München-Comic:Halbautomatischer Wahnsinn

In Uli Oesterles Comic gibt es neben neben dem Protagonisten "Hector Umbra" noch einen weiteren Helden - die Stadt München.

Daniel Wüllner

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"Hector Umbra" ist ein Loblied auf die Freundschaft und ein groß angelegter Comic über Liebe, Wahnsinn und Tod. Das neue Werk von Uli Oesterle begleitet den Comic-Helden Hector durch seine Abenteuer. Doch die Geschichte hat noch einen weiteren Helden - die Stadt München.Hector, der Protagonist, kämpft sich, auf der Suche nach seinem Freund Osaka, durch unheimliche Begebenheiten und den Münchner Untergrund, bis im großen Finale schließlich die Frauenkirche in Schutt und Asche gelegt wird.Während seiner atemberaubenden Jagd tritt eine Gabe zu Tage, die sein Leben lang in ihm schlummerte: Hector ist in der Lage, Dinge zu sehen, die niemand sonst sehen kann. Seine Odyssee führt Hector in Rückblenden durch Fragmente seiner Kindheit und den unwirtlichen Münchner Untergrund, wo sich fiese Dämonen unter dem Namen N.I.U. organisiert haben - und einen finsteren Plan verfolgenZeichnungen: Uli Osterle; oh

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Für das Szenario hat sich der in München lebende Comiczeichner und -autor Oesterle bei dem breiten Repertoire an Sehenswürdigkeiten, das die bayerische Hauptstadt zu bieten hat, reichlich bedient. Neben bekannten Touristenattraktionen wie dem Monopteros und dem Englischen Garten taucht jedoch auch ganz Alltägliches in "Hector Umbra" auf.

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Dabei kostet es den erfahrenen Münchener nur einen kurzen Blick, um das Lindwurm Stüberl und die dazugehörige Werbung der Augustiner Brauerei im Hintergrund auszumachen. Zwar lassen sich in dem Comic auch bayerische Mundart und T-Shirts mit TSV-1860- und FC-Bayern-München-Logos finden, doch nutzt Oesterle seine Wahlheimat keineswegs als simples Klischee, sondern als interaktive Kulisse für seine Geschichte.

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Die Sehenswürdigkeiten sollen dem Leser gerade ein Gefühl der Vertrautheit vermitteln, das der Autor anschließend Stück für Stück entfremdet.

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Grafisch raffiniert führt Oesterle seinen Helden Hector Umbra und seine Leser von der oberflächlichen Idylle der bayerischen Metropole in ihren Untergrund. Über Rolltreppen bahnen sich die Figuren vom Marienplatz hinab ihren Weg in die Schächte der U-Bahn, die Orte, an denen sonst nur "gehirnte" Dämonen und "Kopfgeburten" ihr Unwesen treiben.

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Wer aber denkt, dass Oesterle München nur als simplen Schauplatz für die Handlung ausgewählt hat, der irrt. Der Autor nutzt vielmehr die lokale Färbung Münchens und taucht diese in ein facettenreiches Schwarz, mit dem er seine untergründige Geschichte über Freundschaft, einen dämonischen Elvis und die "Ode an halbautomatischen Wahnsinn" ausmalt.

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Die oberflächliche Fassade der Stadt, vor der sich die Figuren bewegen und die Handlung sich abspielt, zeigt schnell Risse. Durch seinen kantigen Zeichenstil erzeugt Oesterle dunkle Lücken und Zwischenräume innerhalb der vertrauten Stadt, in denen sich düstere Gestalten verborgen hielten und nun hervordrängen.

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Der Handlungshintergrund München ist dabei aber keine Zwangsjacke. Autor Oesterle erfindet neue Clubs mit fantasievollen Namen wie das "Robot Mitchum" oder auch das "Café Jenseits", das irgendwo um die Ecke des Hofbräuhauses liegen soll. So erweitert "Hector Umbra" den Stadtplan Münchens um einige Locations und dichtet sich schlichtweg einfach neue Bars und obskure Lounges an Stellen, die zuvor unbesetzt waren.

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Der Comic baut dieses Verhältnis zur Stadt langsam auf, nur um am Ende München selbst zum Akteur werden zu lassen. So findet der abschließende Showdown in dem wohl bekanntesten Wahrzeichen Münchens statt: der Frauenkirche. Dort treffen alle Charaktere bei einem Musik-Konzert aufeinander, um ihre jeweilige Agenda zu vollenden.

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Uli Oesterle schafft es in seinem Comic auf über zweihundert Seiten die Geschwindigkeit einer rasenden U-Bahn beizubehalten. Wie bei einer führerlosen Fahrt sieht man bekannte Schauplätze vorbeiziehen und man fragt sich nachher nur, was dort eben dieser kleine Dämon am Marienplatz zu suchen hatte. Neben all den bekannten Orten und irrwitzigen Charakteren ist "Hector Umbra" aber vor allem eine lesenswerte Ode an die Freundschaft.Weitere Infos zum Comic und ihrem Helden auf der Seite des Verlages.

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