Süddeutsche Zeitung

Corona-Lage:Impfmüdes München, trotz steigender Zahlen

In Kitas und Schulen haben die Infektionen nach den Ferien sprunghaft zugenommen. Mit Sorge beobachtet die Stadt auch die Lage bei den Klinik-Bediensteten.

Von Nicole Graner

Die Inzidenz in der Landeshauptstadt liegt bei 883,4 - Tendenz steigend, und ein Ende ist nicht in Sicht. Das hat Wolfgang Schäuble, Leiter des Krisenstabs für außergewöhnliche Ereignisse (SAE), in seinem aktuellen Corona-Bericht am Dienstag deutlich gemacht: "Wir gehen von weiter stark steigenden Zahlen aus". Besonders hätten Infektionen in den Schulen und den Kitas zugenommen, hier sei es nach den Ferien zu einem Anstieg von 30 Prozent gekommen.

Besonders aber bei den 21- bis 40-Jährigen gehen die Zahlen nach oben: Sie machen fast 50 Prozent des Infektionsgeschehens aus. "Erfreulich stabil" dagegen, so Schäuble, seien die Zahlen in der Altersgruppe der "60-Jährigen und aufwärts". Die älteren Menschen würden mittlerweile nicht mehr wesentlich zum Infektionsgeschehen beitragen.

Stark abgefallen und sogar in den grünen Bereich der bayerischen Krankenhausampel sind die Belegungen der Intensivbetten. Hier habe man, so der Leiter des Krisenstabs, "nicht mehr die Höchststände" wie zum Ende des Jahres 2021.

Der Run auf die Impfzentren hält sich in Grenzen

Insgesamt wurden in München mehr als 2,6 Millionen Impfungen durchgeführt: 1 062 260 Erstimpfungen, 1 013 540 Zweitimpfungen und 548 764 Booster-Impfungen. Die meisten Impfungen wurden bisher in den Impfzentren durchgeführt, aber dann kommen schon die unterschiedlichen Praxen. Doch es scheint, dass eine gewisse Impfmüdigkeit eingetreten ist. Steile Anstiege seien, so macht Schäuble deutlich, "nicht zu erkennen." Der Run auf die Impfzentren halte sich "in Grenzen".

Auch Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek bestätigt diese Entwicklung. "Das Interesse ist durchaus verhalten", sagt sie und erklärt, dass es zum Beispiel sofort möglich sei, im Impfzentrum Riem einen Termin zu bekommen. Auch beim Kinderimpfen im Gasteig, wo sich seit dem 13. Januar nun auch Jugendliche von zwölf bis 17 Jahre impfen lassen können, sei "noch Luft nach oben". Auch wenn es, so Zurek, für diese Altersgruppe sicher nicht so cool sein dürfte, sich in einer Löwen- oder Eisbär-Kabine piksen zu lassen, sei es ein wichtiges und richtiges Angebot. Trotz aller Bemühungen und Bewerbungen sei eine "Impfmüdigkeit" zu erkennen. "Man darf einfach immer noch zu viel ohne Impfung", sagt Zurek.

Die Kapazitäten der Testungen sind ausreichend. Man habe, so Zurek, "gute Puffer". 150 Betreibende in 298 Stationen würden testen, 169 000 Testmöglichkeiten gebe es pro Tag. Die Labore seien, was die PCR-Testungen betrifft, zwar am Anschlag, aber es gebe keine Materialprobleme. Da hätten die Labore, so sagt Zurek, wohl eine gute Lagerhaltung betrieben.

Sorgen macht sich die Stadt bei den steigenden Zahlen vor allem um die Erkrankungswellen in den Kliniken. Aber auch in den Schulen seien immer weniger Kinder. Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) betont, dass die Stadt diese Entwicklung intensiv verfolge: "Wir haben das genau im Blick".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5510348
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/imei
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.