München im Corona-Lockdown:Die Lage ist besäufniserregend

München im Corona-Lockdown: Nichts als leere Lokale: Im Lockdown ist Ausgehen keine Option, konsumiert wird daher daheim.

Nichts als leere Lokale: Im Lockdown ist Ausgehen keine Option, konsumiert wird daher daheim.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wenn die Leute nicht mehr abends in die Kneipe gehen können, dann wollen sie ihr Manna natürlich zu Hause bekommen. Früher gab es dafür den Biermo - die moderne Version kommt sogar in Notfällen.

Glosse von Stephan Handel

Für so einen Lockdown ist momentan ganz schön viel los in der Stadt. Durch die Fußgängerzone schieben sich Maskenfreunde und Maskengegner in meistens friedlicher Koexistenz, vor den T-Shirt-Läden warten lange Schlangen von Mädchen auf Einlass, und auch andere Geschäfte für den täglichen Bedarf - Herrenoberbekleidung, Schmuck, Wohn-Accessoires - schauen zumindest von außen ordentlich besucht aus. Die Gastronomen finden das natürlich ungerecht, sie meinen, Essen und Trinken sei doch wohl systemrelevanter als noch ein Pailletten-Shirt. Aber es hilft nichts: Kein Bier, nirgends.

Die Lage ist also besäufniserregend. Denn wenn die Leute nicht mehr abends in die Kneipe gehen können, dann wollen sie ihr Manna natürlich zu Hause bekommen - aber wie? Da ist es eine gute Nachricht, dass der große Oetker-Konzern gerade das nicht mehr ganz so kleine Start-up Flaschenpost übernommen hat. Flaschenpost ist ein Service, bei dem man online Getränke bestellen kann; sie werden dann innerhalb von höchstens zwei Stunden an die Wohnungstür geliefert. Dass Dr. Oetker das interessant findet und - angeblich - eine Milliarde Euro für den Kauf ausgegeben hat, zeigt zweierlei: Dass die Firmenlenker wohl noch für längere Zeit mit der Lahmlegung des Gastgewerbes rechnen und deshalb lieber auf To-bring als auf To-go setzen. Und dass eine bewährte Institution zwar einmal verschwinden kann, aber zu gegebener Zeit dann auch wieder auftaucht.

Früher, also vor Erfindung des Getränkemarktes, kam nämlich einmal in der Woche der Biermo. Er fuhr mit seinem Lieferwagen vor, fragte, was gewünscht sei, trug die vollen Tragerl in den Keller, nahm das Leergut mit, kassierte und verabschiedete sich, bis nächste Woche. Das war ausgesprochen praktisch. Umso löblicher, dass Flaschenpost und andere diese Branche und diese Tradition wieder aufleben lassen. Noch dazu sind sie nicht nur einmal die Woche unterwegs, sondern quasi immer, also auch in Notfällen. Und ein solcher ist ja schnell mal herbeigetrunken in Zeiten wie diesen.

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