Von Winterworld bis Mondscheinexpress:Vorglühen für den Advent

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Seit dem "Anleuchten" am vergangenen Freitag herrscht auch auf dem Viktualienmarkt weihnachtliche Stimmung. (Foto: Leonhard Simon)

Am Montag wird der Christkindlmarkt im Zentrum eröffnet. Doch viele Münchner können es nicht erwarten – und strömen schon vorher zu den vielen Glühweinständen und Wintermärkten in der Stadt. Wo sich ein Besuch lohnt.

Von Andreas Schubert

Einen besseren Namen hätte sich das Kommunalreferat zur Eröffnung des Winterzaubers am Viktualienmarkt kaum einfallen lassen können. „Anleuchten“ heißt die Zeremonie, bei der Münchens neue Kommunalreferentin Jaqueline Charlier am Freitag erstmals die Weihnachtsbeleuchtung am Maibaum mit einem symbolischen Knopfdruck einschaltete. Bis 4. Januar wird der Mai- oder besser Winterbaum im besten Glanz strahlen, den LED-Leuchten herzugeben vermögen. Sich einen anleuchten: Genau das haben auch all jene vor, die sich geduldig in die Schlange reihen, um sich für fünf Euro einen Glühwein zu holen. Statt „Der Winterzauber ist eröffnet“ hätte die Referentin passender „O’gleicht is“ rufen können – vielleicht ein Vorsatz fürs nächste Jahr.

Glühwein gibt es am Viktualienmarkt übrigens schon seit mehr als einer Woche, wer keinen zuckrigen, warmen Alkohol mag, bekommt auch immer noch kaltes Bier ausgeschenkt. Bis zum Abend herrscht hier Trubel, vor Schnee und Regen schützen überdachte Tische, die an Futterkrippen im Wald erinnern.

Auch am benachbarten Alpenwahn vor der Schrannenhalle wird schon seit Mitte November eifrig für Weihnachten vorgeglüht, 6,50 Euro kostet hier der „Alpenglüher“ genannte Glühwein. Und weil der Wahn in München stattfindet, gibt es hier auch Bier (fünf Euro) und selbstverständlich Schampus zu 109 Euro.

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Der Andrang an den Märkten zeigt, dass sich die Münchner kaum früh genug in Adventsstimmung bringen können. Auf die Eröffnung des offiziellen städtischen Christkindlmarktes an diesem Montag wollen viele nicht warten. Die Adventszeit verschiebt sich immer weiter nach vorne, zwischen Oktoberfest und Weihnachtsmärkten bleibt kaum noch Zeit zum Durchschnaufen.

Bereits seit 8. November ist in Freimann die Winterworld geöffnet, mit Riesenrad und Eislauffläche auf dem Gelände vor der Motorworld. Diese wiederum ist ein Showroom für exklusive Autos und eine Event-Location im ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerk. Hier sind das ganze Jahr über viele teure Fahrzeuge zu bestaunen, vor Weihnachten steigt vor der historischen Halle eine Art amerikanisierte Winterwiesn, dieses Jahr zum zweiten Mal. Am Samstagabend drängeln sich Tausende Besucher vor den Buden, zwischen denen auch ein paar Oldtimer in garagenartigen Vitrinen platziert sind.

Eine Art amerikanisierte Winterwiesn gibt es dieses Jahr zum zweiten Mal in der Freimanner Motorworld. (Foto: Robert Haas)
Ein paar Autos in Vitrinen dürfen dabei natürlich nicht fehlen. (Foto: Robert Haas)

Es ist ein bisschen wie in US-Filmen: Kinder können sich mit dem Nikolaus, der eher einem amerikanischen Santa Claus ähnelt, fotografieren lassen. Einen Unterschied sieht der Nachwuchs hier vermutlich schon lange nicht mehr.

Die Ansammlung von Buden ist enorm, das kulinarische Angebot mal mehr, mal weniger weihnachtlich: Vom Käsefondue in der Hotdog-Semmel über Thai-Nudeln bis zu Burger und Süßkram jedweder Art gibt es so ziemlich alles, womit man sich Winterspeck anfuttern kann. Einfachen Glühwein zum Runterspülen gibt es für 4,50 Euro, für ausgefallenere Sachen wie Hot Willi oder Hot Caipi werden dann schon acht Euro fällig.

Auch in der Residenz hat das Weihnachtsdorf schon geöffnet. (Foto: Catherina Hess)

Auch das Weihnachtsdorf in der Residenz hat schon seit 18. November geöffnet, der Wintermarkt am Flughafen seit dem 15., das Winterwunderwerk im Werksviertel seit dem 14. Und weil sich all die Budenansammlungen auch namentlich voneinander abgrenzen wollen, zeigen sich die Macher durchaus kreativ: Da gibt es unter anderem den Winterrausch im Hexenhaus in Untergiesing, die Sternenflotte auf der Alten Utting in Sendling (Start: 5. Dezember), den Märchenbazar im Olympiadorf (Start: 28. November), den Weihnachtszauberwald in Bogenhausen und den Mondscheinexpress am Bahnwärter Thiel im alten Viehhof in der Isarvorstadt.

Der Mondscheinexpress am Bahnwärter Thiel zieht ein jüngeres Publikum an. (Foto: Catherina Hess)

Letzterer ist fest in der Hand der jüngeren Generation. Hier spielen Live-Bands, die vegane Fleischerei verkauft fleischlosen Leberkäs, hier fühlen sich auch Leute wohl, die Weihnachtsmärkte sonst nicht mögen.

Nach Bogenhausen dagegen zieht es die Glühwein-Liebhaber, denen es bei einer Auswahl von 35 verschiedenen Glühwein-Kreationen (Empfehlung unter anderem: Wolfsblut für 5,50 Euro) nichts ausmacht, dass sie – wenig romantisch – in Zelten hinter durchsichtigen Plastikverkleidungen sitzen.

An diesem Montag beginnt im Zentrum dann auch offiziell die Vorweihnachtszeit, nicht nur am Marienplatz. Gleichzeitig werden auch die Märkte am Sendlinger Tor und am Rindermarkt und der Mittelaltermarkt am Wittelsbacherplatz eröffnet. In der Isarvorstadt glitzert es auch wieder beim Pink Christmas auf dem Stephansplatz. Die Feuerzangenbowle, die sonst am Isartor zu finden ist, wird dieses Jahr an der Blumenstraße hinter der Schrannenhalle ausgeschenkt.

An Angebot mangelt es jedenfalls nicht. Auf einer Karte im Netz verzeichnet die Stadt auf der Seite muenchen.de 27 über alle Stadtviertel verteilte Märkte. Auch die Nachfrage ist seit dem Ende der Corona-Pandemie enorm. 2022 zählte das Wirtschaftsreferat alleine auf dem Marienplatz drei Millionen Besucher, 2023 waren es mit 3,1 Millionen noch ein paar mehr.

Wer dem Weihnachtsrummel ein Weilchen entkommen will, findet im Prunkhof des Rathauses etwas weniger Gedränge vor. Hier schenkt die Gemeinde Antdorf im Landkreis Weilheim-Schongau Glühwein aus. Sie hat dieses Jahr den Christbaum für den Marienplatz gespendet. Der kann sich, nicht nur wegen der 3000 Kerzen, heuer durchaus sehen lassen.

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