Was läuft in den ClubsZwischen Weltschmerz und Pop-Appeal

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Beats mit Witz: DJ Koze legt in München auf.
Beats mit Witz: DJ Koze legt in München auf. (Foto: Stefan Kozalla)

Maurice Mino sorgt für Bassmassagen im Bahnwärter Thiel, das „Katzenclub Festival“ im Feierwerk bereichert die Festtage der musikalischen Düsternis – und mit DJ Koze kommt der humorbegabteste Plattendreher dieses Landes in den Blitz Club.

Von Martin Pfnür

Es ist ja längst kein Geheimnis mehr, dass die Berliner Ausgehlandschaft eine besondere ist. Neben dem Berghain, das sich zur begehrtesten Nacht-Attraktion für feierhungrige Touristen entwickelt hat, liegt der Zauber der Berliner Nächte auch in Clubs wie dem abenteuerspielplatzartig zusammengezimmerten Ritter Butzke. Dort sind die DJs zwar weniger prominent wie im Berghain, was aber freilich nichts über deren Qualitäten aussagt. Bestes Beispiel: der Ritter-Butzke-Resident-DJ Maurice Mino, der am 8. November im Bahnwärter Thiel zu Gast ist und in seinen Sets stets ein Faible für besonders bassmassierte und nachtschwarze Formen der elektronischen Musik pflegt. Damit hat er sich in der Hauptstadt zu einer Szene-Größe gemausert – und wer ihn bei der Arbeit hinter den Decks erlebt, wird auch schnell erkennen, warum. 

Überhaupt sind es ja gute Zeiten für Freunde nachtschwarzer Klänge. Seit dem jüngsten Erscheinen von „Songs Of A Lost World“, dem neuen Album von The Cure, dürften nicht wenige von ihnen beseelt im Weltschmerz baden – und womöglich erst wieder das Haus verlassen, um am 9. November das Katzenclub Festival zu besuchen. Ebendas mag streng genommen zwar nicht exakt den Kriterien dieser Kolumne entsprechen. Doch da es hier nun mal um elektronische Musik geht und genau die auch einen wesentlichen Aspekt des Gothic-Sounds ausmacht, sei hiermit auch der Besuch des kleinen Festivals im Feierwerk empfohlen. Werden dort doch mit Acts wie der tollen türkischen Postpunk-Band She Past Away, Grufti-Elektronikern wie der schwedischen Formation Agent Side Grinder oder dem ungarischen Pop-Noir-Duo Black Nail Cabaret die Festtage der musikalischen Düsternis auf eine Weise bereichert, die nicht nur Fans aus der Goth-Nische anziehen dürfte.

Eine spannende neue Resident-DJ präsentiert sich wiederum am 15. November mit Dina Kashan alias Dina in der Roten Sonne. Als Tochter irakischer Eltern in Jordanien geboren und aufgewachsen in Ägypten und Kanada, lebt Kashan heute als DJ in Berlin und reist nun regelmäßig nach München, um dort ihre Residency in der Sonne zu pflegen. Mit den sinistren Atmosphären ihrer brettharten Techno-Sets wird sie sich gewiss ganz wunderbar in die bevorzugte Soundpalette des Kellerclubs am Maximiliansplatz einfügen und darf bei ihrer Premiere denn auch direkt über die ganz große Distanz ran: all night long. 

Und damit abschließend zu Einem, der bereits seit Langem als DJ, Produzent und begehrter Remixer von sich reden macht: Stefan Kozalla, besser bekannt als DJ Koze. Seit seinen Anfängen als Teil der Hamburger Hip-Hop-Combo Fischmob und deren Debüt „Männer können seine Gefühle nicht zeigen“ von 1995 hat Kozalla als DJ und Produzent einen Stil entwickelt, der ebenso eklektisch wie psychedelisch daherkommt, dabei aber vor allem eine Verbindung von relativem Seltenheitswert in der elektronischen Musik mitbringt: sonnigen Humor und Pop-Appeal. Am besten nachzuhören in seiner neuen Single „Wie schön du bist“, die zusammen mit Arnim Teutoburg-Weiß von den Beatsteaks sowie den Düsseldorf Düsterboys entstand und zweifelsfrei zu den schönsten, vor allem aber auch poetischsten musikalischen Liebeserklärungen dieses Jahres zählt. Sollte man sich anhören, genauso wie sein DJ-Set am 16. November im Blitz Club.

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