Süddeutsche Zeitung

Stadtrat:Ein Advent, der nicht endet

Münchens Christkindlmärkte sollen in diesem Jahr größer werden und deutlich länger dauern. Wie lange genau, darüber wird noch diskutiert - genauso wie über Corona-Maßnahmen.

Von Anna Hoben

Weihnachten könnte diesmal bis nach Dreikönig dauern: Die Stadt plant, den Christkindlmarkt zu verlängern, und zwar bis zum 10. Januar. Das Wirtschaftsreferat hat eine entsprechende Vorlage ausgearbeitet, über die der Wirtschaftsausschuss im Stadtrat am kommenden Dienstag abstimmen soll. Starten soll der Markt am 23. November, nach Heiligabend könnten die Standbetreiber ihre Stände freiwillig aufgebaut lassen - insgesamt sieben Wochen lang.

Um die Händler zu unterstützen, will die Stadt zudem 129 000 Euro für den Markt zuschießen und das Standgeld um 50 Prozent reduzieren. Um das Treiben zu entzerren, soll der Christkindlmarkt in die Neuhauser Straße bis zum Karlstor und in die Sendlinger Straße Richtung Sendlinger Tor ausgeweitet werden. Auch die Betreiber der übrigen Weihnachtsmärkte sollen die Möglichkeit zur Verlängerung bekommen. Dies alles unter dem Vorbehalt, dass die Märkte auch kurzfristig abgesagt werden können - je nachdem, wie sich das Infektionsgeschehen in der Stadt entwickelt.

Die Parteien äußern sich auf Nachfrage zustimmend, sehen aber teils im Einzelnen noch Gesprächsbedarf. Die Grünen wollen der Vorlage zustimmen. "Wir müssen das jetzt mal so ausprobieren", sagt Stadtrat Beppo Brem. Man habe zunächst generell etwas Bedenken gehabt, ob der Glühweinausschank "den Abstandsregeln förderlich ist" - doch das Risiko müsse man nun eingehen, zumal es kaum realistische Alternativen gebe. Zweitens müsse die Verwaltung dafür sorgen, dass dann nicht "vor jedem gastronomischen Betrieb ein Glühwein- oder Essensstand" stehe. Auch die SPD zeigt sich grundsätzlich aufgeschlossen.

Über die genaue Laufzeit des Marktes müsse man aber noch diskutieren, sagt Fraktionschefin Anne Hübner. Die räumliche Entzerrung ergebe Sinn, auf diese Weise könne vielleicht sogar "mehr weihnachtliche Stimmung aufkommen", glaubt sie. Die CSU signalisiert ebenfalls Zustimmung. Die Pläne böten einen guten Kompromiss zwischen den Marktbeschickern und den Wirten in der Stadt, sagt Fraktionschef Manuel Pretzl. "Ich glaube, das ist in Zeiten von Corona das Beste, was man rausholen kann."

Zwischen den Ständen sollen Abstände von mindestens fünf und bis zu zehn Metern eingehalten werden

Eine im Auftrag des Deutschen Schaustellerbundes erstellte Machbarkeitsstudie war im September zu dem Schluss gekommen, dass Weihnachtsmärkte in Bezug auf den Infektionsschutz als gut vertretbar einzustufen seien - weil Hygienevorschriften gut eingeübt und Weihnachtsmärkte als Freiluftveranstaltungen weniger risikobehaftet seien als solche in geschlossenen Räumen. Freilich unter bestimmten Voraussetzungen: Vergrößerung und damit Entzerrung des Marktgebiets, besinnliches und ruhiges Ambiente, Umsetzung der Verordnungen zur Außengastronomie auch auf dem Markt, kontrollierter Alkoholausschank und die Umsetzung von Hygienekonzepten.

So sollen nach den Plänen der Verwaltung zwischen den Ständen Abstände von mindestens fünf und bis zu zehn Metern eingehalten werden. Alle Betriebe, die Speisen und/oder Getränke verkaufen, sollen abgegrenzte Gastronomiebereiche mit Stehtischen erhalten. Um die Besucherströme zu regeln und die Einhaltung der Maskenpflicht beim Einkauf an den einzelnen Ständen zu kontrollieren, sollen mehr Ordnungskräfte eingesetzt werden. Eine maximale Besucherzahl festzulegen, hält das Referat nicht für möglich.

Für das Winter-Tollwood auf der Theresienwiese schlägt die Stadtverwaltung vor, ebenfalls die Fläche zu vergrößern und die Höhe der Platzmiete zu halbieren. Zelte soll es keine geben. Die Fläche soll in drei Themenbereiche aufgeteilt, die Anzahl der Markt- und Gastronomiestände reduziert werden. Beim Tollwood sollen auch die Besucherzahlen begrenzt werden. Die Silvesterparty soll ausfallen.

Die Stadt erhofft sich von dem verlängerten weihnachtlichen Geschehen in der Stadt auch eine Stärkung des Tourismus, der wegen der Coronakrise stark gelitten hat. Mit den Weihnachtsmärkten, inklusive den zusätzlich privat organisierten in den Stadtvierteln, gebe es einen "konkreten, attraktiven Anlass, zu einem Besuch Münchens zu motivieren", heißt es in der Vorlage.

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Quelle:
SZ vom 10.10.2020/wean
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