorr stunden die Pacht- und Darlehensforderungen für April und helfen ihren Wirten mit eigenen Tutorials auf Facebook, ihr Angebot zu digitalisieren.

Schwieriger ist die Sache für jene Gastronomen, deren Vermieter keine Brauerei ist. Etwa die Wirte von Spaten und Löwenbräu. Diese Brauereigruppe hat ihre Immobilien Anfang der Achtzigerjahre verkauft. "Wir zielen hier auf eine gemeinsame Lösungen zusammen mit Pächtern und Hauseigentümern", sagt Matthias Eisenbarth. "Dementsprechend gehen wir nicht pauschal, sondern Fall für Fall vor und besprechen die Konstellation sowohl mit unseren Pächtern als auch mit unseren Hauseigentümern."

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SZ vom 03.04.2020/wean
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